Teleki, Sigmund (1854 – 1910)

Sigmund TELEKI  – Zsigmond Teleki (Taussig), österreichisch-ungarischer Weingutsbesitzer, Weinhändler, Rebschulist und Unterlagenzüchter

* 24. September 1854 in Villány, Ungarn

† 20. August 1910 in Villány, Ungarn

Vater: Abraham Taussig

Mutter: Tina Taussig, geb. Weisz

verheiratet mit Matild Teleki, geb. Spitzer, Kinder: Andor Teleki, Trusci Berkovich, geb. Teleki, Alexander (Sandor) Teleki.

 

Sigmund Teleki absolvierte seine Ausbildung in Budapest und Wien, wo er nach Abschluss des Studiums in einer Bank arbeitete. Nach dem Konkurs der Bank wurde er Agent der Würzburger Weinhandelsgesellschaft. Von da an beschäftigte er sich dauerhaft mit Wein und Weinbau. Durch seine Arbeit bereiste T. viele europäische Weinbauregionen, wobei ihm seine Mehrsprachigkeit hilfreich war. Im Alter von 27 Jahren kehrte er 1881 nach Pecs (Ungarn) zurück und eröffnete ein Weingeschäft. Auf seinen Reisen durch europäische Weinbaugebiete war ihm bereits der gefährlichste Rebschädling, die Reblaus (Daktulosphaira vitifoliae Fitch) begegnet. Sie machte auch vor seiner ungarischen Heimat nicht halt und verwüstete viele Weinberge. Auf einem solchen 5 ha großen Weinberg pflanzte er als Versuch die damals vorhandenen Unterlagen wie Riparia portalis, Rupestris du Lot, Rupestris metallica, Aramon x Rupestris Ganzin 1, Mourvedre x Rupestris 1202 C und Solonis. Doch auf den kalkhaltigen Böden wuchsen die Reben schlecht und litten unter Chlorose. Diese Unterlagssorten waren also für seine Kalk-Standorte ungeeignet. Besser angepasste Unterlagen waren dringend notwendig, um den Weinbau auch auf solchen Standorten zu erhalten.

Jules-Emile Planchon und Pierre Viala, zwei Wissenschaftler aus Montpellier, hatten die Wildform Vitis berlandieri als besonders kalktolerant beschrieben, aber die Stecklinge bewurzelten sich sehr schlecht und waren für einen unmittelbaren Einsatz ungeeignet. Auf einer seiner Reisen nach Frankreich hörte T. von dieser Wildform. Der französische Rebenveredler Euryale Rességuier aus Alénya verkaufte in den 1890er Jahren an Planchon Stecklinge, Pfropfreben und Rebkerne von zwei Selektionen der kalktoleranten Vitis berlandieri. Von ihm bezog T. 1896 10 kg Rebkerne der Selektion Rességuier#1. Aus den ca. 40.000 Kernen zog er Sämlinge auf. Leider musste er feststellten, dass es sich nicht, wie von ihm erwartet, um reine, einheitliche Vitis berlandieri Nachkommen handelte, sondern dass viele verschiedene Formen auftraten und es sich vielfach um Kreuzungen mit Vitis riparia handelte. Er teilte daher die Population aufgrund ihres Aussehens und der vermutlichen Abstammung in zehn verschiedene Gruppen. Zusätzlich unterschied er die Pflanzen noch aufgrund ihrer Triebbehaarung in A (unbehaart) und B (behaart). Pflanzen mit der Bezeichnung 5A sahen also eher wie Riparia aus und hatten unbehaarte Triebe, während die der Gruppe 8B eher wie Berlandieri aussahen und behaarte Triebe aufwiesen. Die Gruppen 5A und 8B hielt T. für besonders geeignet. Zwischen 1902 und 1904 übergab T. seine zehn besten Selektionen an den österreichischen Weinbauinspektor Franz Kober, der damals die Weinbaustation Nussberg bei Wien leitete. Er selektionierte das Material weiter und gewann daraus Unterlagen wie Kober 5BB oder Kober 125AA.
Nach dem Tod Sigmund Telekis (1910) setzten seine Söhne Andor und Alexander seine Arbeiten fort. So gelangten 1912 einige seiner Zuchtstämme nach Oppenheim, aus denen der damalige Direktor Fuhr die Unterlage Selektion Oppenheim 4 (SO4) auslas. Ähnlich ging es mit weiteren Lieferungen von Teleki 5A oder 8B an verschiedene Züchter in Europa, die daraus Klone der Unterlagen Kober 5BB, der Kober 125AA, Teleki 8B oder auch die Sorte 5C Geisenheim auslasen. SO4 und Kober 5BB gehören heute, wegen ihrer guten Reblaus- und Kalktoleranz, sowie ihrer guten Veredlungs- und Bewurzelungsfähigkeit zu den wichtigsten Rebunterlagen nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit. Der Visionär T. hat hiermit einen entscheidenden Beitrag zu einer nachhaltigen, biologischen Bekämpfung der Reblaus durch die Verwendung toleranter Unterlagen geleistet.

 

Quellen: 

  • https://www.geni.com/people/Zsigmond-Teleki/6000000004190529016 (11.11.2024)

  • J. Schmid, F. Manty, B. Lindner: Geisenheimer Rebsorten und Klone. Geisenheimer Berichte 90. 3. Auflage 2019. ISBN 978-3-934742-56-7

  • Müller, K.: Das Weinbaulexikon. 1930.

  • Teleki, Andor: Der Moderne Weinbau – Die Rekonstruktion der Weingärten. A. Hartleben’s Verlag, Wien und Leipzig. 3. Auflage 1927.

  • Sterberegister Villány: https://www.familysearch.org/ark:/61903/3:1:33S7-9PBS-VCF?i=197&cc=1452460&cat=775517 (11.11.2024)

 

Bildquelle: Wikipedia commons

Ernst Rühl, Geisenheim, Oktober 2024

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