Karl-Heinz Frackenpohl:
Der Reifeverlauf von trockenen und halbtrockenen Rieslingweinen in Abhängigkeit von Stil und Qualität.

Reifeverlauf von Rieslingweinen

3. Auflage, BoD – Books on Demand 2016. 60 Seiten.
ISBN 978-3-7412-3224-4. EUR 11,90

Über die Alterung von Weinen, speziell von deutschen Weißweinen, wird wenig geforscht. Die Gründe dafür sind vielfältig: Gereifte Weißweine stellen zum einen ein kaum bezifferbares Marktsegment dar, sie sind reine Liebhaberobjekte. Im Unterschied etwa zu Burgund werden sie eigentlich in Deutschland nicht gezielt erzeugt. Zum anderen sind die Alterungsvorgänge hoch komplex. Wie der Verf. richtig schreibt, ist „die Reifeentwicklung von Weinen (…) auch biochemisch und analytisch nur sehr schwer zu erfassen, da hunderte von Inhaltsstoffen daran beteiligt sind, die oxydieren, verestern oder polymerisieren“ (S. 44).
Um entsprechende Untersuchungen anzustellen, fehlen in den Forschungsinstituten oft nicht allein die Versuchsmuster, sondern auch die zeitlichen und finanziellen Kapazitäten, um langjährige Versuchsreihen durchzuführen. Einzig als Anfang des Jahrhunderts der „untypische Alterungston“ (UTA) auftauchte, führte dies zu vergleichsweise vielen Untersuchungen, vornehmlich aber im Bereich der Bodenkunde und Pflanzenernährung, wo dessen Ursachen vermutet wurden. Auch die als Ersatz für den Naturkorken auftauchenden neuen Flaschenverschlüsse zeitigten Versuchsreihen (z.B. in Geisenheim), die immer noch nicht abgeschlossen sind. Die einzigen mir bekannten ausführlicheren Untersuchungen stammen von Volker Schneider, Weinalterung, Teile 1-4, in: Weinwirtschaft – Technik 8/1989, S. 14-18; 9/1989, S. 36-39; 10/1989, S. 23-27; 2/1990, S. 10-13, sowie von Rainer Amann, Weinalterung – welchen Einfluss haben Zucker, Säure und SO²?, in: Staatl. Weinbauinstitut Freiburg, Jahresbericht 2013, S. 16 f. (Beobachtungen an Müller Thurgau-Weinen über acht Jahre).
Angesichts des Forschungsstandes ist es verdienstvoll, dass der Verf., langjähriges Mitglied unserer Gesellschaft und Liebhaber, Sammler und Kenner älterer Rieslingweine seit vierzig Jahren, seine Erfahrungen mit diesen mitteilt. Den Reifeverlauf von Rieslingweinen mit verschiedenem Ausbaustil mit jeweils zwei „Verschlussphasen“, während derer die Weine nicht recht schmecken, beschreibt er detailliert und für jeden, der sich mit solch älteren Weinen auskennt, unmittelbar nachvollziehbar.
Die Schrift liegt inzwischen in dritter Auflage vor und ihre Lektüre sei nicht nur denen empfohlen, die die Passion des Verf. teilen. Der Verf. ist Autodidakt, aber ein sehr kenntnisreicher, und so kann der interessierte Verbraucher aus seiner Schrift nicht nur über das Thema Weinalterung viel erfahren, sondern zugleich auch über den Weinbau und die Kellerwirtschaft, aber auch die Moden der Weinwelt, das derzeitige Bezeichnungswirrwar u.a. Man erspart sich mit der Lektüre dieser Schrift die zahlreicher
Weinzeitschriften!

Verfasser: Prof. Dr. Hans Reinhard Seeliger, Rottenburg
Aus: Mitteilung der GGW 2/2016

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