Muth, Reinhard (1931-2015)

Dr. Reinhard Muth

Reinhard MUTH – Dr. rer.oec., Ökonomierat, Weingutsbesitzer und Bürgermeister.
* 14.6.1931 in Mainz;
† 6.7.2015 in Alsheim.
Vater: Jakob Muth (Landwirt und Winzer in Guntersblum);
Mutter: Helene Hiestand.
1957 Ehe mit Inge Hirsch; 2 Söhne.

Er war eine herausragende Persönlichkeit des Weinbaus und der Weinkultur und hat sich in der deutschen und europäischen Weinbaupolitik große Verdienste erworben.
Nach dem Abitur am Neusprachlichen Gymnasium in Oppenheim studierte er an den Universitäten Mainz und Innsbruck Volkswirtschaftslehre.
Nach dem Diplom promovierte er 1954 mit dem Thema „Erzeugungsverhältnisse im Rheinhessischen Weinbau“.
Praxis in Landwirtschaft und Weinbau erwarb er im elterlichen Betrieb in Guntersblum.
Er praktizierte im Bankwesen und in einem Weinlabor und belegte Gastsemester in Geisenheim.
1980 wurde er zum Präsidenten des Deutschen Weinbauverbandes gewählt und übte diese Funktion bis 1997 aus. Er hat in dieser Zeit hohes Ansehen im In- und Ausland erworben und war geschätzter und geachteter Gesprächspartner der politisch Verantwortlichen bis hin zum Bundeskanzler, den Bundesministern und EU-Kommissaren.
Die Erfolgsgeschichte des deutschen Weinbaus nach den schwierigen 1980er Jahren trägt seine Handschrift. Das Profil für dieses hohe Amt erwarb er sich
1958–1964 als Vorsitzender der Rheinhessischen Landjugend,
1966–1973 Kreisvorsitzender und Vorstandsmitglied im Bauern- und Winzerverband Rheinhessen,
1970–1980 als Vorsitzender des Weinbauausschusses der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz,
1973–1980 als Präsident des Rheinhessischen Weinbauverbandes.
Auch in den Fachgremien der DLG vertrat er die Interessen des Weinbaus.
Er hat sich insbesondere auch auf internationaler Ebene um den Weinbau verdient gemacht und hohe Ehrenämter in der Internationalen Weinorganisation OIV, der Versammlung der Europäischen Weinbauregionen AREV und im europäischen Berufsstand COPA-COGEGA wahrgenommen.
Er war ein überzeugter Vertreter des Qualitätsgedankens und hat den weinbaupolitischen Grundsatz von der regionalen Besonderheit im europäischen Weinbau und der Ausrichtung des Rechtsrahmens hierauf befördert und erfolgreich vertreten. Seine großen Fähigkeiten als sprachgewandte, ausgleichende und zusammenführende Persönlichkeit aufzutreten und Problemlösungen in einer Atmosphäre der Sachlichkeit und des Respekts herbeizuführen, waren anerkannt und zielführend.
Anlässlich der deutschen Weinbaukongresse trat er mit beeindruckenden ökonomischen und ordnungspolitischen Grundsatzreden hervor. Ein besonderes Anliegen war ihm nach der Wiedervereinigung Deutschlands den Aufbau und die Integration der ostdeutschen Weinbaugebiete zu fördern. Auch den Brückenschlag zu den osteuropäischen Weinbauländern hat er sehr engagiert begleitet.
Er hat den Wein immer als ganzheitliches Produkt und Kulturgut vor Augen gehabt. Es konnte nach seiner Überzeugung nicht auf Produktion und Bereitung begrenzt angesehen werden, sondern bedurfte eines angemessenen Marketings. In diesem Bewusstsein war er über viele Jahre in den Organisationen der Absatzförderung aktiv. Er ist Aufsichtsrats- und Verwaltungsratsvorsitzender des Deutschen Weinfonds gewesen und hat im Deutschen Weininstitut und der Deutschen Weinakademie richtungweisend gewirkt.
Er hat sich über die standespolitische Dimension hinaus in der Kommunalpolitik engagiert und sich als Ortsbürgermeister viele Jahre um das Gemeinwesen verdient gemacht. Das vermittelte ihm ein Stück Bodenständigkeit und Anerkennung in der Region, die ihm genauso wichtig waren wie seine Standsicherheit auf nationalem und internationalem Parkett. Seine fachliche Kompetenz fand auch ihren Ausdruck im erfolgreichen Führen eines großen dem VdP angehörenden Weinbaubetriebes in Alsheim gemeinsam mit einem seiner Söhne. Anlässlich der innovativen Präsentation des „Jungen Portugiesers“ nach der Weinlese eines jeden Jahres in seinem Weingut hat er eine weinbaupolitische und weinkulturelle Plattform mit nationalen und internationalen Gästen begründet und gepflegt, die Impulse und Denkanstöße vermittelte über das Tagesgeschäft hinaus.

Ehrungen:
Zahlreiche Ehrungen würdigten seinen langjährigen Einsatz für den deutschen und europäischen Weinbau. Als nationale Auszeichnungen seien hier erwähnt:
• Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland,
• Goldene Prof.-Nicklas-Medaille des BML,
• Adolph-Blankenhorn-Medaille des Badischen Weinbauverbandes,
• Friedrich-Bassermann-Jordan-Medaille der DLG,
• Andreas-Hermes-Medaille des Deutschen Bauernverbandes,
• Wirtschaftsmedaille des Landes Rheinland-Pfalz und Ernennung zum Ökonomierat,
• 1997: Prof. Müller-Thurgau Preis der Geisenheim Alumni Association
• 2000: Ehrenpräsident des Deutschen Weinbauverbandes.

Veröffentlichungen:
siehe Weinbibliographie [Schoene3]

Quellen:
• Nachruf auf Dr. Muth. In: DDW 14/2015
• Stationen im Leben des DWV-Präsidenten Dr. Muth. In: DDW 15/2015
• Mitteilungen des Deutschen Weinbauverbandes.

Autor:
Dr. Peter Fuchß, Bad Kreuznach

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