Lidy, Hermann (1906-1983)

LIDY, Hermann, Geschäftsführer und Kellermeister der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft (1947−1961). * 14.6.1906 in Frankweiler/Pfalz, † 20.10.1983 in Stuttgart. verh. 1938 mit Erna geb. Rudisile, * 1.12.1907, † 28.2.1989, 1 Tochter, 2 Söhne.

L. wuchs in einem pfälzischen Weinbaubetrieb auf. Im Anschluss an die Volksschule besuchte er die Realschule. Es folgte eine Küferlehre, die er als Gasthörer in Geisenheim vertiefte. Bekannt wurde er als Leiter der Kellerei des Stuttgarter Konsumvereins. 1947 kam er als Geschäftsführer und Kellermeister zur Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG), deren Kellerei er in einem früheren Luftschutzbunker nach völlig neuen Gesichtspunkten einrichtete. Er wagte in Württemberg als erster den Schritt vom Holzfass zum Stahlemaille-, Edelstahl- und Hochdrucktank, praktizierte die gezügelte Gärung, stabilisierte seine Weine mit Kälte (Weinsteinausfall) und Wärme (Eiweißstabilisierung) und füllte sie steril mit Restzucker ab. Er eröffnete damit die Ära der (rest-)süßen Weine. Manche bezeichneten dies als große soziale Tat; denn zuvor hatten allenfalls nur Spät- und Auslesen einen Rest an unvergorenem Zucker und waren allein für die Betuchteren erschwinglich. Nun bekam auch der Normalverbraucher "süße Weine". L. wurde heftig attackiert und es wurde ihm vorgeworfen, mit der Restsüße der einfachen Weine würde eine höhere Qualität vorgetäuscht. Zweifellos sind jedoch mit der neuen, heute selbstverständlichen Ausbaurichtung neue Käuferschichten erschlossen worden und es wurde ein wesentlicher Beitrag zum Absatz der ständig steigenden Weinerträge geleistet. Vor allem bei den herausragenden Jahrgängen 1947, 1949, 1953 und 1959 erzielte er bestechend schöne, feine Spät- und Auslesen der WZG, mit denen er den Durchbruch zur 0,7−l-Flasche schaffte und es gelang, auch Genossenschaftsweine in der Spitzengastronomie zu platzieren. Er hat auch wesentlich zum heutigen Renommee der Spitzenlagen Uhlbacher Götzenberg, Stettener Pulvermächer, Mundelsheimer Käsberg, Brackenheimer Zweifelberg und Heuholzer Dachsteiger beigetragen. Nach seinem Ausscheiden aus der WZG 1961 befasste er sich nur noch mit seinen vorbildlich von ihm aufgebauten Fürstlich Hohenlohe-Langenburgschen Weingütern Weikersheim und brillierte mit niedergrädigen Naturweinen. Auch wenn er manchmal bei den Rotweinen im Restzucker überzog, hat er den württembergischen Weingärtnergenossenschaften herausragende Dienste getan und gilt als Pionier in der Kellerwirtschaft nach dem letzten Krieg.

Literatur: Mitteilungen von Dr. Klaus Lidy, ein Sohn von H. Lidy und der WZG.

Autor: Li.