Fritz Richter, Evangelos Pattas, David Maupilé:
Warum wir Wein machen: 15 kreative Winzer und ihre Lieblingsweine.
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2015. 224 Seiten.
ISBN 978-3-8001-8280-0. EUR 59,90
Von den rund 48.000 Winzern (2009) in Deutschland – nicht ca. 70.000 wie vom Autor ausgeführt – werden ca. 100.000 Hektar Rebfläche bewirtschaftet. Darunter gibt es eine kleine, in den letzten Jahren wachsende Zahl an Weingütern, die sich als Elite versteht. Dank der jungen, professionell ausgebildeten Winzerinnen und Winzer, die im Zuge des Generationenwechsels das Ruder in die Hand nehmen, nimmt nicht nur deren Zahl in allen Anbaugebieten zu, sondern sie tragen wesentlich zur Steigerung der Weinqualitäten und zur Image-Verbesserung des Winzerberufs in der Gesamtbevölkerung bei. Viele Winzer betreiben ihren Beruf mit großer Begeisterung, ja mit Engagement und Leidenschaft; viele sehen ihre Arbeit in der Tat als künstlerischen Prozess an.
15 dieser „Elite-Winzer“ hat der Autor persönlich befragt, warum sie Wein machen. Je drei Weingüter sind in Baden und Württemberg beheimatet, je zwei in Franken und der Pfalz und je ein Weingut an Mosel, Nahe, Saale-Unstrut, Rheingau und Rheinhessen.
Viele hervorragende Bilder des Fotokünstlers David Maupilé ergänzen die Texte. Evangelos Pattas, Sommelier des Jahres 2007, bespricht die Lieblingsweine der ausgewählten Winzer.
Alle 15 Spitzenweingüter hätten es verdient, dass ihre Philosophien hervorgehoben werden. Doch soll der Reiz des Lesens erhalten bleiben; daher hier nur eine kleine Auswahl:
Michael Herzog von Württemberg, Eigentümer des mit 40 Hektar größten privaten Weinguts in Württemberg, sieht sich in der Tradition eines knapp 900 Jahre alten Weinguts und handelt nach dem Motto: „Tradition ist für uns auch Innovation. Sonst wären wir in der Familie nie so weit gekommen.“
Dieter Greiner, ein Schwabe in Hessen, studierter Weinmacher, leitet das größte Weingut Deutschlands, die Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach im Rheingau seit 15 Jahren. Mit seinem Motto: „Veränderung bedeutet, Menschen aus der Komfortzone herauszuholen“ hat er schon sehr viel erreicht. So wurde der Staatsbetrieb im Jahre 2003 in eine GmbH umgewandelt, die wirtschaftlich selbständig und seit einigen Jahren ein profitabler Betrieb ist. „Sein“ gegen großen Widerstand zwischen 2006 und 2008 erbauten Steinbergkeller wurde 2010 mit dem „Architekturpreis Wein“ ausgezeichnet.
„Nun rühmte dagegen die Gesellschaft von der Nahe einen in dieser Gegend wachsenden Wein, der Monzinger genannt. Er soll sich leicht und angenehm wegtrinken aber doch, ehe man sich’s versieht, zu Kopfe steigen.“
So rühmte einst der kompetente Weintrinker Johann Wolfgang von Goethe den Monzinger Wein, der durch die Schönlebers überregional bekannt geworden ist. Die jetzigen Weinmacher haben sich das Motto auf die Fahnen geschrieben: „Wenn man die Chance hat, etwas Besonderes zu erzeugen, dann ist man bei den Klassikern am besten aufgehoben.“
Schließlich soll auch Baden mit einem über 300 Jahre alten Weingut zu Wort kommen. Es handelt sich um das in 13. Generation geführte Weingut Seeger aus Leimen, das 2010 in den Verband der Prädikatsweingüter Deutschlands aufgenommen wurde. Seegers Vater gehört zu den „wenigen Aufrechten“, die zu Zeiten des Untergangs der deutschen Weinkultur in süßen Weinseen standhaft blieben, obgleich es nicht einfach war, gegen den Strom zu schwimmen.
Sofort nach seinem „Amtsantritt“ begann Thomas Seeger seine Rot- und Weißweine im kleinen Holzfass, im Barrique, auszubauen, womit er unzählige Auszeichnungen erhielt und die ihn schlagartig bekannt machten.
Die kleine Auswahl der Weingüter möge Ihren Appetit auf die übrigen noch verstärken. Sie alle hätten es verdient, hier vorgestellt und deren teilweise jahrhundertalte, sehr interessante Historie dargestellt zu werden.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 1/2016