Heide, Carl von der (1872-1935)
Carl von der HEIDE, Dr., ab 1905 Prof. * 21.9.1872 Landgut Diepertsbuch/Wttbg, † 27.5.1935 in Hamburg. verh. mit Erna Blumenbach 1902−1922, 4 Söhne, 1 Tochter; ab 1927 mit Ella Schick.
Stud. der Mathematik und Chemie an der Universität München. Ab 1893 Ass. am Chemischen Labor der Akad. der Wiss., 1897 Promotion zum Dr. phil. 1898−1904 Wiss. Ass. an der Landw. Hochschule in Berlin. 1905 übernahm er als Nachfolger von Prof. Dr. K. Windisch die Weinchemische Versuchsstation an der Lehr- und Forschungsanstalt in Geisenheim. Hier war er 30 Jahre als Forscher und Lehrer tätig. 1914−18 freiw. Wehrdienst. 1923−24 durch Besatzungsmacht ausgewiesen. Es gibt über 100 z.T. grundlegende Arbeiten über Weinchemie und Weinbereitung von ihm, geschrieben in klaren und knappen Formulierungen. 1911 entstand zusammen mit Baragiola eine Bilanzierung der Weininhaltsstoffe, 1923 eine Arbeit über die Berechnung der im Wein gebundenen org. Säuren und deren Bindungszustände. Das Weinfach verdankt dem großen Analytiker eine Reihe von Verbesserungen und Vereinfachungen von Analysenmethoden, Nachweise von teilweise mikroanalytischen Verfahren. Seine Vorlesungen über Weinchemie, Weingesetz und Kellerwirtschaft bestachen durch ihre Klarheit, es gab nicht ein Wort zuviel. Er war Autorität, seine Hörer fürchteten ihn, denn er war sehr kritisch und selbstbewusst. Im Reichsausschuss für Weinforschung und dem Sonderausschuss zur Prüfung von Dauerwaren der DLG war er bis zu seinem plötzlichen Tode tätig.
Veröffentlichungen: in M. Barth, Die Obstweinbereitung 6.−10. Aufl. 1906−1930. − in 4.−6. Aufl. Handbuch der Kellerwirtschaft von Babo und Mach, Berlin 1910−1921. − und F. Jacob: Prakt. Übungen in der Weinchemie ..., 1911−1930. − und F. Schmitthenner: Der Wein, Braunschweig 1922. − und K. Kroemer: 9. Aufl. J. Neßler, Bereitung, Pflege und Unters. des Weines, Stuttgart 1930. − Weinchemie in K. Müller, Weinbaulexikon, Berlin 1930.
Literatur: F. Muth, Wein und Rebe 1932/33, 196. 1935/36, 65. − W. Seifert, Das Weinland 1935, 186. − Geisenheim 1872−1972, S. 89, 98, 101, 107, 116.
Autor: Tr.