Walter Scharwies:
Weingeschichten aus Alzenau.
Selbstverlag des Verfassers, Alzenau 2015. 208 Seiten mit Abb.
ISBN 978-3-00-048513-8. EUR 15,-
Seit tausend Jahren findet der Weinstock in der heutigen Stadt Alzenau Hege und Pflege. In seinem Buch stellt der Autor die Verbindungen der Menschen mit einem der ursprünglichsten Kulturgüter dar. Walter Scharwies hat dazu viele Jahre/Jahrzehnte historische Quellen erforscht und in dem vorliegenden Buch umfangreiche Facetten von Weinkultur und Weingeschichte zusammen getragen.
Seine Recherchen begannen bei den Kelten, die den Wein „unvermischt hinuntergossen“ und eine tönerne Feldflasche in der Bocksbeutelform in der Gemarkung Hörstein hinterließen. Reben werden in Alzenau laut der Chronik der Abtei Seligenstadt schon seit dem zehnten bis elften Jahrhundert angebaut; in Hörstein soll der am 9. Mai 1019 verstorbene Abt Behringer Weinberge für das Kloster gekauft haben. Wie im gesamten deutschen Raum fand der Weinbau Ende des 16. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung. Für Alzenau sind Rebflächen von ca. 300 Hektar belegt.
Scharwies beschreibt auch die harte Arbeit des Winzers, der zusätzlich durch hohe Steuerzahlungen geplagt war. Beharrlich hielt sich daher die Meinung, dass zu viele Weintrauben in die Zehntkeller gelangten, was dem Ideenreichtum zur Verringerung der Abgaben keine Grenzen setzte. Die Querelen gingen trotz des Dreißigjährigen Krieges weiter, so dass sich der schwedische König Gustav Adolf persönlich einschaltete.
Der Autor berichtet ausführlich von umfangreichen Bräuchen und Heiligen und erweckt viele Kuriositäten zum Leben. Das vorliegende, sehr anschaulich geschriebene Buch ist sehr zu empfehlen, bietet es nicht nur dem Einheimischen, sondern allen weinkultur- und geschichtlich Interessierten eine kurzweilige Lektüre mit vielem Wissenswerten.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 1/2016