Fardossi, Adel (1940–2022)
Fardossi, Adel (1940–2022), Pflanzenschutzexperte, Hochschullehrer
Adel Fardossi wurde als Sohn eines Landwirtes in Aleppo geboren. Nach Beendigung der Schulzeit (Abitur 1962) verließ er Syrien und kam 1963 nach Wien. Von Oktober 1963 bis Juni 1964 absolvierte er einen Vorstudienlehrgang für ausländische Studierende an der Hochschule für Welthandel in Mödling, inskribierte dann für zwei Jahre an der Hochschule für Welthandel in Wien und studierte ab Oktober 1966 Landwirtschaft, Studienzweig Pflanzenproduktion an der Universität für Bodenkultur. Nebenbei arbeitete er in einem Weinbaubetrieb in Grinzing. Mit seiner Diplomarbeit zum Thema „Weinbau in Syrien“ beendete er im Sommer 1978 sein Studium erfolgreich. An seiner Promotionsarbeit mit dem Titel „Untersuchungen zur Eisenphysiologie der Weinrebe im Zusammenhang mit der Chlorose“, die er mit Auszeichnung absolvierte, arbeitete er im Forschungszentrum Seibersdorf. Am 30. Juni 1983 wurde ihm der akademische Grad „Doktor der Bodenkultur (Dr. rer. nat. techn.)“ verliehen. Danach befasste er sich im Rahmen eines postgraduierten Stipendiums mit wissenschaftlichen Untersuchungen über die Chlorose im Weinbau. Als Jungakademiker absolvierte er von Dezember 1985 bis Juni 1987 ein Akademikertraining an der HBLAuBA Klosterneuburg, Abteilung Weinbau, anschließend wurde er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Biologie, Referat Botanik/Pflanzenschutz aufgenommen. Fardossi war als Erst‐ bzw. Ko‐Autor mit 27 Publikationen in den „Mitteilungen Klosterneuburg“ sehr produktiv. Er hat viele Fachartikel geschrieben und war vor allem oft als Vortragender bei lokalen Weinbauvereinen. Er war der Mitarbeiter, der den intensivsten Kontakt mit der Praxis gepflegt hat. Selbst nach seiner Pensionierung ließen sich noch Betriebe in Hinblick auf die Düngung von ihm beraten.
Fardossi hat die Traubenwelke (damals auch als Zweigeltkrankheit bezeichnet) aufgeklärt und erfolgreiche Gegenstrategien entwickelt. Er war international als Experte für die Rebenernährung angesehen und geachtet und wirkte in der internationalen Fachgruppe Weinbau‐Begrünung mit. Seine Mitarbeiter/‐innen lernten ihn als wohlwollenden, großzügigen, geduldigen und menschlich nahbaren Vorgesetzten kennen, der auch selbst mitanpacken konnte. Die Weingartenbegehungen mit ihm waren meist etwas anstrengend, da er selbst körperlich sehr fit war. Allerdings konnte er auch sehr direkt und fordernd sein – vor allem bei den Winzern; weil aber dabei auch sein Humor und seine Menschlichkeit nicht zu kurz kamen, hat ihm dies niemand übelgenommen. Am 31. März 2006 endete sein Dienstverhältnis, auch wenn Fardossi gerne weitergearbeitet hätte, aber aufgrund seines Alters (65. Geburtstag im Jahr 2005) wurde er seitens des Ministeriums sozusagen „in den Ruhestand geschickt“. In der Pension liebte er es vor allem in seinem Garten zu arbeiten, wo er Obstbäume, Reben, Blumen und Gemüse zog. In seinen letzten Jahren war er gesundheitlich sehr angeschlagen; sein Tod am 29. August 2022 war eine Erlösung von langen Leiden.
Rudolf Nickenig, Remagen, Dezember 2023