Heinz Decker, Helmut König, Wolfgang Zwickel:
Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens. Aspekte des Kulturguts Wein.
Nünnerich-Asmus Verlag & Media, Mainz 2015. 272 Seiten mit zahlreichen Abb.
ISBN 978-3-945751-12-1. EUR 24,90
Weinbibliographie [Schoene3] Nr. 32947
Der an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz bestehende interdisziplinäre Arbeitskreis „Rebe und Wein“ bietet bereits mehrere Jahre im Sommersemester die Vorlesung „Weinwissenschaft an der Johannes-Gutenberg-Universität“ an. Dabei werden Themen aus den an der Universität bearbeiteten Bereichen behandelt. In Fortsetzung des 2013 erschienenen Buches als Zusammenfassung einiger Vorträge werden auch hier wieder hochinteressante Beiträge veröffentlicht; der Bogen ist sehr weit gespannt.
Der erste Themenkreis umfasst Beiträge zur Kulturgeschichte und Religion. Die Kulturgeschichte des Weines wird von den ältesten Weinfunden in China über die nahöstlichen und biblischen Referenzen bis hin zum römischen Weinanbau an der Mosel von ausgesprochen exzellenten Kennern in sieben Beiträgen exemplarisch dargestellt. Die drei ausgewählten Regionen sind ausgezeichnete Beispiele für die Geschichte des Weinanbaus in der Antike. Die Bedeutung des Weins hat sich dabei in religiösen und liturgischen Handlungen unterschiedlichster Religionen Asiens und Europas niedergeschlagen. Nirgendwo sonst in der Alten Welt hat religiöser Wandel dem Weinbau mehr zugesetzt als in Nordafrika und dem Nahen Osten. Schlagartig war der Weinbau in den Hauptweinbaugebieten des römisch-byzantinischen Reichs dem Niedergang geweiht, nachdem um die Mitte des 7. Jahrhunderts n. Chr. in der Nachfolge des Gesandten Allahs die Kalifen die Kontrolle über diese Gebiete übernahmen.
In einem zweiten Abschnitt werden in drei Abhandlungen die gesundheitlichen Aspekte des Weins behandelt. Neben neueren Forschungen zum Wirkzusammenhang von Weininhaltsstoffen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit wird auch für Nichtmediziner in verständlicher Form unter anderem auf Medizinalweine – damals und heute – eingegangen. Nicht nur in der Antike waren sie bekannt und wurden zur Heilung bestimmter Krankheiten eingesetzt, auch noch im Mittelalter wurden sie bei uns verabreicht. Medizinalweine haben auch heute noch in der traditionellen chinesischen Medizin ihre Bedeutung und können über eine 5.000 Jahre alte Geschichte zurückverfolgt werden. Ein Beitrag über mögliche Gefährdungen eines übermäßigen Weingenusses rundet diesen Abschnitt ab, der aber auch auf die Frage eine Antwort zu geben versucht, ob Weinkonsum gesundheitsgefährdend oder -fördernd ist.
In einem weiteren Abschnitt werden Beiträge zu Weinbau und Önologie abgedruckt. Technischer Fortschritt, Klimawandel aber auch Verbraucherwünsche sind Triebfedern für eine Fortentwicklung im Anbau und der Önologie. Hier wird ein breites Spektrum möglicher Verbesserungen der Weinqualität aufgezeigt, von Züchtungserfolgen bis hin zur Optimierung bei der Weinherstellung.
In einem abschließenden Beitrag werden Zukunftsthemen in der Weinproduktion angesprochen. Besonders der internationale Wettbewerb beeinflusst in starkem Maße den Einsatz neuer Verfahren. Die neuen Märkte in Asien können unmöglich den Rückgang des sinkenden Weinkonsums in den traditionellen Weinländern Spanien, Italien und Frankreich kompensieren. Dabei drängen Produktionsländer wie Indien, China, Brasilien und Thailand ebenfalls auf den globalen Markt. Man muss nicht Hellseher sein, um zu prognostizieren, dass sich die Weinbereitung in den nächsten zehn Jahren noch stärker verändern wird wie in den vergangenen.
Das Buch bietet einen sehr interessanten Lesestoff und zwar nicht nur für Profis, sondern ebenfalls für Weininteressierte und ist daher sehr zu empfehlen.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 1/2016