Weil, Friedrich (1877-1953)
Friedrich WEIL – Weinhändler.
* 1877 in Schmieheim in Baden;
† 1953 in New York.
Er besuchte das humanistische Gymnasium in Offenburg, wo seine Familie ein Weinkommissionsgeschäft betrieb. Im Weinhandel ausgebildet, gründete er im Jahr 1900 in Frankfurt a.M. ein eigenes Weinexportgeschäft.
Anfang 1934 wurde er verhaftet und zu elf Monaten Gefängnis verurteilt.
Wieder entlassen, versuchte er 1935–1938 das ererbte Weinkommissionsgeschäft fortzusetzen. Er arbeitete als Weinkommissionär hauptsächlich in den Weinbauregionen Süddeutschlands, wo er das von seinem Vater im Jahre 1895 gegründete und von den beiden älteren, inzwischen verstorbenen Brüdern übernommene Weinkommissionsgeschäft in Offenburg fortführte.
Besonders die Sektgrundweinbeschaffung lag ihm sehr am Herzen, um damit die Exportabhängigkeit von französischen Lieferanten zu verringern. Denn noch bis ins 20. Jahrhundert war auf vielen Etiketten zu lesen: „Deutscher Schaumwein aus französischen Weinen hergestellt“. Für den Produzenten war er der Käufer und für den Sektfabrikanten der Verkäufer. Er genoss bei beiden aufgrund seiner mehr als vierzigjährigen fachlichen Erfahrung uneingeschränktes Vertrauen. Sein besonderes Anliegen galt der Verbesserung der Qualität der Grundweine. Dazu war es in erster Linie notwendig, die Winzer für eine ganz rasche und saubere Kelterung der Trauben zu gewinnen und für einwandfreies Fassmaterial zu sorgen. Besonders in den ertragreichen Jahren 1934, 1935 und 1936 zahlten sich Erfahrung, langjährige Verbindungen und bestehendes Vertrauen zu den Winzern aus. In Anbetracht der großen Weinbestände und der Grenzen, die dem Absatz der Weine durch die von Parteifunktionären viel zu hoch festgesetzten Verkaufspreise gezogen waren, blieben viele der produzierten Weine beim Erzeuger unverkauft liegen. Kurz vor dem Herbst 1936 gelang es ihm, einen großen Teil der alten Weine zu verkaufen und somit Platz für die neue Ernte zu schaffen. Insgesamt genoss er ein hohes Ansehen bei den badischen Winzern.
Als „vorbestrafter“ Jude wird er im Juni 1938 erneut inhaftiert und muss im KZ Buchenwald fünf Wochen im Steinbruch arbeiten.
Im Oktober 1938 gelang es ihm, nach Frankreich zu emigrieren und von da nach New York, wo seine vier Söhne berufstätig waren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte er sich am Weinbrandunternehmen seines Schwiegervaters und an einer kleinen chemisch-pharmazeutischen Fabrik.
Quellen:
• Friedrich Weil: Mein Leben in Deutschland vor und nach dem 30. Januar 1933. Manuskript undatiert, 137 S., verfasst in New York 1940.
• Friedrich Weil, Förderer des badischen Weines. In: Ruch, Martin: Jüdische Persönlichkeiten aus Offenburg. Offenburg 2013. S.101-112.
Autor:
Dr. Gerhard Stumm, Rümmelsheim