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Karl Christian GMELIN, deutscher Botaniker und Naturforscher
* 18. März 1762 in Badenweiler
† 26. Juni 1837 in Karlsruhe
Karl Christian Gmelin war Sohn eines Pfarrers und jüngerer Bruder des Kupferstechers Wilhelm Friedrich Gmelin. Nach sechsjährigem Studium der Medizin, mit besonderer Bevorzugung der Naturwissenschaften, an den Universitäten Straßburg und Erlangen, erwarb sich Gmelin 1784 in Erlangen den Doktorgrad und in Karlsruhe die Zulassung als praktischer Arzt. Außerdem lehrte er Naturgeschichte am dortigen Gymnasium, ein Amt, das er volle 50 Jahre versah.1786 wurde ihm auch die Direktion des fürstlichen Naturalien-Cabinets und die Aufsicht über die botanischen Gärten übertragen. 1794 brachte er die fürstlichen Sammlungen nach Ansbach. Die zweieinhalb Jahre, die er dort blieb, benützte er zu Studien in dem nahen Erlangen. Das wachsende Naturalien-Cabinet zeigt seinen Sammeleifer und der ihm anvertraute botanische Garten stand in den Kreisen der Naturforscher seiner Zeit in hohem Ansehen.
Dem Garten galten auch seine ersten Schriften: die beiden Auflagen des Catalogus plantarum horti Carlsruhani (1791 und 1800), denen 1811 noch ein Hortus Magni Duci Badarum Carlsruhanus folgte. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet C. C. Gmel. Sein Hauptwerk ist die Flora Badensis Alsatica et confinium regionum cis et transrhenana, das wegen seiner guten Speziesbeschreibung und sorgfältigen Zitierens der Literatur für seine Zeit mustergültig war. Das 1809 erschienene Buch Ueber den Einfluß der Naturwissenschaften auf das gesamte Staatswohl, zeigt, dass G. durchaus die Bedeutung wissenschaftlicher Arbeit für das Gemeinwesen im Auge hatte.
Für den Weinbau bedeutend ist seine Beschreibung der damals in den Rheinauen häufigen europäischen Wildrebe Vitis sylvestris C. C. Gmel. bzw. Vitis vinifera subsp. sylvestris C. C. Gmel. bzw. Vitis gmelinii Buttler in seiner Flora Badensis Alsatica. Außerdem hat er 1821 in den Verhandlungen des landwirtschaftlichen Vereins in Ettlingen die Barttraube (Laska) beschrieben, die als Wundertraube für regen Gesprächsstoff gesorgt hatte.
Quellen:
- Gmelin, Moriz: Gmelin, Karl Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 271–272. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118966243.html#adbcontent (24.04.2024).
- Gmelin, Carolus Christiano: Flora Badensis Alsatica. Tom. 1–4. Carlsruhae 1805–1826.
- https://www.ipni.org/n/urn:lsid:ipni.org:names:69086-1 (24.04.2024).
Ernst Rühl, Geisenheim, April 2024
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Ludwig Linsbauer, Botaniker, Leiter der Lehranstalt Klosterneuburg
Ludwig Linsbauer studierte an der Universität Wien Naturwissenschaften und promovierte 1893 zum Dr. phil., 1897 legte er die Lehramtsprüfung für Naturgeschichte ab und wurde um 1900 Professor am Gymnasium in Pola, 1902 am Staatsgymnasium in Wien-Währing. 1906 wurde er an das Önologisch-Pomologische Institut (später Lehr- und Versuchsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau) in Klosterneuburg berufen und übernahm zunächst den Unterricht in Anatomie, Morphologie sowie Systematik und Beschreibung der Kulturpflanzen. Daneben beschäftigte er sich mit Fragen der Rebenzüchtung und setzte sich für eine eigene österreichische Rebenzüchtungsanstalt ein. Mit Unterstützung von Franz Kober, der seit 1919 Weinbaureferent im Staatsamt für Landwirtschaft war, wurde 1921 an der Höheren Staatslehranstalt für Wein- und Obstbau eine Bundesrebenzüchtungsanstalt errichtet, zu deren ersten Leiter Ludwig Linsbauer bestellt wurde. Er gab dieses Amt jedoch bereits Ende des gleichen Jahres an Friedrich Zweigelt ab, da er am 1. Januar 1922 Direktor der Lehranstalt in Klosterneuburg wurde. In der Folge fehlte es für die neue Bundesrebenzüchtungsanstalt an finanziellen Mitteln, die ab 1922 durch einen Rebenzüchtungsausschuss mit Rebenzüchtungsfonds gemildert werden konnten. Obmann des Ausschusses und Fonds war L.
Er erteilte auch als Direktor der Lehranstalt weiterhin Unterricht in Botanik und Pflanzenkrankheiten. 1924 wurde er zum Hofrat ernannt und 1927 in den Ruhestand versetzt. Linsbauer veröffentlichte neben einer Reihe von Arbeiten über Anatomie und Physiologie der Pflanzen zahlreiche Artikel in weinbaulichen Fachzeitschriften über verschiedene Zweige der angewandten Botanik sowie einige Monographien über Krankheiten von Nutzpflanzen. Er war Ausschussmitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft Wien und Obmann der von ihm begründeten Sektion für angewandte Botanik.
Ernst Rühl, Geisenheim, Dezember 2023
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Fritz LENZ, Prof. Dr. Dr. h.c., Professor für Obst- und Gemüsebau an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Nach einer Landwirtschaftslehre begann Lenz 1954 ein Studium der Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim, das er 1960 mit der Promotion abschloss. Nach einer 5-jährigen Forschungstätigkeit in Australien, setzte L. seine wissenschaftliche Laufbahn an der TU Berlin fort, wo er 1969 habilitierte und danach die dortige Professur für Obstbau übernahm. Es folge 1976 der Ruf an die Universität Bonn als Institutsdirektor des Instituts für Obstbau und Gemüsebau, wozu auch zwei Versuchsstationen gehörten. Unter seiner Leitung entwickelte das Institut eine hohe internationale Ausstrahlung und Wertschätzung mit zahlreichen Gastwissenschaftlern aus aller Welt, wie USA, England, Israel, Polen, Indien, Ägypten, Neuseeland und Australien. Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeit war die Pflanzenphysiologie von Obst- und Gemüsepflanzen mit Schwerpunkt der Photosynthese, wo L. den fördernden Einfluss der Frucht auf die Photosynthese nachweisen konnte. Unter seiner Führung wurden bereits sehr früh Untersuchungen zu den Auswirkungen des Klimawandels durchgeführt. Auch durch die beiden Versuchsstationen blieb L. ein Mann der Praxis, einer praxisnahen Forschung und der praktischen Umsetzung von Forschungsergebnissen. L. initiierte zahlreiche internationale wissenschaftliche Tagungen in Bonn. Sein wissenschaftliches Wirken spiegelt sich in über 300 Publikationen, mehr als 100 Promotionsarbeiten sowie vier Habilitationen wider. Nach seiner Emeritierung 1997 intensivierte L. seine internationalen Kontakte insbesondere nach Osteuropa und der russischen Föderation.
L. hat zusammen mit seinen Bonner Kollegen Prof. Joachim Henze, Prof. Heinrich Zakosek und Prof. Helmut Becker aus Geisenheim, Weinbau als Wahlfach für Studierende der Agrarwissenschaften eingeführt, was die Hochschulausbildung für Weinbau förderte und zu einigen Promotionen zu weinbaulichen Themen an der Uni Bonn führte, zum Beispiel bezüglich der Ursachen der Stiellähme bei Rebsorten, betr. physiologischen und ökologischen Wirkungen auf die Qualität von Sultana-Trauben, betr. CO2- und Kohlenhydratstoffwechsel verschiedener Rebsorten in Abhängigkeit von Klimafaktoren etc.
Ernst Rühl, Geisenheim, Dezember 2023
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Fardossi, Adel (1940–2022), Pflanzenschutzexperte, Hochschullehrer
Adel Fardossi wurde als Sohn eines Landwirtes in Aleppo geboren. Nach Beendigung der Schulzeit (Abitur 1962) verließ er Syrien und kam 1963 nach Wien. Von Oktober 1963 bis Juni 1964 absolvierte er einen Vorstudienlehrgang für ausländische Studierende an der Hochschule für Welthandel in Mödling, inskribierte dann für zwei Jahre an der Hochschule für Welthandel in Wien und studierte ab Oktober 1966 Landwirtschaft, Studienzweig Pflanzenproduktion an der Universität für Bodenkultur. Nebenbei arbeitete er in einem Weinbaubetrieb in Grinzing. Mit seiner Diplomarbeit zum Thema „Weinbau in Syrien“ beendete er im Sommer 1978 sein Studium erfolgreich. An seiner Promotionsarbeit mit dem Titel „Untersuchungen zur Eisenphysiologie der Weinrebe im Zusammenhang mit der Chlorose“, die er mit Auszeichnung absolvierte, arbeitete er im Forschungszentrum Seibersdorf. Am 30. Juni 1983 wurde ihm der akademische Grad „Doktor der Bodenkultur (Dr. rer. nat. techn.)“ verliehen. Danach befasste er sich im Rahmen eines postgraduierten Stipendiums mit wissenschaftlichen Untersuchungen über die Chlorose im Weinbau. Als Jungakademiker absolvierte er von Dezember 1985 bis Juni 1987 ein Akademikertraining an der HBLAuBA Klosterneuburg, Abteilung Weinbau, anschließend wurde er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Biologie, Referat Botanik/Pflanzenschutz aufgenommen. Fardossi war als Erst‐ bzw. Ko‐Autor mit 27 Publikationen in den „Mitteilungen Klosterneuburg“ sehr produktiv. Er hat viele Fachartikel geschrieben und war vor allem oft als Vortragender bei lokalen Weinbauvereinen. Er war der Mitarbeiter, der den intensivsten Kontakt mit der Praxis gepflegt hat. Selbst nach seiner Pensionierung ließen sich noch Betriebe in Hinblick auf die Düngung von ihm beraten.
Fardossi hat die Traubenwelke (damals auch als Zweigeltkrankheit bezeichnet) aufgeklärt und erfolgreiche Gegenstrategien entwickelt. Er war international als Experte für die Rebenernährung angesehen und geachtet und wirkte in der internationalen Fachgruppe Weinbau‐Begrünung mit. Seine Mitarbeiter/‐innen lernten ihn als wohlwollenden, großzügigen, geduldigen und menschlich nahbaren Vorgesetzten kennen, der auch selbst mitanpacken konnte. Die Weingartenbegehungen mit ihm waren meist etwas anstrengend, da er selbst körperlich sehr fit war. Allerdings konnte er auch sehr direkt und fordernd sein – vor allem bei den Winzern; weil aber dabei auch sein Humor und seine Menschlichkeit nicht zu kurz kamen, hat ihm dies niemand übelgenommen. Am 31. März 2006 endete sein Dienstverhältnis, auch wenn Fardossi gerne weitergearbeitet hätte, aber aufgrund seines Alters (65. Geburtstag im Jahr 2005) wurde er seitens des Ministeriums sozusagen „in den Ruhestand geschickt“. In der Pension liebte er es vor allem in seinem Garten zu arbeiten, wo er Obstbäume, Reben, Blumen und Gemüse zog. In seinen letzten Jahren war er gesundheitlich sehr angeschlagen; sein Tod am 29. August 2022 war eine Erlösung von langen Leiden.
Rudolf Nickenig, Remagen, Dezember 2023
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Antes, Vinzenz (1929 – 2017)
Vinzenz Antes besuchte die Volksschule und Realschule in Heppenheim, danach war er als Jugendlicher gegen Kriegsende noch im Wehrdienst. 1946 begann er bei Vincenz Laumann – seinem Großvater und Ehrenbürger der Stadt Heppenheim – eine vom Besuch der Landwirtschaftsschule flankierte Winzerlehre. 1948 absolvierte er ein Praktikum im Versuchsgut Blankenhornsberg am Kaiserstuhl.
Es folgte das Studium an der Lehr- und Forschungsanstalt Geisenheim mit Abschluss als Weinbautechniker. Nach vorübergehender Tätigkeit im Heppenheimer Rebmuttergarten (1951) folgte ein zweijähriges Beschäftigungsverhältnis als kellertechnischer Berater bei Boehringer Ingelheim. Im Auftrag des Unternehmens konnte er bei Versuchsreihen in sämtlichen deutschen Anbaugebieten Erfahrungen sammeln.
1952 machte er sich parallel dazu als Rebveredler und Winzer selbständig und wurde 1954 Mitglied im Starkenburger Winzerverein (später „Bergsträßer Gebietswinzergenossenschaft“, zuletzt „Bergsträßer Winzer eG“). 1956 wurde er in den Aufsichtsrat des Starkenburger Winzervereins gewählt. 1959 wechselte er in den Vorstand und wurde 1961 dessen Vorsitzender bis zum Jahr 1995.
Schon 1955 wurde er in den Vorstand des Weinbauverbandes Hessische Bergstraße gewählt und lenkte diesen als Vorsitzender 43 Jahre lang bis 1998. In dieser Funktion war er auch viele Jahre Mitglied des Vorstandes des Deutschen Weinbauverbandes e. V. (DWV). Sowohl in der Bergsträßer Winzer eG als auch im regionalen Weinbauverband wurde er zum Abschied zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Mit seiner Rebenveredlung trug er entscheidend zum planmäßigen Wiederaufbau mit Pfropfreben bei und setzte sich im Weinbauverband und der Genossenschaft für die Belange der Winzer ein. Unter seiner Leitung wurden ca. 40 km Weinbergswege in Selbsthilfe durch die Winzer befestigt, die Winzergenossenschaft wurde ab 1959 in mehreren Bauabschnitten ausgebaut; sie wurde zur größten Hessischen Erzeugergemeinschaft und verarbeitet heute den größten Teil der Trauben des Gebiets und weitere von der benachbarten badischen Bergstraße. Er kämpfte erfolgreich für die Selbständigkeit des Anbaugebietes „Hessische Bergstraße“ (1971) und für die Einführung des Steillagenprogramms des Landes Hessen, auch für den Rheingau.
Ehrungen:
Quellen:
Ernst Rühl, Geisenheim
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Eugène KUHLMANN – Rebenzüchter, Institutsleiter
* 21. November 1858 in Beblenheim (département 68 Haut-Rhin)
† 03. Mai 1932 in Colmar
Vater: Jean Chrétien Kuhlmann, Weinbauer
Mutter: Anna Maria, geb. Betz
⚭ 18. August 1897 Emma Elise Marter, Rixheim (*1872–?)
Kinder:
- Eugène Charles Kuhlmann (1898–1970), Professor an der Ecole Nationale des Ingénieurs de Strasbourg
- Lucette Kuhlmann
Eugène Kuhlmann (auch deutsch Eugen Kühlmann, die Aussprache des Nachnamens ist in beiden Sprachen identisch) wurde am 21. November in Beblenheim im Elsass geboren. Nach seiner Schulzeit arbeitete er auf dem Weingut seines Vaters Jean-Chrétien Kuhlmann als Winzer in seinem Heimatort.
Der Kampf gegen die Reblaus, die ab den 1870er Jahre im Elsass auftrat, könnte ihn in Kontakt mit Chrétien Oberlin gebracht haben, der ebenfalls aus Beblenheim stammte und dort das Amt des Bürgermeisters innehatte. 1885 wurde K. Privatsekretär von Oberlin. 1897 war er als Assistent von Oberlin an der Gründung des Institut Viticole Oberlin beteiligt und übernahm dessen technische Leitung.
Nach dem Tod Oberlins 1915 übernahm K. die Leitung des Instituts, die er bis zum 1. Oktober 1926 innehatte. Er machte sich insbesondere einen Namen als Rebenzüchter und entwickelte reblausresistente Sorten wie Maréchal Foch, Lucy Kuhlmann (benannt nach seiner Tochter), Triomphe d’Alsace oder Léon Millot, die teils weit über die Grenzen des Elsass hinaus Verbreitung fanden. Neben der Reblausresistenz waren die Resistenz gegen Pilzkrankheiten und Frostbeständigkeit wesentliche Parameter seiner Arbeit. Als Mitarbeiter der Revue de Viticulture und anderer Fachblätter äußerte er sich in französischer und deutscher Sprache aber auch zu Themen wie dem Rebschnitt oder der Kompatibilität von Unterlagen.
Für seine Arbeiten erhielt er die Auszeichnung Ordre du Mérite Agricole und 1919, kurz nach der Rückkehr des Elsass zu Frankreich, den Prix Parandier de l’Académie d’Agriculture de France (mit Chrétien Oberlin).
Ehrungen :
- Ordre du Mérite Agricole
- Prix Parandier de l’Académie d’Agriculture de France 1921
Veröffentlichungen (Auswahl):
- Die Zukunft des Weinbaus oder Selektion, Saatkultur, Hybridisation der Rebe und Mendelismus. Bulletin de la Société des Sciences, Agriculture et Arts de la Basse-Alsace, Band 48, 1914, S. 41 ff.
- Les Cépages d’Alsace et de Lorraine. Revue de viticulture, 8. Juli 1920, S. 21–25, 15. Juli 1920, S. 43–46
- Les vignes en cordon horizontaux à coursons doubles (alias système Royat). Revue de viticulture, 14 April 1921, S. 271-274
- Le Goldriesling ou Riesling Doré. Revue de viticulture, 27. Januar 1927, S. 57 f.
- L’Hybridation de la vigne et la création d’hybrides producteurs directs. Revue de viticulture, 18. Oktober 1923, S. 253–260
- Cours de greffage pour la vigne. Revue de viticulture, 18. Mai 1922, S. 389
- L’Alsace viticole et vinicole en 1922. Revue de viticulture, 30. November 1922, S. 346–350
- Les porte-greffes en Alsace et Lorraine et la question d’affinité. Revue de viticulture, 17. Mai 1923, S. 366–369
- Encore un avis sur l’affinité des porte-greffes. Revue de viticulture, 22. November 1923, S. 336 f.
Quellen:
- Rapport fait, au nom de la section des cultures spéciales par M. Prosper Gervais, sur l’attribution du Prix Parandier pour 1919. Comptes rendus des séances de l’Académie de l’Agriculture de France. Académie d’Agriculture de France, Paris 1920, S. 202-206
- Journal Agricole d’Alsace-Lorraine du 6 novembre 1926, 54 Jg. N. 45, S. 1003 f.
- État civil décès ville de Colmar de 1932, Eintrag 351 (Stadtarchiv Colmar)
- Colmarer Neueste Nachrichten vom 4 Mail 1932, 12. Jg. N. 124, S. 3
Autorin:
Karoline Knoth, Mersault
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Pierre HUGLIN – Agrarwissenschaftler, Rebenphysiologe
* 9 März 1924 in Munster (Elsass, département 68 Haut-Rhin)
† 3 August 2015 in Munster
⚭ 1953 Anne-Marie Marthe Braesch
Kinder: Jean-Georges Huglin, Michel Huglin
Pierre Huglin besuchte die Grundschule in Munster und anschließend das Gymnasium in Colmar, das er mit dem Abitur in Naturwissenschaften abschloss. Er studierte Agrarwissenschaften in Montpellier 1945 und erwarb das Diplom als Agraringenieur.. Danach wurde er Mitarbeiter des INRA (Institut national de la recherche agronomique, heute INRAE) in Colmar, wo er sein gesamtes Arbeitsleben verbrachte. Von 1958 bis 1986 war er der Leiter der Station de recherches viticoles et oenologiques, von 1963 bis 1968 sowie von 1975 bis 1978 Institutsleiter.
Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeiten waren die Physiologie, Ökologie und Morphologie der Rebe mit zahlreichen Veröffentlichungen zu diesen Themenbereichen. Die wichtigste Veröffentlichung war sein Lehrbuch „Biologie et écologie de la vigne“, in dem er 1986 die Möglichkeit beschrieb, die Anbaueignung einer Rebsorte für einen bestimmten Standort anhand der Tagesmittel- und Tagesmaximal-Temperaturen zu ermitteln.
Dieser Huglin-Index ist im Prinzip die Summe des arithmetischen Mittels der effektiven Tagesmittel (Temperatur über 10°C) und der effektiven Tagesmaxima im Verlauf der Vegetationsperiode vom 1. April bis zum 30. September. In der Südhemisphäre müssen die Zeitspannen der Vegetationsperiode entsprechend angepasst werden. Je nach optimalem Huglin-Index werden die Rebsorten in verschiedene Kategorien eingeteilt.
Der Huglin-Index erlaubt es, anhand der Temperaturen die Anbaueignung eines Standorts für verschiedene Rebsorten zu ermitteln. Insbesondere in der neuen Weinwelt, wo das Wissen um die Eignung eines Standorts für verschiedene Rebsorten fehlt, ist die Einteilung von H. sehr wichtig und wird sehr häufig verwendet und zitiert. Zudem gewinnt der Huglin-Index aktuell an Bedeutung, da er die Veränderung der Rebsorten-Eignung eines Weinanbaugebiets in Folge des Klimawandels beschreiben kann.
H. war neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit engagiert in der Kirchengemeinde und der Gemeinde Breitenbach bzw. Munster. Von 1977 bis 1981 war er stellvertretender Bürgermeister, von 1981 bis 1983 Ratsmitglied und von 1983 bis 1995 Bürgermeister der Gemeinde Breitenbach.
Ehrungen:
- Chevalier de la Légion d’honneur
- Officier de l’ordre national du Mérite
- Commandeur de l’ordre du Mérite agricole
Veröffentlichungen (Auswahl):
- Recherches sur les bourgeons de la vigne: initiation florale et développement végétatif. Institut national de la recherche agronomique, Paris 1959.
- Le vignoble d’Alsace et ses vins. Comité interprofessionel du vin d’Alsace. Colmar 1975.
- Biologie et écologie de la vigne. Payot, Technique et Documentation Lavoisier, Lausanne et Paris 1986. 2. Auflage in Zusammenarbeit mit Christophe Schneider, Tec & Doc Lavoisier, Paris 1998.
- Zahlreiche weitere Veröffentlichungen zur Physiologie, Ökologie und Morphologie der Reben.
Quellen:
- Plaquette „50 ans de recherche 1946-1996“. INRA Colmar 1996
- Nachruf in : Les Dernières Nouvelles d'Alsace - 12 août 2015
- Gemeinde Munster, Acte de décès 2015, nbo. 68: Pierre HUGLIN (Pierre Edouard Henri HUGLIN) „décédé le 3 août 2015 à l'age de 91 ans et né sur la même commune le 9 mars 1924“. Acte numéro 68 (online https://www.acte-deces.fr/acte-de-deces-munster-68-2015, abgerufen am 22.3.2023
- Über die Auszeichnung Légion d’honneur: Le Monde du 6 avril 1988
Autoren:
Ernst Rühl, Geisenheim und Karoline Knoth, Mersault
Abbildungsnachweis:
Credit INRAE Colmar
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Wilhelm HAAG - Weingutsbesitzer
*07.06.1937 in Brauneberg
† 16.12.2020 in Brauneberg
Vater: Fritz Haag
Mutter: Else Haag
⚭1965 mit Ilse Sattelberger
Kinder: 2 Söhne
Als Wilhelm Haag 1957 seinen ersten Wein erzeugte, wurde er vom kritischen Vater wegen einer nicht optimalen Riesling Beerenauslese gerügt. Das war ihm für sein ganzes Leben lang eine Lehre. Und er war damit motiviert, aus jedem Jahrgang das Optimale herauszuholen. Schon zwei Jahre später wurde eine Trockenbeerenauslese vom Senior gelobt. Edelsüße Weine vom Riesling (keine andere Sorte interessierte ihn als Winzer) nahm er gern mit, wenn es ihm die Natur schenkte. Aber der Mann mit dem berühmten „eisernen“ Händedruck hatte auch viel übrig für zarte, filigrane Weine mit feiner Frucht, ebenso wie für herrlich mineralische herbe Gewächse, die eines gemeinsam hatten: ihre extreme Haltbarkeit.
„Willem“, wie ihn seine Freunde nannten, war kein Einzelkämpfer, sondern ein Teamplayer, der aber auch unbequeme Wahrheiten aussprechen konnte, unter anderem in seiner Funktion als langjähriger Vorsitzender des Großen Ring, VDP-Mosel-Saar-Ruwer. 20 Jahre lang, von 1984 bis 2004 stand er dem Verein, bei dem die Familie Gründungsmitglied ab 1908 war, vor und predigte das Rezept für Erfolg und bedeutende Weine, nämlich „Qualität, Qualität und nochmals Qualität“ (das nicht immer bei allen Mitgliedern Gehör fand). Neben dem regionalen VDP fand H. auch Zeit, sich in den Vorstand des Bundesverbandes einzubringen. Sein Wirken und sein Vorbild trugen auch dazu bei, dass sich das Image des Mosel-Weines, das vor allem in den achtziger Jahren nicht gerade optimal war, merklich verbesserte.
Weil sich H. in der Zeit des Weinwerdens oft lang im Keller aufhielt, war er froh und dankbar, dass ihm seine Gattin Ilse (Ille) für geschäftliche Belange den Rücken freihielt und dazu beitrug, dass die beiden Söhne Thomas und Oliver erstklassige Mosel-Winzer wurden. Oliver übernahm das Weingut Fritz Haag in Brauneberg, Thomas wurde für den Wiederaufbau des Weingutes Schloss Lieser vom Vater gefördert. Dieser konnte sich Jahre später über stolze Ehrungen von Medien über die Weine der nächsten Generation freuen.
Was „Willem“ besonders auszeichnete, war die immer zwar direkte, doch stets menschliche Art. Er hatte seine Prinzipien, war aber auch Menschenfreund und hatte für manches Problem anderer gute Ratschläge. Kurz vor Weihnachten 2020 verlor eine der größten deutschen Winzer-Persönlichkeiten der Nachkriegszeit den längeren Kampf gegen eine heimtückische Krankheit.
Ehrungen:
Verleihung der Goldenen Ehrennadel des Bundes-VDP
1994 erster „Winzer des Jahres“ im Wein-Gault Millau
Quellen:
Über drei Jahrzehnte Bekanntschaft mit dem Verfasser
Autor:
Rudolf Knoll, Schwandorf
Abbildung:
Familie Haag, Brauneberg
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Dr. Karl-Ludwig BIESER – Weinfachmann, Repräsentant der Winzergenossenschaften
* 16.01.1934 in Darmstadt
† 19.01.2015 in Niederbachem
⚭ Ingrid Bieser, geb. Voß (1937 – 2022)
2 Söhne
Seine Mutter stammte aus einem Weinbaubetrieb in Ingelheim, wo er auch aufwuchs und das Gymnasium besuchte. Nach einem zweijährigen weinbaulichen Praktikum studierte er von 1955 bis 1958 Agrarwissenschaft in Gießen. Nach einem einjährigen weinbaulichen Auslandsstudium in Frankreich schloss er sein Studium als Diplom-Landwirt und begann eine Dissertationsarbeit am Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre Gießen und Betriebs- und Wirtschaftslehre der Hessischen Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst und Gartenbau Geisenheim, die er 1962 erfolgreich abschloss. Von 1959 bis Ende 1964 war er Geschäftsführer des Weinbauverbandes Rheinhessen, ehe er als Leiter der Abteilung Weinwirtschaft zum Deutschen Raiffeisenverband nach Bonn wechselte. Seine Aufgabe war, die Interessen der deutschen Winzergenossenschaften zu koordinieren und gegenüber den Bonner Ministerien, den Brüsseler Behörden und anderen Organisationen und Institutionen zu vertreten. Von Beginn an war er im Vorstand des Deutschen Weinbauverbandes aktiv und ein wichtiger Koordinator der Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Weinbauverband und dem Deutschen Raiffeisenverband. Es lag in der Natur der Sache und der organisatorischen Konstellation, dass es im Tagesgeschäft zwischen den beiden Geschäftsstellen auch mal knirschte, aber in den großen Linien war es eine harmonische Zusammenarbeit.
Karl-Ludwig Bieser engagierte sich während seines gesamten Berufslebens für einen Zusammenschluss der Winzergenossenschaften im Absatz, insbesondere auch im Weinexport. Im Jahre 1972 wurde er Vorsitzender der Weinabsatzzentrale Deutscher Winzergenossenschaften, die in Bonn auch ein Fachhandelsgeschäft betrieb. Die Einzelinteressen der großen Winzergenossenschaften waren jedoch zu divergierend, so dass die Zentrale nicht den erhofften Erfolg brachte und schließlich geschlossen wurde.
Als langjähriges Mitglied des Aufsichtsrates des Deutschen Weinfonds, der Gremien des Deutschen Weininstituts und der Deutschen Weinsiegel GmbH sowie Mitglied des Vorstandes und Direktionsausschusses des Verbandes Deutscher Weinexporteure hatte er erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der weinrechtlichen und weinwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der deutschen Weinbranche. Gemeinsam mit der Führung des Deutschen Weinbauverbandes vertrat er die Interessen der Deutschen Weinerzeuger, insbesondere ihrer Genossenschaften, auf der europäischen Ebene im Weinausschuss von COPA-COGECA sowie im Beratenden Ausschuss für Wein bei der EG-Kommission. Auf der internationalen Ebene wirkte er in der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) als deutscher Sachverständiger mit.
B. galt als anerkannter Fachmann in vielen Belangen der Weinwirtschaft. In vorbildlicher Weise organisierte er Fachausschüsse, um die Meinungsbildung mit internen und externen Experten voran zu bringen. Seine außerordentliche Sachkenntnis hatte ihm auch Respekt bei den Vertretern der Weinwirtschaft eingebracht, die mit seinen weinbaupolitischen Positionen nicht einverstanden waren. Er liebte das sachliche Streitgespräch und vertrat dabei aufgrund seiner Erfahrung gerne traditionelle bzw. einmal beschlossene berufsständische Positionen, nicht zuletzt um dem Zeitgeist in der Weinwirtschaft auf den Zahn zu fühlen. Er war ein Mann mit Profil, aber auch mit Ecken und Kanten. Neben dem Weinbau hatte er vielerlei Interessen, politisch, kulturell vielseitig interessiert und gebildet, liebte insbesondere klassische Musik, war vielbelesen, sportlich aktiv und interessiert, so dass er stets ein kenntnisreicher und spannender Gesprächspartner war.
Veröffentlichungen:
Quellen:
Autor:
Dr. Rudolf Nickenig, Remagen
Abbildungsnachweis:
Deutscher Weinbauverband e.V.
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Karl Heinrich KOCH – Kaufmann, Weinsachverständiger, Autor
* 25.12.1841 in Herford
† 16.06.1928 in Mainz
⚭ 11.04.1874 in Mainz mit Sophia Amalia Ohaus
Koch erwarb sich große Verdienste bei der Entwicklung der Weinbauvereine und arbeitete sehr viele Jahre mit dem Generalsekretär des Deutschen Weinbauvereins, Heinrich W. Dahlem, zusammen. Unter anderem war er als Redakteur der Vereinszeitschrift „Weinbau und Weinhandel“ aktiv, zum anderen wirkte er an der Organisation der Weinbaukongresse und Ausstellungen mit. Gemeinsam mit Dern und Ziegenbein war er lange für den Betrieb der Weinkosthalle auf den DLG-Ausstellungen zuständig. Darüber hinaus war er ein geschätzter Sachverständiger und Berater in vielen Bereichen des Weinbaus. Mehrmals war er Referent auf Weinbaukongressen. Vor allem aber war er ein äußerst produktiver Autor von Weinbüchern und Artikeln in Weinfachzeitschriften. Bereits 1893 hatten ihn Winzer von Rhein und Mosel damit befasst, eine Streitschrift gegen die Weinsteuervorlage der Reichsregierung zu verfassen. Im Auftrag der Rheinhessischen Weinhändler schrieb er ein Buch über das Weinland Hessen, das die Teilnehmer des 21. Deutschen Weinbaukongresses in Mainz (1903) als Festgabe erhielten.
Veröffentlichungen:
• Zur Kritik der Weinsteuervorlage, Mainz 1893.
• Italienische Weine: Taschenbuch zur Orientierung über italienische Weine, Rebensorten, Weinpreise & Co., Mainz 1892.
• Die mittelrheinischen Handelsweine: Taschenbuch für Rheinweinkäufer, Mainz 1893.
• Ueber die älteste Geschichte des Weinbaues und seine Ausbreitung nach Deutschland, in: Bericht über die Verhandlungen des 13. Deutschen Weinbau-Congresses in Mainz im September 1894, Mainz 1895, S. 27-36.
• Moselwein: zu Lob und Preis des Moselweines, Mainz 1897.
• Schaumweinzoll und Schaumweinsteuer, Mainz 1900.
• Gesetz, betreffend den Verkehr mit Wein, weinhaltigen und weinähnlichen Getränken vom 24. Mai 1901 nebst Ausführungsbestimmungen, Mainz 1901.
• Das Weinland Rheinhessen, Mainz 1903.
• Rheingauer Weinfahrt: ein Wein- und Wanderbüchlein vom Strom der Ströme, Mainz 1908.
• Vom hessischen Rheinweinbau, in: Festschrift des Hessischen Weinbauverbandes: 27. Deutscher Weinbaukongreß (1. Kongreß des Deutschen Weinbauverbandes) zu Mainz vom 6. bis 11. September 1913, Mainz 1913.
• Deutsche Sektindustrie. Ein Rückblick auf ihr Werden und ein Ausblick in ihre Zukunft, Mainz 1923.
Quellen:
Auskunft (Heirats- und Sterbeurkunde) des Stadtarchivs der Landeshauptstadt Mainz vom 07.11.2022.
Karl Heinrich Koch †, in: Der Deutsche Weinbau 7 (1928), S. 347.
Autor:
Dr. Rudolf Nickenig, Remagen
- Kategorie: Persönlichkeiten A-Z
August Wilhelm PFEIFFER, Dr. agr. – Weinbaulehrer, Lehranstaltsleiter
* 23.4.1874 in Bad Kreuznach
† 27.09.1958 in Bad Kreuznach
Vater: Johann Pfeiffer, Zimmermeister
Mutter: Elisabetha, geb. Plager
⚭ am 04.06.1914 in Münster mit Erna Marie-Luise Paffrath (1889–1954)
3 Kinder, Helmut (1915–1946), Werner (1918–1939) und Gisela (1923–1928)
P. entstammte einer Kreuznacher Familie, studierte in Berlin und Bonn und war anschließend ein Jahr an der Lehr- und Forschungsanstalt für Weinbau in Geisenheim tätig. Anschließend war er mehrere Jahre in landwirtschaftlichen und weinbaulichen Betrieben tätig, zuerst im Raum Hannover, dann wechselte er zur Weinbaudomäne nach Trier und von dort zum Weingut Schloss Vollrads. Nach dem Besuch des Pädagogischen Seminars Weilburg lehrte er an der Landwirtschafts-schule in Andernach und wurde danach mit der Leitung der Landwirtschaftsschule in Erkelenz beauftragt. Seine Lehrtätigkeit wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen.
Nach einer schweren Gasverwundung kehrte er kriegsunfähig in die Heimat zurück und wurde 1918 für sechs Jahre Direktor der Provinzial-Lehranstalt für Weinbau, Obstbau und Landwirtschaft in Ahrweiler. 1924 folgte er dem Ruf zur Leitung der Kreuznacher „Weinbauschule“. Ausgehend von 4,5 ha Versuchsfläche baute er die Lehranstalt auf 20 ha Weinberge, 5 ha Obstgärten und 40 ha Ackerland aus, die als Grundlage für die Versuchs- und Lehrtätigkeit dieser Einrichtung dienten. Pfeiffer wirkte bis Mai 1947, also 23 Jahre lang, in Bad Kreuznach und war mit seiner hochgradigen fachlichen Ausbildung und seiner Praxiserfahrung ein „Zugpferd“ in der Weiterentwicklung des Agrarsektors der Region. Mit seinen großen pädagogischen Fähigkeiten initiierte und entwickelte er die wichtige Scharnierfunktion der Kreuznacher Einrichtung in die agrarischen, vor allem mit Sonderkulturen geprägten Unternehmungen. Die Aus- und Weiterbildungsstätte hatte unter seiner qualifizierten Leitung einen hervorragenden Ruf, weit über die Region Nahe-Hunsrück hinaus.
Veröffentlichungen:
„Über den Einfluss der Weinkultur auf die Organisation und die Leitung eines gemischten Betriebes“ und „Morphologie und Biologie der pflanzlichen Erreger der Weinstockkrankheiten“ zit. in Weinbaulexikon 1930
Quellen:
Melde-, Geburts-, Heirats- und Sterberegister des Stadtarchivs Bad Kreuznach (Mitteilung vom 3.11.2022)
Anonym: Direktor Pfeiffer, Bad Kreuznach in den Ruhestand getreten. Der Deutsche Weinbau 12 (1947) S. 115–116.
Abbildungsnachweis:
Der Deutsche Weinbau 12 (1947), S. 115.
Autor:
Dr. Rudolf Nickenig, Remagen
- Kategorie: Persönlichkeiten A-Z
BINDER, Georg Dr. - Oenologe, Landwirtschaftsdirektor
* 01.10.1950 in Arbegen, Kr. Hermannstadt (Sibiu)
† 16.10.2020 in Neustadt/Weinstraße
∞ Frau Elena, geb. Sava, 1 Sohn Edward
Dr. Georg Binder wurde 1950 als Sohn eines Winzers in Arbegen im Kreis Hermannstadt (Sibiu) in Rumänien geboren und erfuhr dort seine schulische Ausbildung. Von 1969 bis 1974 studierte er Landwirtschaft an der Hochschule für Wein- und Gartenbau in Iasi mit dem Abschluss als Diplom Agraringenieur, Fachrichtung Weinbau und Önologie. Anschließend war er von 1974 bis 1980 Chefingenieur in der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Roznov, danach von 1980 bis 1981 Betriebsleiter der staatlichen Gewächshäuser in Piatra Neamtz in Rumänien. Im August 1981 übersiedelte er in die Bundesrepublik Deutschland. Nach verschiedenen Tätigkeiten im Weinbaubetrieben in der Pfalz und einer Forschungsabteilung für Jungpflanzen absolvierte er von 1983 bis 1984 die Referendarausbildung für Weinbau an der damaligen Lehr- und Forschungsanstalt für Wein- und Gartenbau in Neustadt an der Weinstraße, heute Dienststelle für den ländlichen Raum (DLR). Hier war er vom Landwirtschaftsrat bis hin zum Landwirtschaftsdirektor als Wissenschaftler, Lehrer und Berater auf dem Gebiet der Önologie tätig.
Arbeitsschwerpunkte waren zum Beispiel: technologische und qualitätsfördernde Maßnahmen bei der Lese mit der Erntemaschine (Promotion zu diesem Thema 1995 an der Universität Ion Ionescu de la Brad Iasi Rumänien), Qualitätsförderung bei der Rotweinbereitung, insbesondere durch die Lagerung im Barrique mit Versuchen zur Anwendung von Eichenholzchips bei der Rotweinbereitung.
Sein Wissen gab er in zahlreichen Vorträgen und Monografien an Schüler, Studenten und Winzer weiter und schuf damit eine der Voraussetzungen für das hohe Qualitätsniveau der heutigen Weine.
Unterstützt durch seine Sprachkenntnisse in Deutsch, Rumänisch, Englisch und Französisch war er nach 1989 ein gefragter Weinbauberater in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. In Anerkennung seiner Leistungen wurde ihm am 24. April 1992 die Gedenkmedaille für besondere Verdienste der Universität Iasi verliehen.
Veröffentlichungen (Auswahl):
Rotweinbereitung in der Pfalz. Forschung-Schule-Praxis 38. S. 6-121, Neustadt/Weinstraße. 1990
Rotweinbereitung in Erzeugerbetrieben. KTBL-Schrift 349, S. 1-93, Darmstadt 1991
Rotweinbereitungstechnik. KTBL-Arbeitsblatt 104, S. 1-6, Darmstadt 2011
Quellen:
Selbst verfasster Lebenslauf. Nachrufe: Ltd. LD. Otto Schätzel und von der DLR Neustadt LD. Dr. Günter Hoos und Professor Dr. Ulrich Fischer in Fachzeitschriften.
Abbildungsnachweis:
Bernhard Schandelmaier, Neustadt
Autor:
Dr. Fritz Schumann, Neustadt