Ralf Frenzel (Hrsg.):
Kloster Eberbach – Geschichte und Wein.

Kloster Eberbach

Tre Torri Verlag, Wiesbaden 2015. 240 Seiten.
ISBN 978-3-944628-71-4. EUR 49,90


Der Herausgeber hat mit diesem Buch die enorme Bedeutung des rund 900 Jahre alten Klosters Eberbach für den Rheingau aber auch für Deutschland und die Welt dokumentiert. Seit Gründung des Klosters durch die zisterziensischen Mönche bis in die Jetztzeit ist dieses unmittelbar mit dem Weinbau verknüpft. In der umfassenden Darstellung wird eine der wertvollsten und international bedeutendsten kulturellen Schätze gewürdigt und gleichzeitig ein Beitrag zur Vergegenwärtigung für zukünftige Generationen geleistet.
Kloster Eberbach war fast zwei Jahrhunderte nach der Säkularisation im Eigentum des Landes Hessen. Somit stand das Land in der Pflicht, die notwendigen Investitionen zum Erhalt des Klosters und der dazugehörigen Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach zu finanzieren. Zum 1. Januar 1998 wurde das Kloster rechtlich vom Weingut getrennt und in eine Stiftung überführt; dies allerdings nicht, ohne der Stiftung vertraglich zuzusichern, die bis zum Jahre 2024 durchzuführende Generalsanierung zu finanzieren. Das Weingut wurde in eine GmbH umgewandelt, um es für die Zukunft auf ein wirtschaftliches, solides Fundament zu stellen. Die einzelnen Schritte und Wege dorthin werden aufgezeichnet.
In einem weit ausholenden Beitrag schildert Martin Wurzer-Berger zunächst Geschichte, Entwicklung und Bedeutung des Mönchtums allgemein, bevor er in einer leicht verständlichen, nicht streng wissenschaftlichen Sprache auf die Gründung des Klosters Eberbach im Jahre 1136 zu sprechen kommt. Die sich daran anschließende Schilderung der Entwicklung des Klosters im feuilletonistischen Stil endet nicht mit der Säkularisation im Jahre 1803, es wird auch auf die Wahrung der Kontinuität der über achthundertjährigen Tradition durch die Hessische Landesregierung eingegangen.
Unter dem Titel „Es blühe der Steinberg“ hat Daniel Deckers die Entwicklung des Weinguts Kloster Eberbach von der Gründung bis zur Gegenwart ausgeleuchtet. Dabei war es vor allem die Monopollage „Steinberg“, die das Weingut zu der Anerkennung emporsteigen ließ, die es noch heute erstrahlen lässt. Spätestens seit 1170, so Deckers, setzten die Mönche alles daran, durch Tausch, Kauf und Rodung eine zusammenhängende Fläche dieser exponierten Südlage zu erhalten, die ihnen die Anlage eines Weinbergs ermöglichte. Der Wein wurde in der nahe gelegenen Abtei ausgebaut und zum größten Teil per Schiff nach Köln gebracht und verkauft. Ab dem 15. Jahrhundert gibt es schon Hinweise auf Herkünfte wie „Marcobrunn“, „Sandgrub“ oder „Steynberg“. Auch was die Weinbehandlung betraf, so waren die Eberbacher Mönche Pioniere; sie setzten schon im 16. Jahrhundert Tücher zur Filtration und Hausenblasen zur Schönung ein.
Schwere Zeiten folgten mit dem Dreißigjährigen Krieg, als sie vertrieben wurden und nach der Wiederkehr mit dem Aufbau beginnen mussten. Wirklich lange dauerte die Blütezeit nicht; sie neigte sich bereits Ende des 18. Jahrhunderts dem Ende zu. 1797 plünderten die Franzosen den Keller mit wertvollen Weinbeständen. Nach der Säkularisation ging das gesamte Kloster in den Besitz des Fürstentums Nassau-Usingen über. Ein Teil der Gebäude wurde nun umgewidmet oder dem Verfall preisgegeben; ein Teil des Steinbergs wurde aufgeforstet. Erst der Jahrgang 1811 mit seinen Jahrhundertweinen, die immense Preise erbrachten, öffnete dem Fürstentum die Augen und führte zu einem Umdenken. Plötzlich war der Steinberger wieder der Garant für gute Erlöse. Ein halbes Jahrhundert nach dem Niedergang des Klosters nahm der Wein wieder jenen hervorragenden Ruf ein, den er bis heute bewahrt und ausgebaut hat. Nicht unerwähnt lässt der Autor auch die Querelen um den Bau einer neuen Kellerei im Steinberg, die 2008 eröffnet wurde, wobei heute jegliche Gegenstimmen verstummt sind. Im Jahre 2010 wurde dem Weinkeller sogar der zum zweiten Mal vergebene Architekturpreis für harmonisches Zusammenspiel von Alt und Neu verliehen.
In einem weiteren Kapitel beschreibt der Architekturkritiker Gerwin Zohlen „die karge Schönheit“ von Kloster Eberbach und dem Steinberg. Einer knappen Betrachtung des Klosters, seiner Baugeschichte und seiner architektonischen Schönheit und Harmonie folgt eine ausführliche Betrachtung der einzelnen Schritte des Neubaus der Kellerei in der Gegenwart, die er in höchsten Tönen lobt: „Es ist mit gegenwärtigen architektursprachlichen Mitteln die gleiche Haltung der Reduktion und Zurückhaltung, die sich hier wie dort zeigt, ... Wie ein Ausguck zum Rhein bietet sich die Domäne heute dar, mit einem faszinierenden Rundblick in die Weiten des Raumes. Nichts drängt sich vor, nichts drängt sich auf, alles ordnet sich angemessen dieser langen Tradition unter.“
Abschließend beleuchtet Till Ehrlich, Weinjournalist und freier Redakteur, in seinem Beitrag „Der Steinbergkeller und die Domänen Steinberg und Rauenthal“, diese beiden Unternehmensteile, bevor die weiteren Gutsbetriebe Aßmannshausen, Rüdesheim, Rauenthal und Bergstraße im Einzelnen mit ihren Besonderheiten, Weinlagen und Weinen vorgestellt werden.
Auch dieses Buch ist wie die anderen dieser Reihe reichlich mit anschaulichem Bildmaterial bespickt und ist reich an wissenswerten Informationen und Hintergründen.

Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 1/2018

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