Becker, Norbert (1937-2012)

Dr. Norbert Becker

Norbert BECKER – Dr. agr., Dipl.-Landw., Landwirtschaftsdirektor.
* 9.7.1937 in Wiesbaden.
† 7.5.2012 in Freiburg.
Vater: Felix Becker; Mutter: Margarete Klein; vier Geschwister.
1965: Ehe mit Mathilde Weckber aus Rüdesheim;
Sohn Gerhard (* 4.5.1968, Dipl.-Ing. agr.).

Kindheit und Jugend verbrachte er in Wiesbaden und Frauenstein.
Besuch des humanistischen Gymnasiums am Gutenberg-Platz in Wiesbaden: Abitur 1958.
Einberufung zur Bundeswehr: Heeresoffiziersschule in Hannover.
1959–1960 zweijährige landwirtschaftliche Lehre mit Besuch der Fachschule für Landwirtschaft in Wiesbaden.
Gehilfenprüfung als Voraussetzung zum Studium der Landbauwissenschaft in Gießen ab Sommersemester 1961.
Weinbau-Vorlesungen bei Prof. Dr. Bernhard Husfeld.
1964 Diplom-Prüfung.
Doktorarbeit im Institut für Rebenzüchtung der Forschungsanstalt Geisenheim bei Prof. Dr. Helmut Becker zur Standortforschung an Reben (Vitis vinifera L.), wobei es um die Gütebewertung von zahlreichen Parametern an ca. 80 ausgesuchten Riesling-Testparzellen im mittleren Rheingau ging.
1967 Promotion bei Prof. Dr. W. Gruppe in Gießen.
Referendarausbildung für den höheren landwirtschaftlichen Verwaltungsdienst im Land Hessen mit Staatsprüfung 1969.
Ab 1.9.1969 Assessor-Ausbildung an der Pfälzischen Weinbauanstalt in Neustadt a.d. Weinstraße mit Unterricht an der Winterschule.
Januar 1970 Wechsel zum Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg, wo er zunächst ein Standort-Projekt bearbeitete, um nach der Zurruhesetzung von Dr. Johannes Zimmermann 1972 die Leitung der Abteilung Rebenzüchtung und Standortforschung zu übernehmen. Seine Standortforschung bezog sich zunächst auf die im Zusammenhang mit den großen Rebflurbereinigungen am Kaiserstuhl entstandenen Fragen nach möglichen Veränderungen von Kleinklima und Boden sowie deren Einfluss auf die Menge und Güte des Traubenertrages vor und nach der Terrassierung von Rebflächen und erbrachten wichtige Hinweise für die künftigen Planungen.
Weitere Klima-Untersuchungen in Reblagen des oberen Markgräflerlandes folgten.
1989–1992 arbeitete er in einer EU-Arbeitsgruppe zu Untersuchungen von Klimadaten der Weinbaugebiete in den Mitgliedsländern für die damals diskutierte Neugliederung der EU-Weinbauzonen (Zonage viticole) und betreute im Rahmen eines „Internationalen weinbau-ökologischen Versuches“ entsprechende Weinbau-Stationen in Deutschland. Im Bereich der Rebenzüchtung richtete er seine Hauptarbeit auf die Mehltau-Resistenzzüchtung aus, indem er, aufbauend auf den Arbeiten seines Vorgängers Dr. Johannes Zimmermann, die bereits vorhandenen und eigene Neuzuchten u. a. mit Rebpollen aus Rebsorten des damaligen Ostblocks einkreuzte, womit neue, interessante Eigenschaften zu Tage traten. Neben Mehltau-resistenten Weißwein-Neuzuchten, wie Bronner, Johanniter, Solaris, Muscaris und Souvignier gris, wurden auch besondere pilzwiderstandsfähige Rotwein-Neuzuchten mit beachtlichen Qualitäten gewonnen, z. B. die Sorten Prior, Baron, Monarch, verschiedene neuartige Cabernet-Sorten (Cabernet Cortis, Cabernet Cantor, Cabernet Carbon), die sich zwischenzeitlich bereits im Anbau befinden.
Seiner besonderen Redegewandtheit verdankt er in 40 Jahren auf nationaler und internationaler Ebene rund 500 Vortragsverpflichtungen und ungezählte Weinproben in kleinerem und größerem Rahmen, auch mit weinkultureller, weinhistorischer und weingesundheitlicher Thematik, was er als „Darstellung des Weines in der Öffentlichkeit“ bezeichnete.
Daneben betätigte er sich als Lehrkraft in der Landwirtschaftsschule und gab sein Wissen u. a. als Dozent im Rahmen des Studiums generale der Universität Freiburg weiter. Seine verbindliche Art zu den Mitarbeitern führte 1979–1984 zur Position des Personalrats-Vorsitzenden im Weinbauinstitut.
1991–1999 war er stellvertretender Direktor des Instituts.
1992–2000 leitete er als Landwirtschaftsdirektor die Abteilung Biologie und Rebenzüchtung des Weinbauinstitutes.

Veröffentlichungen:
Während und nach seiner beruflichen Tätigkeit publizierte er rund 180 Veröffentlichungen mit wissenschaftlichem und praktischem Inhalt.
• Beiträge zur Standortforschung an Reben (Vitis vinifera L.). Ergebnisse einer Erhebungsuntersuchung im Rheingau. Dissertation, Gießen 1967. Schoene Nr. 4490
• Becker, N.; Güss, H.: Der Wein. Lebensfreude und Gesundheit. Kehrer Verlag, Freiburg i.Br. 1985.
Diese und weitere Veröffentlichungen – siehe Weinbibliographie [Schoene3]

Quellen:
• Becker, N.: „Meine Memoiren – Erinnerungen aus sieben Jahrzehnten“. Freiburg 2004.
• Jahresberichte des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg.
• Persönlich bekannt.

Autor:
Dr. Günter Schruft, Freiburg i. Br.