Lemperle, Edmund (1933-2010)

Dr. Edmund Lemperle

Edmund LEMPERLE – Dr. rer. nat., Chemiedirektor.
* 30.8.1933 in Neustadt im Schwarzwald;
† 11.7.2010 in Freiburg im Breisgau.
Vater: Albert Lemperle, Kaufmann;
Mutter: Anna Schumacher.
1964 Ehe mit Gudrun Mecke; 2 Söhne.

Aufgewachsen ist er zusammen mit seiner Schwester Tonia in Neustadt im Schwarzwald, wo er die Volksschule und das Gymnasium besuchte, das er 1953 mit der Reifeprüfung abschloss.
Ab Sommersemester 1953 bis zum Wintersemester 1958/59 studierte er an der Albert-Ludwigs-Universität im nahen Freiburg i.Br. die Fächer Chemie, Physik und Mathematik, betätigte sich nebenbei im Akademischen Filmclub, trat in die K.D.ST.V. Falkenstein im CV ein und fand in der Jagd einen angenehmen Ausgleich.
Im Sommersemester 1959 beendete Lemperle den ersten Teil des Studiums mit dem Staatsexamen für das Höhere Lehramt.
Im August 1959 begann er im Institut für Physikalische Chemie der Universität Freiburg seine Doktorarbeit unter Leitung von Prof. Dr. G. Karagounis, die er mit dem Promotionsthema „Gaschromatographische Spaltung flüchtiger Racemate durch selektive Adsorption an optisch aktiven Oberflächen“ 1962 erfolgreich abschloss.
Danach arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Physikalisch-Chemischen Institut der Freiburger Universität sowie am Institut für Elektrowerkstoffe der Fraunhofer Gesellschaft in Freiburg.
Im Mai 1967 trat er in die Dienste des Staatlichen Weinbauinstitutes Freiburg ein, wo er die Leitung der Mikrobiologie übernahm.
1974 wurde er Abteilungsleiter für Chemie, Mikrobiologie und Önologie und gleichzeitig zum Chemiedirektor ernannt.
Ab März 1993 war er zusätzlich Stellvertreter des Institutsleiters.
Anfang 1998 trat er nach über 30 Dienstjahren in den wohlverdienten Ruhestand.

Ausgehend von seiner Doktorarbeit, die sich bereits mit der gaschromatographischen Trennung und Identifizierung von „angenehm riechenden Flüssigkeiten“ befasste, führte Lemperle als einer der Ersten systematische gaschromatographische Untersuchungen von Weinen zur Analyse von natürlichen Weininhaltsstoffen und von Pflanzenschutzmitteln und deren Rückständen durch. Daneben prüfte er zahlreiche Hefe-Stämme auf deren positive und negative Leistungen bezüglich der Gärung und der Weinqualität. Parallel zu seinen analytischen Untersuchungen widmete er sich technologischen Fragen, insbesondere im Rotwein-Bereich zur Farberhaltung und Farbintensivierung, und arbeitete dabei eng mit Geräteherstellern zur Entwicklung und Praxisprüfung von neuen Maische-Verfahren zusammen. In ausgedehnten Lagerungsversuchen studierte er gemeinsam mit Praxisbetrieben nicht nur moderne Weinbehälter, sondern arbeitete auch an Möglichkeiten der Verbesserung von Kork-Flaschenverschlüssen und Alternativen zu diesen. Langjährige Untersuchungen zur Lagerung von Sekten ergaben auch hierfür neue Erkenntnisse, die besonders für die Logistik der Sekthersteller bedeutsam wurden. Alle seine wissenschaftlichen und praxisbezogenen Untersuchungen, die zu zahlreichen Veröffentlichungen führten, sind geprägt von einem Perfektionismus, den er stets in hohem Maße von sich forderte. Unzählige Vorträge bei wissenschaftlichen Tagungen in der gesamten Wein-Welt und für die Praxis waren geprägt durch seine klare Ausdrucksweise.

Seine fachlichen Kenntnisse fanden in verschiedenen Gremien einen ehrenvollen Eingang und trugen national und international zur Förderung des Weinbaus und der Önologie bei. Während seiner gesamten Dienstzeit im Staatlichen Weinbauinstitut nahm er in den Kommissionen für die Weinprämierung teil und war stets ein kritischer Wein-Prüfer. 1971 wurde er zum Mitglied der Weinanalysen-Kommission des Bundesgesundheitsamtes und 1973 zum Mitglied des Bundesausschusses für Weinforschung berufen, dessen Geschäftsführer er von 1993 bis zu seinem Ausscheiden aus dem Dienste 1998 war.
Intensiv betätigte er sich seit 1983 auch im Vorstand der Internationalen Interessengemeinschaft für moderne Kellertechnik und Betriebsführung e.V. und stellte viele Jahre als Geschäftsführer das umfassende und vielseitige Programm für deren Internationale Oenologische Kolloquien zusammen. 1998 erschien die 2. Auflage des „Weinkompendium“ von Prof. Karl-Gustav Bergner, das er ergänzt und aktualisiert hatte. Das Erscheinen einer weiteren, von ihm noch bearbeiteten Neuauflage konnte er nicht mehr erleben. 2007 fasste er seine jahrzehntelangen Erfahrungen und Kenntnisse in der handlichen Broschüre „Weinfehler erkennen“ zusammen.

Veröffentlichungen:
• Schön, W.; Lemperle, E: Badische Weinfibel. 1976 und 1977.
• Bergner, K.-G., Lemperle, E.: Weinkompendium. Stuttgart: Hirzel 1998 und 2001.
• Lemperle, E.: Weinfehler erkennen. Stuttgart: Ulmer 2007.
Diese und weitere Veröffentlichungen – siehe Weinbibliographie [Schoene3]

Autor:
Dr. Günter Schruft, Freiburg i. Br.