Neu erschienen: Wein in der NS-Zeit (Schrift Nr. 208)

Wein in der NS-Zeit – Ein heikles und zugleich spannendes Thema auf über 160 Seiten in der Reihe „Schriften zur Weingeschichte“, Nr. 208 

Auf ihrer Herbsttagung 2023 in Nierstein/Rheinhessen hatte sich die Gesellschaft für Geschichte des Weines mit dem Themenkomplex Weingeschichte, Erinnerungskultur und Zukunftsvorsorge beschäftigt, also mit großen Herausforderungen der deutschen Weinbranche aus historischer wie aus aktueller Sicht, mit ihrer Wahrnehmung, mit ihrer Erforschung und ihrer Kommunikation. Wesentliche Teile der Vorträge der Tagung hatte sie in ihrer Schrift Nr. 207 Wein und Klima veröffentlicht. Mit der jetzt veröffentlichten Schrift Nr. 208 verarbeitet sie nun das zweite Thema der Herbsttagung: Wein in der NS-Zeit. 

Die Schrift, die mit 168 Seiten Buchformat hat, umfasst sechs ausführliche, lesenswerte Beiträge. Sie startet mit dem Überblick der Zeithistoirikerin Pia Nordblom von der Gutenberg-Universität Mainz, überschrieben mit Wein und Nationalsozialismus – eine belastete Beziehung. Bestandsaufnahmen und Perspektiven. Angesprochen werden Themen wie „Wein in der Aufmerksamkeitshierarchie nazionalsozialistischer Politik“ und die Verbindung von Propaganda und Konsum. Einige Illustrationen verdeutlichen, wie in den dreißiger Jahren für deutschen Wein geworben wurde.  Im zweiten Beitrag blickt Dr. Sina Fabian, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl der deutschen Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin über den Tellerrand der Weinbranche hinaus:  Ihre Themen:Nationalsozialistische Alkoholpolitik und die Sonderrolle des Weins - Grundzüge der nationalsozialistischen Alkoholpolitik bis1935.Angesprochen werden auch Themen wie die Bilanz der Weinpropaganda, in der Wein zum Volksgetränk stilisiert wurde

Die beiden Folge-Beiträge wechseln dann von der nationalen auf die regionale bzw. lokale Ebene. Die Historikerin Dr. Christine Krämer befasste sich umfassende mit den Thema Jüdische Weinhändler in Stuttgart und deren Schicksale sowie die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf den Weinhandel in Württemberg.

Diese Recherchen werden ergänzt durch den Beitrag des erfahrenen Archivars Ulf Rathje: Er demonstrierte am Beispiel der ursprünglich erfolgreichen jüdischen Weingroßhandlung A. Zürndorfer in Stuttgart, die aus Verfolgungsgründen nach Chicago geflüchtet war, welche Schicksale in der Nazi-Zeit fast Normalität waren. Besonders interessant waren die Informationen über die Bemühungen der Familie mit ihren Widergutmachungsansprüchen in den 50er Jahren. Die Informationen endeten mit der Feststellung, dass Entschädigungen meist nur eine eher symbolische Anerkennung darstellten.

Der Journalist Dr. Daniel Deckers (FAZ), der ebenfalls in Nierstein referiert hatte, fasst seine Ausführungen in einem Gespräch mit dem Redakteur der Schrift, Dr. Rudolf Nickenig zusammen. Die angesprochenen Themen waren Verjudet? Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung jüdischer Weinhändler und Kommissionäre und ihre Folgen für den deutschen Wein. In diesem Dialog mit vielen informativen Details mit teilweise Neuheiten-Charakter wurde unter anderem deutlich, dass man das Zoom der Betrachtung über 1933–1945 hinaus öffnen muss, um der Thematik gerecht zu werden.  

Um zumindest ein Gefühl für die wirtschaftlichen Rahmendaten der Weinbranche in der NS-Zeit zu bekommen, stellte Dr. Rudolf Nickenig Statistiken über Weinernten, Weinhandel und Weinkonsum zusammen, die nicht nur die eigentliche NS-Zeit, sondern auch die Zeit davor und danach umfassen. Bei den Recherchen wurde deutlich, dass die Art und Weise der Datenerfassung, ihrer Auswertung und vor allem ihrer Veröffentlichung selbst ein Politikum waren.  

Die Thematik Wein in der NS-Zeit, die 2023 in Nierstein schon auf der Tagesordnung stand, wurde bei der Herbsttagung 2024 in Würzburg mit fränkischer Perspektive fortgesetzt. Sie wird in 2025 zu einer weiteren Schrift der GGW führen.

 

Schriften der Weingeschichte: Wein in der NS-Zeit,  19.50 Euro

 

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Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V. (Hrsg.): Wein in der NS-Zeit. Mit Beiträgen von Deckers, D., Fabian, S., Krämer, C., Nickenig, R., Nordblom, P., Rathje, U. Wiesbaden 2024. 168 Seiten. ISSN 0302 0967. 19,50 Euro.

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