Herbsttagung 2024 in Würzburg
Die Herbsttagung der Gesellschaft für Geschichte des Weines wird vom 18. bis 20. Oktober 2024 in Würzburg und damit in der Weinregion Franken stattfinden. Dabei wollen wir aktuelle Themen wie die Herausforderungen einer zeitgemäßen Vermittlung von Wein- und Klimageschichte in einer schnelllebigen und zunehmend digitalen Welt aufnehmen. Zudem möchten wir den durch die GGW bereits erfolgreich mit der Herbsttagung in Nierstein 2023 eingeleiteten Prozess der historischen Aufarbeitung des Deutschen Judentums und seine Verbindung sowie Bedeutung für den Deutschen Wein fortsetzen.
Als Tagungsort wurde das Weingut der Stiftung Juliusspital im Herzen von Würzburg ausgewählt. Die Stiftung, 1579 durch den Fürstbischof Julius Echter gegründet, zählt heute zu den größten Stiftungen Deutschlands. Das größte Silvaner-Weingut der Welt zählt mit seiner ausgewiesenen Qualität zu den bedeutendsten Weingütern und ist nach den Hessischen Staatsweingütern das zweitgrößte Weingut Deutschlands. Schon frühzeitig hat man die Bedeutung des Weintourismus für die Weinvermarktung, Kundenbindung und Kommunikation erkannt und mit der Zehntscheune und dem barocken Pavillon ein modernes Tagungs- und Seminarangebot geschaffen.
Ein sehr gutes Angebot von Hotels in der Innenstadt ermöglicht eine nahe Unterbringung zum Tagungsort. Die GGW wird in dem erst kürzlich neu eröffneten Hotel Motel ONE direkt hinter dem Dom ein Zimmerkontingent anfragen. Würzburg selbst hat sich, nicht zuletzt durch den vinophilen Hotspot, dem „Brückenschoppen auf der Alten Mainbrücke“, mit Blick auf den Würzburger Stein oder die Weinberge unter der Festung Marienberg, zu einer lebendigen Weinstadt mit renommierten Weingütern, moderner Weinarchitektur und zeitgemäßen Weinbars entwickelt.
Fachlich wird die Tagung aus drei unterschiedlichen Modulen bestehen. Im ersten Modul wollen wir einen aktuellen Überblick über den Ursprung und die Verbreitungswege der Rebe geben. Durch neuere wissenschaftliche Untersuchungen (siehe auch „Aus der Wissenschaft“ in Mitteilung 3/2023), wie neue archäologische Funde in der Wiege der Weinkultur, dem „Fruchtbaren Halbmond“, ist es Zeit für ein „Update“. In einem zweiten Teil dieses Moduls beabsichtigen wir den Einfluss der Weinkultur auf die Landschaft und seine Ökosystemdienstleistungen zu beleuchten.
Franken blickt nicht nur im urbanen Umfeld, sondern auch im ländlichen Raum auf eine reichhaltige Geschichte des Judentums zurück. Im „Valley of the Communities“ in Yad Vashem wird an viele fränkische Dörfer und Städte und damit auch an ehemalige jüdische Gemeinden erinnert. Der jüdische Weinhandel zählte zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig. Allein in Würzburg hat es in den 1930er Jahren weit über 100 jüdische Weinhändler gegeben, in der Weinhandelsmetropole Kitzingen, nur wenige Kilometer von Würzburg entfernt, waren es über fünfzig. Diese langjährige Geschichte, aber auch die Geschichte der Vertreibung und Vernichtung, verdient einerseits eine weitere historische Aufarbeitung und bedarf andererseits, angesichts der aktuellen Entwicklung bezüglich des wiedererwachenden Antisemitismus, einer öffentlichen Darstellung.
Schließlich wird es dann im dritten Modul um eine ernst zu nehmende Herausforderung für uns selbst als Gesellschaft für Geschichte des Weins gehen. Wie kann es zukünftig gelingen, Menschen für die Geschichte des Weins und der Weinkultur zu begeistern? Welche Schnittstellen zur Kunst, zur Literatur und zum Genuss sollten in diesem Zusammenhang bedient werden? Kann zeitgemäßes „Storytelling“ dafür ein geeignetes Instrument sein, wie es uns der Tourismus aufzeigt. Welche digitalen Tools sind dafür geeignet. Darauf wollen wir gemeinsam versuchen, erste Antworten zu geben und ein erstes erfolgreiches Beispiel aus Franken „Terroir-f – die Magischen Orte des Frankenweins“ vorzustellen.
Das finale Programm mit allen Informationen zum Rahmenprogramm, Anreise und Übernachtungsmöglichkeiten werden wir im Juni 2024 veröffentlichen.
Hermann Kolesch, Veitshöchheim