Linsenmaier, Otto (1918-2009)

Otto Linsenmaier

Otto LINSENMAIER – Dr. agr., Diplomlandwirt; Leitender Ministerialrat; Leiter des Weinbaureferates im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten in Baden-Württemberg.
* 13.5.1918 in Kernen-Stetten/Remstal;
† 23.6.2009 in Fellbach.
1948: Ehe mit Elisabeth Wagner (1922–2008); 2 Kinder.

Als Spross einer alteingesessenen Weingärtnerfamilie absolvierte er nach der schulischen Ausbildung (Volksschule Stetten) eine Winzerlehre (Fachschule Waiblingen), welche er im nationalen Berufswettkampf 1936 als Reichssieger krönte.
1937–1939 „Langemarck-Studium“, eine Begabtenförderung zur Erlangung der Hochschulreife in Heidelberg.
1942–1943 als genesender Kriegsteilnehmer Studium der Landwirtschaft an der Universität Gießen.
1945–1947 Fortsetzung des Studiums und Abschluss an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Stuttgart-Hohenheim.
1951 Promotion in Stuttgart-Hohenheim mit Auszeichnung; Dissertationsthema: „Aufwand, Ertrag und Erzeugungskosten im württembergischen Weinbau.“
1948–1951 Assistent beim Landessachverständigen für Weinbau und Oberleiter des Staatlichen Reblausbekämpfungsdienstes in Weinsberg.
Ab Dez. 1951 Berichterstatter für Weinbau im Landwirtschaftsministerium für Württemberg-Baden in Stuttgart.
1952–1967 Referent des Sachgebietes Weinbau und Leiter des Referates Pflanzliche Erzeugung im neu geschaffenen Regierungspräsidium Nord-Württemberg in Stuttgart.
Von März 1967 bis zur Pensionierung im Mai 1983 Referatsleiter Weinbau und stellvertretender Leiter der Abteilung Landwirtschaft im baden-württembergischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Umwelt und Forsten in Stuttgart.
1967–1983 stellvertretender Vorsitzender des Forschungsrings des Deutschen Weinbaus bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Mainz, Frankfurt/M.
1970–1985 Lehrauftrag an der Universität Stuttgart-Hohenheim über die Weinwirtschaft und das Weinrecht Deutschlands im Rahmen des Gemeinsamen Marktes in der EWG.

Kennzeichnend für diese besondere Persönlichkeit ist der lebenslange „Spagat“ zwischen einem profund ausgebildeten Praktiker und der außerordentlichen Karriere als erfolgreicher Ministerialbeamter, welcher ihm den Beinamen „Grandseigneur der baden-württembergischen Weinwirtschaft“ einbrachte.
In nahezu allen Bereichen der Weinwirtschaft des Landes konnte er zukunftsweisende Initiativen anregen und umsetzen – von der Ausbildung des Winzernachwuchses bzw. der Erwachsenenfortbildung über Praxisinformationen während der Vegetationszeit, Flurneu-ordnung und planmäßiger Wiederaufbau mit Pfropfreben, Spätfrost- und Hagelabwehr bis hin zur weinbaupolitisch komplizierten Anpassung des nationalen Weinwirtschafts- und Weinrechts an die EWG-Rahmenbedingungen, nicht zuletzt auch um Fördermittel für die Modernisierung der Produktions-, Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen (= Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit) zu generieren. Mit diesen Weichenstellungen, welche unumgänglich nur in enger Abstimmung und in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den beiden baden-württembergischen Weinbauverbänden realisierbar waren, erweist er sich als der „Architekt“ unseres heutigen rentablen und zukunftsorientierten Qualitätsweinbaues.

Ehrungen:
• Für sein 36-jähriges überaus erfolgreiches Wirken und die außerordentlichen Verdienste wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
• Diese hohe Wertschätzung zollten auch der Weinbauverband Baden und der Weinbauverband Württemberg
• Der Gesellschaft für Geschichte des Weines gehörte er seit 1980 an und war 1982–1996 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates. Hier wurde er ebenfalls mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet.

Veröffentlichungen:
Seine hohen rhetorischen und journalistischen Fähigkeiten dokumentieren zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen. Neben vielen praxisbezogenen, weinbaupolitischen und weinhistorischen Artikeln seien folgende Publikationen genannt:
• 1955: Linsenmaier, Otto; Daub, Friedrich: "Weinberg, Kelter und Keller." Lehrbuch
• 1976: "Des Landes größtes Vermögen – Württembergische Weinchronik."
• 1986: "Die Rebsorte Kerner und ihre Weine." GGW-Schrift Nr. 78
• 1989: "Der Trollinger und seine Verwandten." GGW-Schrift Nr. 92
• 2000: "Vom Schwerarbeiter zum Unternehmer. Entwicklung der württembergischen Weinwirtschaft von 1945 bis 2000."
• 2002: "Tausend Jahre Weinbau im Rems-Murr-Kreis."
• 2007: "Chronik der Fellbacher Weingärtner. 150 Jahre Fellbacher Weingärtner."
Diese und weitere Veröffentlichungen – siehe Weinbibliographie [Schoene3]

Quellen:
• LVWO-Personalakte.
• Deutsches Weinbau-Jahrbuch, 2004.
• Persönliche Mitteilungen.

Autoren:
Dr. Bernd H. E. Hill, Lauffen; Dr. Gerhard Götz, Obersulm

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