Oetinger, Eberhard (1916-1995)

OETINGER, Eberhard, Ritter und Edler von, Weingutsbesitzer, Auktionator. * 3.4.1916, † 7.4.1995. Va: Maximilian (1845−1951) Mu: Emely Blank (1884−1975). verh. 15.7.1944 mit Edith Walter, 2 Söhne.

"Der alte Oetinger", wie man ihn respektvoll nannte, wurde in das 1828 von seinem Großvater erworbene Weingut "Maximilianshof" in Erbach hineingeboren. Nach der Schulzeit Weinbaulehre in Rheinhessen, dann Besuch der Weinbauschule in Eltville. Es folgten Arbeitsdienst und Wehrdienst (in Potsdam). Den 2. Weltkrieg machte er von A−Z mit und geriet in russische Gefangenschaft, wo er zeitweise in einer Weinkolchose in Aserbaidschan eingesetzt und "zu Ehren Stalins" Weinbergsarbeiter war. Nach der Heimkehr 1949 intensive Arbeit im elterlichen Weingut, dessen Rebfläche er bis auf 8 ha steigerte mit berühmten Lagen in Kiedrich und Erbach, besonders dem Marcobrunn. Allmählicher Übergang zum reinen Weinbau- und Flaschenwein-Betrieb. Die in den 30er Jahren schon einmal praktizierte Straußwirtschaft nahm er in den 50er Jahren wieder auf, um konsequent zum Gutsausschank überzugehen, wo er es mit seiner Frau Edith verstand, vor allem junge Leute zum "moderaten" Weingenuss hinzuführen. 1954 gestaltete er zum ersten Mal eine festliche Weinprobe; mit Hilfe eines reichen Fundus an Zitaten, verknüpft mit eigenen Erlebnissen, entwickelte er einen unverwechselbaren Stil und schuf sich, besonders bei den weit berühmten Kurhaus-Proben in Wiesbaden, ein auf ihn eingeschworenes Publikum. Wein war für ihn täglicher Begleiter, Tröster, Regenerator und damit mehr als "ein merkantiles Handelsobjekt". Das kam ihm zugute, als er 1961 Auktionator, Steiglasser der berühmten Weinversteigerungen im Kloster Eberbach wurde, die er 33 Jahre lang mit ungebrochenem Erfolg "zelebrierte", auch außerhalb des Rheingaus und in Wiesbaden mit überregionalen Spitzenweinen. Begeisterte Journalisten und Schriftsteller nannten ihn den Karajan der Weinversteigerungen (z.B. "Die Welt" 13.8.1978). Das Angebot von Einzelflaschen aus Jubiläumsjahrgängen steigerte er mit einer Mischung von Humor und Sachkunde bis zur einsamen Höhe von DM 53.000 für einen 1735er Johannisberger aus dem von Schönborn'schen Keller. Die Rheingauer Weinwerbung gestaltete er 30 Jahre lang mit bescheidenstem Etat, war von Anfang an in die Rheingauer Weinseminare eingebunden, sowie 1971 Mitbegründer, Kapitular und Schatzmeister des Rheingauer Weinkonvents. Auch öffentlichen Belangen widmete er Zeit und Arbeit: In der Gemeindevertretung, im Kreistag, als Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank, in Ausschüssen für Soziales, Sport, Kultur und Umwelt. Die Anliegen der Spätheimkehrer waren bei ihm in guten Händen; er forcierte für sie den Bau einer Siedlung. Schließlich war er noch Gründungsmitglied der Winzergenossenschaft Erbach. Wein faszinierte ihn. Für den Umgang mit Wein formulierte er einmal: "Keine Tricks versuchen, sondern ein ehrlicher Makler sein". Ehrungen: Bundesverdienstkreuz, Ehrenbrief des Landes Hessen, Ehrenteller des Rheingaukreises, Gemeindeältester von Erbach, Silberner Römer des Rheingauer Weinbauverbandes, Ehrenbrief Genossenschaftsverband des Landes Hessen und Ehrenmitglied der Ehemaligen Weinbaufachschulabsolventen.

Literatur: Stein, Gottfried: Reise durch den deutschen Weingarten. München 1956. − Stiegler, Ernst Michael: Ein Leben für den Wein. Weinbaron Eberhard Ritter und Edler von Oetinger. Selbstverlag 1996. Persönliche Bekanntschaft

Autor: Sta.

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