Theodor Häußler:
Weinbau in Altbayern. Der Baierwein einst und heute.
Books on Demand GmbH, Norderstedt 2008. 444 Seiten;
ISBN 978-3-8370-4352-5; EUR 32,-
Mit unwahrscheinlich großem Fleiß und unermesslicher Ausdauer hat der Autor über viele Jahre alle ihm vorliegenden Quellen zum Thema recherchiert. Damit steht nun eine umfangreiche Materialsammlung zum „Weinbau in Altbayern“ zur Verfügung.
Leider ist es ihm nicht gelungen, römischen Weinbau in Altbayern nachzuweisen, obwohl viele Indizien dafür sprechen. Den ersten urkundlichen Nachweis, dass am Regensburger Herzoghof Weingenuss üblich war, konnte der Autor mit einem Dokument aus dem Jahre 588 führen, als der Lombardenkönig Flavius Authari auf Brautschau zum Hofe des Bayernherzogs Garibald kam. Aus den folgenden Jahrhunderten gibt es viele Urkunden, vor allem Schenkungsurkunden von Weinbergen an umliegende Klöster, so z. B. aus dem Jahre 741 an das Kloster Niederaltaich, das Herzog Odilo mit Weinbergen um den Bogenberg ausstattete oder aus 776, als das Kloster St. Emmeran in Regensburg von Herzog Tassilos Vetter Machelm Weinbergsbesitz erhielt.
Umfangreich sind die Ausführungen des Baierweins im Mittelalter, der in seiner Blütezeit zwischen 2.000 und 3.000 Hektar Rebfläche umfasste. So ist es nicht verwunderlich festzustellen, dass der Wein für alle Bevölkerungsschichten damals das Hauptgetränk war. Neben dem Wein als Hauptgetränk der Baiern werden auch der Weinbau in der Feudalherrschaft und seine Bedeutung für die Klöster beschrieben. Einen wichtigen Punkt des altbayerischen Weinbaus markiert das Jahr 1544. Ab diesem Zeitpunkt wurde auch der Baierwein in die Regelung zur Erhebung einer „Tranksteuer“ in Höhe von 15 Pfennig pro Eimer Wein einbezogen.
Es folgt eine ausführliche Beschreibung des Weinbaus im Kerngebiet des Baierweins von Kehlheim bis Wörth sowie im sonstigen Altbayern. Dabei handelt es sich hier nur um Streulagen und nicht um geschlossene Rebflächen wie in fast allen anderen deutschen Anbaugebieten.
Auch dem Baierwein in Brauchtum, Kunst und Literatur ist ein eigenes Kapitel gewidmet, denn der Baierwein durchrankt üppig Religion und Kunst. Die Verehrung des hl. Urban als Winzerschutzpatron oder der Gottesmutter als Traubenmadonna prägten häufig das religiöse Leben in den Weinbauorten. Ebenso fand der Baierwein Aufnahme in der Literatur. Es entstanden prächtige Werke der Buchdruckerkunst zum Thema Weinbau wie das Weinbuch aus dem Kloster Biburg, das Regensburger Weinbuch von Christoph Kobrer von 1581 sowie das Münchner Weinbuch von Johann Rasch aus dem Jahre 1583, die neben weiteren Exponaten ausführlich beschrieben sind. Auch das Markenzeichen des Baierweins, sein „Säurereichtum“, wird in vielen Zitaten namhafter Persönlichkeiten durch mehrere Jahrhunderte dokumentiert. Warum der Baierwein weichen musste und in neuerer Zeit nur noch ein „Randdasein“ fristet, dieser Frage ist Häußler nachgegangen und hat die Gründe dafür in aller Deutlichkeit offengelegt.
Der Entwicklung des Weinbaus in den letzten beiden Jahrhunderten, seinen Schwierigkeiten und Chancen als „Regensburger Landwein“, hat der Autor die letzten Kapitel, die durch einen informativen statistischen Anhang ergänzt werden, gewidmet.
Diese altbayerische Weinchronik ist ein wichtiger Beitrag zur Kulturgeschichte Bayerns. Sie ist mit ihrem umfangreichen Orts- und Literaturverzeichnis eine Fundgrube für geschichtlich Interessierte und Weinfreunde.
Verfasser: Dr. Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 3/2008