2022: Knoll, Rudi: Sachsens Wein-Prinz Georg und seine unglaubliche Geschichte

Rudi Knoll: Sachsens Wein-Prinz Georg und seine unglaubliche Geschichte. gebundene Ausgabe, axel dielmann­Verlag, Frank­furt a. Main, 144 Seiten; ISBN: 978­3­86638­347­0. 20,00 Euro

Zugegeben, dem Rezensenten fehlt die notwendige Distanz, um eine neu­ trale oder gar kritische Würdigung des Buches zu schreiben, denn sowohl der Held der Geschichte als auch der Autor sind ihm persönlich bekannt. Georg Prinz zur Lippe ist ihm das erste Mal zu Beginn der 1990er Jahre in Meißen bei einer Weinprobe begegnet, später noch einige Male in unregelmäßigen Abständen. Deshalb war er umso mehr interessiert, das Buch von Rudi Knoll zu lesen, der nicht nur ein ausgezeich­neter Wein­- und Branchenkenner ist, sondern der es als Autor bestens ver­steht, seine Leser in den Bann zu zie­hen. Das gelingt ihm bereits mit dem Eingangskapitel „Es begann mit einem 1991er“, des Prinzen Erstlingswein, der dreißig Jahre später im Kreise von Weinfreunden und Familienmitglie­dern verkostet wurde. Dabei „herrschte eine Spannung wie bei einem bedeutenden Fußballspiel“; eine Assoziation, die beim fußballbegeis­terten Rudi Knoll – selbst Mitglied der „Weinelf“ ­ nicht wundert. Die Probe zeigte, dass der Wein trotz schwieriger Rahmenbedingungen die ersten dreißig Jahre der Wiedervereinigung gut verkraftet hatte. Ein gelungener Aufhänger für den Einstieg in einen bemerkenswerten Fall deutscher Zeitgeschichte: Die unglaubliche Wein­- und Lebensgeschich­te des Prinzen im wiedervereinten Deutschland wird faktenreich, spannend, aber auch unterhaltsam von Rudi Knoll erzählt. „Der Traum von der Rückkehr“ nach Schloss Proschwitz hatte durchaus das Poten­tial zu einem Alptraum für den Prinzen und seine Familie zu werden, denn der Besitz musste in einem erbärmlichen Zustand zurückgekauft werden. Wie trotzdem an alter Wirkungsstätte ein großes Weingut auf­gebaut werden konnte, wird angemessen bebildert, gespickt mit Anek­doten hin-­ und mitreißend geschildert. Manch Abenteuerliches wird ans Leserlicht gebracht. Ein Lebensweg, gekennzeichnet von Visionen, unternehmerischem Mut und Fortune, entscheidend unterstützt von Prinzessin Alexandra, der „Frau an seiner Seite“, gelernte Journalistin, tätig beim MDR, Deutschlandfunk etc., wird dem Leser nahe gebracht. Rudi Knoll stellt auch die Rolle wichtiger Weggefährten dar, die den Aufschwung von Schloss Proschwitz zu einem deutschen Spitzenwein­ gut begleitet, mitgeprägt oder gefördert haben. Auch Rückschläge und Irrwege werden nicht verschwiegen; allerdings schweigt nun der Rezensent, denn die Leserin/der Leser soll selbst in Erfahrung brin­gen, warum der Wiederaufbau trotz oder wegen des Mottos „Du hast keine Chance, drum nutze sie“ ein Happy End fand.

Rudolf Nickenig

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