2025: Vom böhmischen Wein – Eine Huldigung an den Rebensaft

Daniel Deckers und Harald Salfellner (Herausgeber), Adolf Hoffmeister (Illustrator): Vom böhmischen Wein – Eine Huldigung an den Rebensaft. Vitalis Verlag Haselbach. 378 Seiten; ISBN: 978-3-8991-9857-7. 29,90 Euro.

„Die vorliegende Weinanthologie beruht auf Texten aus den Jahren 1930 und 1933, die in einem kulturgeschichtlichen Kontext voller Gegensätze und Spannungen entstanden sind“, ordnet Peter Becher, Schriftsteller und Literaturhistoriker, Mitglied des tschechischen PEN-Clubs in seinem Beitrag das Werk historisch ein: „Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 war das Schicksal der Weimarer Republik besiegelt und die Tschechoslowakei von einem Tag auf den anderen neben Frankreich zum wichtigsten Exilland für bedrohte und verfolgte des NS-Regimes geworden. [...] In diesem spannungsreichen Kontext war die Herausgabe der Anthologie der Weingroßhandlung Jos. Oppelt´s Neffe in Prag am 1. Mai 1933 alles andere als nur eine Jubiläumsschrift anlässlich des 110-jährigen Bestehens der Firma. Sie war ein Zeichen der Verständigung und ein Brückenschlag über vorhandene Gegensätze hinweg, der an ähnlich ausgerichtete Publikationen der Vorjahre anknüpfte. Zu diesem zählte der eigene tschechischsprachige Vorläufer, der Weihnachten 1930 erschienen war, die Anthologie Vino, gestaltet und herausgegeben von Adolf Hoffmeister, der tschechische Autoren „zu Ehren des Weines für seine Freunde und Verehrer“ […] versammelt hatte. Gemeinsam mit der deutschsprachigen Weinanthologie stellte dieser Vorläufer einen Brückenschlag zwischen der tschechischen und deutschen Kultur dar.“ 

Das Vorhaben von Frantisek Cebis, Prokurist der Prager Weinhandlung Jos. Oppelt´s Neffe, gelang. Er konnte die besten Schriftsteller Böhmens und Mährens für seine Anthologie zu Ehren des Weines gewinnen. Dem Vorhaben war Erfolg beschieden, als 1930 Víno in tschechischer und 1933 Wein in deutscher Sprache erschien. Was in der literarischen Szene an der Moldau Rang und Namen hatte, trug mit Feuilletons, Gedichten und Liedern ein Scherflein bei zum Schönsten, Tiefsinnigsten und Beschwingtesten, das je über den Rebensaft gedruckt wurde, sind sich die heutigen Herausgeber einig. Jahrzehntelang vergessen, liegen beide Sammlungen nun in der originalen Ausstattung vor, und erstmals vollständig zu einem Band vereint. Ergänzt werden die Texte aus den 1930er Jahren um eine Einordnung der Geschichte des böhmischen Weinbaus aus heutiger Sicht durch Daniel Deckers. Peter Becher äußert sich zur Prager Weinszene im Schicksalsjahr 1933. Und Mitherausgeber Harald Salfellner stellt Wein und Literatur zur Weingroßhandlung Jos. Oppelt´s Neffe in Prag vor, anschaulich ergänzt mit historischen Fotos. Texte und Karikaturen lassen ein großes Lesevergnügen erwarten.

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