2019: Philipsen, Christian; Lehmann, Stephan; Hanisch, Dieter: Bacchus – Gott des Weines
Philipsen, Christian; Lehmann, Stephan; Hanisch, Dieter:
Bacchus – Gott des Weines. Ausstellungsband Kulturstiftung Sachsen-Anhalt und Museum Schloss Neuenburg
Druckhaus Gera 2018.
132 Seiten.
ISBN 978-3-00-060273-3. 9,90 Euro
Drei Jubiläen rund um den Weinbau an Saale und Unstrut waren Anlass für die Sonderausstellung „Bacchus – Gott des Weines“ im Weinmuseum Sachsen-Anhalt auf Schloss Neuenburg in Freyburg (Unstrut), die von August bis November 2018 zu sehen war. Die Ausstellung war das Ergebnis einer Kooperation der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Weinbruderschaft Saale-Unstrut e.V. Grundlage für die Ausstellung und den Ausstellungskatalog war eine von der MLU und dem Museum Schloss Neuenburg gemeinsam getragene Lehrveranstaltung zur Ausstellungspraxis. Studierende haben selbstständig in den Sammlungen der Leihgeber geeignete Exponate recherchiert, die Objekte im Seminar vorgestellt und ihre Wahl begründet.
Der Katalog ist gut und übersichtlich gegliedert. In acht hinführenden Kapiteln werden die unterschiedlichen Epochen und Themenfelder beschrieben. Hier geht es nicht nur um Genuss, sondern wie sich für die griechisch-römische Antike, das Mittelalter und die Neuzeit zeigen lässt, sind Rebe und Wein fester Bestandteil religiöser und sozialer Gemeinschaft.
Bacchus ist eine der eklatantesten Götterfiguren der griechischen Mythologie. In der Antike wurde er von seinen Anhängern als Gott des Weines, der Freude und der Fruchtbarkeit, aber auch des Wahnsinns und der Ekstase verehrt. Der römische Geschichtsschreiber Titus Livius berichtet von ungeheuerlichen Orgien und Tausenden Anhängern des Kultes im antiken Rom. Mit der Christianisierung Europas geriet die heidnische Gottheit weitgehend in Vergessenheit. Erst in der Renaissance erlebte sie ein Comeback als Motiv der Kunst. Michelangelo, Leonardo da Vinci und Tizian schufen berühmte Bacchus-Darstellungen.
Im zweiten Teil des Ausstellungsbandes werden Kunstwerke von der Antike bis in das 20. Jahrhundert gezeigt. Zu den bedeutendsten Objekten gehören eine antike Schulterlekythos, ein Gefäß für Olivenöl, aus dem 5. Jahrhundert vor Christus sowie die Radierung „Triumph des Bacchus“ von Pietro Santi Bartoli nach einer Figurengruppe des italienischen Renaissancekünstlers Raffael aus dem Vatikan. Laster und Lebensfreude drücken die Werke „Der trunkene Silen“ des Berliner Malers Heinrich Zille sowie das Bacchus-Bildnis des Regisseurs und Malers Einar Schleef aus. Ein textiles Rundbild aus Ägypten, entstanden zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert, zeigt ein nacktes, tanzendes Paar als Verweis auf die freizügigen bacchantischen Kultfeste.
Der Ausstellungsband lässt auch diejenigen, die die Ausstellung nicht besuchen konnten, teilhaben an der sehr gut gelungenen Zusammenstellung.
Verfasser: Gerhard Stumm
Aus: Mitteilung der GGW 2/2019