Neßler, Julius (1827-1905)

Prof. Dr. Julius Neßler

Julius NESSLER – Dr., Professor, Geheimer Hofrat, Chemiker, Apotheker.
* 6.6.1827 in Kehl;
† 19.3.1905 in Durlach (heute Karlsruhe).
Vater: Karl August Neßler (1782-1837);
Mutter: Luise Salome Schaller; 7 Geschwister.
1860: Ehe mit Marie Luise Ringer (1836-1902);
Söhne: Adolf, Julius und Max.

1841: Kurze Apothekerlehre in Kippenheim; Mechanikerlehre in Karlsruhe bis 1845.
Tätigkeit als Pharmazeut in verschiedenen Apotheken in Deutschland und Frankreich.
Ab 1853: verschiedene Studien, wie Pharmazie, Mineralogie, Botanik; Chemie bei Lambert von Babo.
1856: Promotion (Neßlersches Reagens).
Er war Chemiker und ein großer Organisator, der sich eingehend auch mit der Untersuchung des Weines befasste und die Grundlagen für die moderne rationelle Kellerbehandlung der Weine schuf. Hier wurde er bahnbrechend für die Praxis.
Als Baden um 1850 eine landwirtschaftliche Versuchsstation plante, die Pläne wegen der Kostenfrage aber erst 1858 Gestalt annahmen, war er es, der sich 1859 erbot, für 1.500 Gulden pro Jahr chemische Untersuchungen und Vorträge bei landwirtschaftlichen Versammlungen zu halten. Und dazu stellte er noch sein eigenes Haus zur Verfügung. So entstand die "Agrikulturchemische Versuchsstation" in Karlsruhe, die ab 1890 "Landwirtschaftlich-chemische Versuchsanstalt" hieß. Er war der erste Direktor der Anstalt in Karlsruhe. Er stellte die Wissenschaft in den Dienst der praktischen Landwirtschaft und wählte u.a. das Gebiet Weinbau aus.
Sein Wissen und seine Erfahrungen über den Weinbau und Wein legte er in zahlreichen Auflagen seines Handbuches "Bereitung, Pflege und Untersuchung des Weines" dar. Schwerpunkt seiner Untersuchungen war die Methodik der Weinanalyse. So fungierte er auch als ständiger Gerichtssachverständiger für chemische Fragen.
Im Weinanbau beschäftigte er sich mit der Düngung der Reben und der Bekämpfung der Rebschädlinge.
Er wird 1870 Professor, die Versuchsstation damit staatlich.
Am 1.7.1901 geht er nach 42-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand.
Um die deutsche, besonders die badische Landwirtschaft hat er sich verdient gemacht. Er war eine der Hauptstützen der Weinbaukongresse von 1874 bis 1897 und hielt zahlreiche Vorträge über Themen auf dem Gebiet des Weinbaus und der Weinbehandlung.
Er starb im Alter von 78 Jahren an einem Herzschlag.

Ehrungen:
• 1868: Ehrenmitglied des landwirtschaftlichen Vereins im Königreich Bayern.
• 1870: Ehrenmitglied der Landwirtschaftlichen Gesellschaft in Wien.
• 1889: Geehrt wurde er mit dem Titel Geheimer Hofrat.
• 1901: Ehrenmitglied des Deutschen Weinbauvereins.
• 1901: Ritterkreuz des Ordens Berthold I.
• 1902: Badische Jubiläumsmedaille.
• Die Untersuchungs- und Forschungsanstalt Augustenberg liegt heute an der "Neßler-Straße 23".

Veröffentlichungen:
• Er hinterlässt 786 wissenschaftliche Arbeiten. Studienergebnisse veröffentlichte er regelmäßig im Wochenblatt des landwirtschaftlichen Vereins des Großherzogtums Baden und in der Zeitschrift für analytische Chemie. Er war Mitautor der Zeitschriften "Weinbau", "Annalen der Önologie" und "Weinlaube" (seit 1869).
• Die Behandlung des Weines... 1865 und zahlreiche weitere Auflagen.
• Die Weine Badens... 1887 und weitere Auflagen.
Diese und weitere Veröffentlichungen – siehe Weinbibliographie [Schoene3]

Quellen und weiterführende Literatur:
• Die Weinlaube 1905, 13, S. 145.
• Riem, H.: Festschrift anläßlich des 100-jährigen Bestehens der Staatlichen Landwirtschaftlichen Versuchs- und Forschungs-Anstalt Augustenberg, Karlsruhe 1959.
• Lidy, Tanja: Apotheker des 19. Jh. als Wegbereiter der modernen Önologie. Dissertation, Marburg 2014. Mit einer sehr ausführlichen Darstellung von Leben und Wirken Neßlers. Weblink
WIKIPEDIA

Autoren:
Prof. Gerhard Troost, Geisenheim; Dr. Wolfgang Thomann, Ingelheim

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