Schilli, Ottmar (1934-2014)

Ottmar Schilli
Foto: Michael Saurer, Badische Zeitung

Ottmar SCHILLI – Weinbau-Ingenieur, Gutsverwalter.
* 19.4.1934 in Ortenberg;
† 20.4.2014 in Ortenberg.
Vater: Ludwig Schilli (1902-1956);
Mutter: Lina-Sofie Schneider (1904-1988) aus Sasbachwalden;
Bruder: Hans-Jürgen Schilli (1937-2004).
1995: Ehe mit Adelheid Becker, Chefsekretärin im DWV; keine Kinder.

Er ist im Weinbau aufgewachsen, da schon sein Großvater Franz Schilli 1898 und sein Vater 1936 als Verwalter des Rebguts Sankt-Andreas-Hospital der Stadt Offenburg in Ortenberg tätig waren. Dort beim strengen Vater absolvierte er eine Winzerlehre. Verständlich, dass es ihn danach hinauszog:
1952 ins oberitalienische Friaul nach Fogliano, wo er im Landwirtschaftsbetrieb des Dr. Gino Cosolo ein einjähriges Praktikum unternahm, wobei der Betrieb neben Ackerbau vor allem Obstbau und 20 ha Weinbau zur Tafeltrauben-Erzeugung sowie 3 ha Muttergärten für den Schnittgut-Export nach Deutschland umfasste. Die Gegend hat Ottmar Schilli so gut gefallen, dass er noch viele Jahre seinen Urlaub dort verbrachte.
1953 besuchte er als Praktikant die Weinbaufachschule in Rouffach im Elsass, um 1954 in der Bayerischen Landesanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Veitshöchheim einen Jahreslehrgang zu belegen, den er mit bestem Abgangszeugnis beendete. Dann schloss sich noch ein Volontariat an der dortigen Weinchemischen Versuchsstation an.
So war es nicht verwunderlich, dass er sich im Frühjahr 1955 zur Aufnahmeprüfung für das Technikerstudium an der Lehr- und Forschungsanstalt in Geisenheim angemeldete. Nach gutem Bestehen studierte er dann von April 1956 bis Februar 1958 zusammen mit Adalbert Geiler (aus Durbach) Weinbau- und Kellerwirtschaft in Geisenheim. Einer seiner Lehrer war Weinbau-Professor Fritz Ritter, der den Weinbau in Baden aus seinen Tätigkeiten am Blankenhornsberg oder in der Ortenau besonders gut kannte, woraus sich eine innige Freundschaft nach dem Studium ergab.
Wie selbstverständlich wurde er Mitglied in der Studentenverbindung G.V. Rhenania e.V. und nach der Technikerprüfung auch unverzüglich Mitglied im damaligen BTW (Bund der Techniker im Weinbau; der Vorläuferorganisation des heutigen BDO).
Seine 2. Fachprüfung legte er 1960 ab zum Dipl.-Weinbauinspektor. Die Nachgraduierung zum Dipl.-Ing. im Rahmen der Studienneuordnung erfolgte Anfang der 1970er Jahre.

1958 nach dem Studium fand er seine erste Anstellung im Weingut Dr. Friedrich / Nestler in Lahr.
1960 wechselte er nach Durbach, wo er im Alter von 26 Jahren seine Lebensaufgabe als Gutsverwalter in der Nachfolge von Herrn Neuser im Gräflich Wolff Metternich'schen Weingut fand, das er bis zu seinem Ruhestand 1997 selbständig führte. Er hat aus dem Wolff Metternich'schen landwirtschaftlichen Gemischtbetrieb, der schon seit 1130 unter der Straßburger Adelsfamilie Zorn von Bullach als Schloss Grohl in Durbach nachgewiesen ist und durch Heirat einer Tochter in den Besitz der Grafen Wolff Metternich kam, ein stattliches, reines Weingut geschaffen, das nicht nur in Durbach Reben in den besten Lagen, wie Schlossberg und Schloss Grohl, bewirtschaftet, sondern er hat auch neue Standorte erschlossen. So hat er z. B. nach der Ernte 1969 in Lahr (Lage Herrentisch) das Lahrer Weingut der Familien Dr. Friedrich / Nestler (seine erste Arbeitsstätte) dazu gepachtet und seit 1973 in Oberkirch durch Zupacht das frühere Rebgut Höllhof angegliedert, das 1852–1872 von dem Karlsruher Bankier Haber angelegt und später von Geheimrat Dr. Haeuser, früherer Generaldirektor der Farbwerke Hoechst und Ehrensenator der Philipps-Universität Marburg in Besitz genommen und als Sommersitz ausgebaut wurde; daher ist der Name Geheimrat Haeuser noch heute auf Etiketten besonderer Weine zu finden. Er hat den Weinbau des Metternich'schen Gutes auf rund 35 ha erweitert und durch besondere Rebsorten bereichert; er hat u.a. den seit 1830 im Weingut stehenden Sauvignon Blanc wieder aufleben lassen, aber auch den Chardonnay besonders gepflegt sowie den Nebbiolo eingeführt, ohne aber die Traditionssorten Riesling (Klingelberger), Clevner (Roter Traminer) und Spätburgunder zu vernachlässigen.
Seine kellertechnischen Kenntnisse ermöglichten eine sortengerechte Traubenbehandlung, Vergärung und Weinreifelagerung, die das Weingut zu höchsten Weinqualitäten und entsprechenden Ehrungen und Belobigungen geführt haben.
Neben seinen umfassenden Tätigkeiten im Wolff Metternich'schen Weingut in Durbach hat er sich für den Weinbau und Wein in der Ortenau, in Baden und für den deutschen Weinbau insgesamt hervorragend engagiert und verdient gemacht.
Seit 1960 war er im Prüfungsausschuss für Berufe des Winzers, verständlich wenn man bedenkt, dass er im Laufe seiner Aktivität im Weingut mehr als 100 Auszubildende in der Weinbau- und Wein-Branche betreute.
1961–1962 war er Mitglied in der Gütezeichen- und Prämierungs-Kommission des Badischen Weinbauverbandes (BWV).
1970–1995 Sprecher und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Weingüter im BWV und 1971–1999 Prüfer an der Qualitätsweinprüfstelle Baden.
1975–1995 fungierte er als Vizepräsident des Badischen Weinbauverbandes.
Seit 1964 war er Mitglied des Arbeitskreises Technik im Weinbau (ATW) und 1967–1999 wirkte er als Prüfer bei den Bundesweinprämierungen der DLG.
Sein Engagement für den Wein führte er auch während seines Ruhestands (insbesondere in der Ortenau) fort, z. B. als Geschäftsführer des Vereins „Weinparadies Ortenau“, der unter anderem die Top-Ten-Wettbewerbe für Riesling und Spätburgunder organisiert.
Mitbegründer war er auch bei der Ortenauer Weinbruderschaft und Mitorganisator bei den Ortenauer Weinfesten.
Er kann durchaus als beliebte, umtriebige, aber sachliche und fachkundige Persönlichkeit der Weinkultur bezeichnet werden.

Ehrungen:
• 1994 wurde er Träger der Adolph-Blankenhorn-Medaille.
• 1995 erhielt er die Goldene Ehrennadel des BWV.
• 1996 wurde er zum Ehrenmitglied des BWV ernannt.

Quellen:
• Persönlich bekannt.
• Nachrufe.
• Persönliche Auskünfte von E. Meinke, Hans Wöhrle, W. Köninger und Hartmut Tesch.

Autoren:
Dr. Günter Schruft, Freiburg i. Br.

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