Vortragsreihe in Stuttgart zur Sonderausstellung „Berauschend“

Vortragsreihe im Landesmuseum Württemberg über die Geschichte von Bier und Wein – Die Vorträge wurden aufgezeichnet und sind nun als Video verfügbar! 

Mit einer gemeinsamen Vortragsreihe im Frühjahr 2023 in der Dürnitz im Alten Schloss ergänzten der Schwäbische Heimatbund und das Landesmuseum Württemberg den Besuch der der Großen Sonderausstellung „Berauschend. 10.000 Jahre Bier und Wein“ und zeichneten die Geschichte von Bier und Wein im deutschen Südwesten von der Steinzeit bis in die Gegenwart nach. Alle Vorträge können nun bequem von zu Hause aus  abgerufen werden!

 

„O Mars, der Wasserkrug ist nicht für deinen Magen!“ Aspekte der Militärgeschichte von Alkohol und Krieg

Oberstleutnant Dr. Heiner Bröckermann, Militärhistoriker am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam

» Scheinbar werden Krieg und Alkohol von der Antike bis in das 21. Jahrhundert immer zusammen gedacht. Ging es bei dieser Verbindung um einen gezielten Einsatz für mehr Courage und Enthemmung oder eher um den sozial akzeptierten Konsum von Bier, Wein und Schnaps? Galt die Drillingsformel von „Wein, Weib und Gesang“ vor allem für das Militär als einer romantisierten Gemeinschaft von ewigen Landsknechten? Über die Jahrhunderte hinweg widmet sich der Vortrag dem Faktor Alkohol innerhalb der Sozialisierungsinstanz des Militärs und im Rahmen militärischer Konflikte.

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Von Anfang an Bier?! Auf der Suche nach dem ältesten Bier zwischen Orient und Bodensee

Dr. Fabian Haack, Referatsleiter Steinzeiten am Landesmuseum Württemberg

» Im Vorderen Orient gewann vor etwa 12.000 Jahren Getreide in der Ernährung immer mehr an Bedeutung. Gleichzeitig verdichten sich die Hinweise auf eine sehr frühe Herstellung von Bier. Getreidenutzung und Bierbrauen gehörten offenbar von Anfang an zusammen, nicht nur im Vorderen Orient, sondern auch in Europa. Denn von hier liegt mit einem Alter von 6.000 Jahren das älteste Bier Baden-Württembergs aus einem Pfahlbaudorf am Bodensee vor. Doch welche Rolle spielte Bier in der Steinzeit? Woraus wurde es getrunken und was genau waren die Zutaten? Diente es vor allem als Nahrung oder auch als besonderes Getränk bei gemeinschaftlichen Anlässen?

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Weinsorten, Weinqualität und Weingeschmack in Württemberg im 16. Jahrhundert

Dr. Christine Krämer, Historikerin, Gesellschaft für Geschichte des Weines

» Der Weinbau erfuhr in Württemberg im 16. Jahrhundert nicht nur seine größte Ausdehnung. Der Geschmackshorizont der gehobenen Gesellschaftsschichten hatte sich seit dem Spätmittelalter erheblich erweitert, die Ansprüche der Konsument*innen an die Qualität der heimischen Weine wuchsen. Eine verfeinerte Weinkultur war die Folge. Sie drückte sich aus im zunehmenden Anbau edler Rebsorten und einer neuen Vielfalt an sogenannten Gewächsweinen – Weine höherer Qualität also, die zudem aus einer besonderen Lage kamen oder in spezieller Weise ausgebaut wurden. Der Vortrag zeigt auf, wie die Konsumtendenzen sich wandelten, an welchen Vorbildern sich die Weinproduzenten in Württemberg orientierten, welche Rebsorten angebaut wurden, welche Weinsorten wo erzeugt wurden und wie sie schmeckten.

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„… daraus (…) viel Übeltaten und Laster gefolgt …“ Trinken und Trinkbräuche im deutschen Südwesten im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit

Prof. Dr. Oliver Auge, Professor für Regionalgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

» An der Wende vom Mittelalter zur frühen Neuzeit änderten sich die Trinkgewohnheiten und Trinkgebräuche vor dem Hintergrund von Humanismus und Reformation stark. Insbesondere der überkommene Brauch des Zutrinkens, der nach zeitgenössischen Berichten vielfach zum „viehischen Saufen“ geführt haben soll, geriet in den Fokus der Kritik und der behördlichen Ahndung. Der Vortrag widmet sich eingehend der Frage, was, wann, wie und wo die Menschen in Württemberg zu dieser Zeit tranken – unter spezieller Berücksichtigung der betreffenden Landesverordnungen und der überlieferten Urfehden am Beispiel der württembergischen Ämter Göppingen und Herrenberg.

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Redlicher Weinbau oder eierlegende Wollmilchsau der Rauschmittelindustrie? Qualitätsstrategien im Weinbau

Felix Graf Adelmann, Inhaber Weingut Graf Adelmann in Kleinbottwar

» Im Weinbau geht es heute oft nur noch um eines: um mehr Geschmack für weniger Geld. Dafür wird auf etliche als Innovationen gefeierte, aber auch heftig kritisierte Technologien zurückgegriffen. Doch letztendlich bleibt die Entscheidung, was bei der Weinproduktion möglich sein soll und was nicht, höchst subjektiv. Der Winzer Felix Graf Adelmann skizziert, wohin der Trend beim Weinbau geht und welche Wege heute angesichts eines rasant wachsenden Marktes eingeschlagen werden, um den Wunsch des Markts nach „Neuem“ zu befriedigen.

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Bürgerschoppen – Elendssuff – Bierpaläste. Alkoholkonsum am Beginn des Industriezeitalters

Prof. Dr. Gunther Hirschfelder, Professor für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg

» An der Wende zum 19. Jahrhundert brach auch im deutschen Südwesten das Industriezeitalter an. Die landwirtschaftlich und handwerklich orientierte Gewerbelandschaft erhielt ein neues Gepräge: Fabriken kamen auf und mit ihnen die Arbeiterklasse. Den Arbeiter*innen wurde zügelloser Umgang mit dem Alkohol unterstellt. Aber stimmte das auch? Oder folgten sie – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – nur Vorbildern von Adel und Bürgertum, wo man gerne und öffentlich trank? Ein Blick in die Quellen zeigt: Der Alkoholkonsum war vielschichtig, und über ihn lassen sich wesentliche Entwicklungslinien von Sozial- und Kulturgeschichte beschreiben.

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Bier aus dem Südwesten – einzigartig?

Markus Raupach, Bier-Sommelier

» Spielte Bier eine Rolle beim Konzil von Konstanz? Warum ist der Bodensee eine der wichtigsten deutschen Hopfenanbauregionen? Und wie kommt der Staat zu einer eigenen Brauerei? Bierhistoriker Markus Raupach verfolgt die Besonderheiten des Gerstensaftes aus dem deutschen Südwesten über die vielen Jahrhunderte seiner Geschichte und wirft auch einen spannenden Blick in die Zukunft: Wie kann man das baden-württembergische Bier zukunftssicher machen? Welche Herausforderungen stehen an und was erwarten die Konsument*innen der kommenden Generationen? Freuen Sie sich auf interessante Geschichten, kreativen Erfindergeist und eine ganz andere Sicht auf das „Ländle“, nämlich als Herzkammer des deutschen Bieres und Innovationsmotor für die deutsche Brauwirtschaft des 21. Jahrhunderts.

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