Weingenießen – no safe level?
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Seit Monaten greift die Presse das eingängige Schlagwort der Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) vom sog. „no safe level“ beim Konsum alkoholischer Getränke und insbesondere auch beim Wein auf. Bereits der erste Tropfen sei gefährlich, so die Botschaft, es gebe keine Sicherheit, auch nicht beim moderaten Konsum. Die WHO startete eine weltweite Pressekampagne, die auch in Deutschland zu vielen Medienberichten führte, in denen die WHO-Kampagne 1:1 transportiert wurde, meist ohne kritisches Hinterfragen. So richtig hoch kochte die Diskussion, als sich der Mediziner, Amateurzauberer und TV-Star Eckart von Hirschhausen in einer TV-Sendung diese „no safe level“-Kampagne mit teils skurriler Inszenierung (auf einem Friedhof) und höchst fragwürdigen Argumenten unter Anspruch auf Wissenschaftlichkeit unterstützte.
Bemerkenswert ist, dass er sich weder vor der Sendung um eine neutrale, umfassende Recherche der wissenschaftlichen Datenlage bemühte, noch nach der Sendung bereit war, mit Vertretern des Wissenschaftlichen Beirates einen Faktencheck durchzuführen, denn seine Aussagen in der Sendung entsprechen nachweisbar nicht dem Stand der heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Wir haben es in der heutigen Zeit mit einer erschreckenden Problematik zu tun, dass in unserer medialen Gesellschaft unter Berufung auf die Wissenschaft einseitige Positionen vertreten werden, andere, möglicherweise wichtigere und neuere Erkenntnisse verschwiegen werden, weil sie nicht in das erwünschte, medienwirksame Narrativ passen. Auch in diesem Fall ist der extremen Entwicklung etwas Positives abzugewinnen: wenn Akteure überziehen, gibt es auch eine Gegenbewegung und dies scheint auch im Falle der Diskussion über einen totalen Verzicht alkoholischer Getränke der Fall zu sein.
Wir nutzen an dieser Stelle die Gelegenheit, um Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Weinakademie (DWA) um Stellungnahme zu bitten. Denn sie befassen sich ehrenamtlich und unabhängig mit den Auswirkungen des Weinkonsums und alkoholischer Getränke in der Bandbreite des moderaten Konsums bis zum Binge-Drinking auf das Individuum und die Gesellschaft. Sie erarbeiten unbeeinflusst von weinwirtschaftlichen Gremien Empfehlungen gegenüber der Deutschen Weinakademie (DWA). Es liegt in der Verantwortung der DWA, ob sie Empfehlungen des Beirates aufgreift oder nicht. Wissenschaftliche Leiterin der DWA ist Dr. Claudia Hammer, die auch auf der Mitgliederversammlung im Rheingau über den aktuellen Stand der Diskussionen berichtet hatte. Sie ist zuständig für die Organisation der Maßnahmen der DWA. Die hierfür benötigten Mittel werden vom Deutschen Weinfonds zur Verfügung gestellt.
Wir beginnen unsere Befragung mit dem Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats Prof. Dr. Kristian Rett. Er ist Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie (Baden Baden). Außerdem haben wir mit Prof. Dr. Nicolai Worm gesprochen. Er ist Ernährungswissenschaftler und Publizist, Professor an der privaten Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement, Saarbrücken. Und da aller guten Dinge drei sind, haben wir noch Prof. Dr. Michael Klein befragt. Er ist Klinischer Psychologe und Psychotherapeut, Schwerpunkt Suchttherapie, Köln.
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