Liebig, Justus (1803-1873)

LIEBIG, Justus, Frhr. von (geadelt 1845), Chemiker, Professor. * 12.5.1803 in Darmstadt, † 18.4.1873 in München. Va.: Joh. Georg Liebig, Drogist und Farbenhändler in Darmstadt (1775−1850); Mu.: Caroline adopt. Moser aus Darmstadt (1781−1855). verh. 1826 Henriette Moldenhauer (1807−1881), 2 Söhne, 3 Töchter.

Nach 6-jähriger Gymnasialausbildung absolvierte L. eine 10-monatige Apothekerlehre in Heppenheim. Mit 15 Jahren kehrte er in das Elternhaus zurück und half dem Vater bei der Zubereitung der Farben. Seinen Wunsch, zu studieren, konnte er 1819 verwirklichen. Prof. Dr. K. W. Kastner wurde an der Universität Bonn sein erster Lehrer für Chemie. Ihm folgte er 1821 nach Erlangen, wo er dem chemisch-physikalischen Verein beitrat. 1822 erste Veröffentlichung über Knallsilber. Ein Stipendium ermöglichte ihm einen 6-monatigen Studienaufenthalt in Paris, wo A. v. Humboldt auf ihn aufmerksam wurde. Es folgte 1824 die Berufung als Professor an die Universität Gießen. Die erfolgreiche Forschungs- und Lehrtätigkeit sowie seine zahlreichen Vorträge und Veröffentlichungen machten L. in den folgenden 28 Jahren in Gießen weltbekannt. 1852 nahm er einen Ruf der Universität München an, wo er die letzten 21 Jahre seines Lebens wirkte. L. war ein glänzender Lehrer und ein erfolgreicher Forscher. Seine besonderen Verdienste liegen in der Entwicklung der organisch-chemischen Elementaranalyse und in der Agrikulturchemie. Seine Erkenntnisse haben in der Landwirtschaft, ebenso auch im Weinbau, zur Überwindung des Mangels geführt. Auch Nahrungsmittel und Nahrungsqualität gehörten zu seinen Anliegen. Dass L. auch etwas vom Wein verstand, belegen seine Verse über den Wein: "Als Mittel der Erquickung, der Befreiung und Steigerung, der Korrektion und Ausgleichung und als Schutz gegen vorübergehende Störungen wird der Wein von keinem Erzeugnis der Natur und Kunst übertroffen." Dem überragenden Chemiker seiner Zeit wurden zahlreiche Ehrungen zuteil.

Veröffentlichungen: Groß ist die Zahl seiner Veröffentlichungen, von denen viele in die Weltsprachen übersetzt wurden. Carlo Paoloni hat sie in einer eigenen Biographie (1968) festgehalten; Universitätsverlag Karl Winter Heidelberg. Als eines der bedeutendsten Werke ist "Die Organische Chemie in ihrer Anwendung auf die Agrikultur und Physiologie" zu nennen.

Literatur: Volhard, Jakob: Justus Liebig, In zwei Bänden, Verlag Joh. Ambrosius Barth, Leipzig 1909.

Autor: Wa.