Klingler, Jakob (1929-1996)
KLINGLER, Jakob, Dr., Entomologe und Nematologe. * 29.11.1929 in Bülach/Schweiz, † 21.1.1996 in Wädenswil/Schweiz.
Nach dem Studium der Landwirtschaft an der Eidg. Technischen Hochschule in Zürich (ETHZ) mit Diplom-Abschluss Ingenieur Agronom folgte ein Studienjahr an der Universität Edinburgh. 1955 kam K. an die Eidg. Versuchsanstalt, heute Forschungsanstalt Wädenswil, wo er bis zu seiner Pensionierung 1990 arbeitete. Zuerst war er in der Obstbau-Entomologie tätig, wechselte 1956 in den Weinbau, um im Bündner Tal das akute Massenauftreten des Gefurchten Dickmaulrüsslers (Otiorrhynchus sulcatus F.) an Reben zu studieren. Er fand, dass sich der Befall eindeutig auf die wurzelechten Reben konzentrierte, weil bei diesen die feinen Wurzeln nahe am Wurzelhals und näher an der Bodenoberfläche verteilt sind als bei Propfreben. Diese feinen Wurzeln dienen den Larven des Dickmaulrüsslers als bevorzugte Nahrung. Veredelte Reben sind daher für die Larven weniger günstig, weshalb K. diese Art der Befallsresistenz "räumliches Entrinnen" nannte. Bei seinen Untersuchungen fand K. die grundsätzliche Erkenntnis, dass die Larven des Dickmaulrüsslers aber auch Maikäferengerlinge, Drahtwürmer, Nematoden und andere Bodenorganismen die Pflanzenwurzeln anhand der CO2-Gradienten finden. Diese Erkenntnis hat allgemein Eingang in Lehrbücher gefunden und brachte K. die Silbermedaille der ETHZ für seine Dissertation sowie eine Einladung der Rockefeller-Stiftung zu Vorträgen an Universitäten in den USA ein. Von ihm und seiner Arbeitsgruppe wurde auch die biologische Bekämpfung der Dickmaulrüssler-Larven mit insektenparasitischen Nematoden weiterentwickelt und als Verfahren schon früh in den Zierpflanzenbau eingeführt. Später wandte sich K. der Nematologie zu und studierte das Auftreten phytopathogener und virusübertragender Nematoden im Wein-, Obst- und Gemüsebau, was ihm internationale Anerkennung einbrachte. So führte er zur Gesunderhaltung von Erdbeerkulturen die Warmwasserbehandlung der Jungpflanzen in der Praxis ein. K. publizierte über 75 wissenschaftliche Arbeiten. Sein Wissen gab er in vielen Vorträgen der Praxis und an Fachkongressen weiter. Er war Dozent für landwirtschaftliche Nematologie an der ETHZ.
Veröffentlichungen: Die Bedeutung der Kohlendioxidausscheidung der Wurzeln für die Orientierung der Larven von Otiorrhynchus sulcatus F. und anderer bodenbewohnender phytophager Insektenarten. Mitt. schweiz. Entomol. Ges. 31, 105−269, 1959. − Biologische Beobachtungen über den Gefurchten Dickmaulrüssler (Otiorrhynchus sulcatus F.) während seines Massenauftretens der letzten Jahre auf Reben der deutschen Schweiz. Landw. Jahrb. Schweiz 8, 409−438, 1959. − Untersuchungen über die Resistenzerscheinungen bei gepfropften Reben gegenüber dem Gefurchten Dickmaulrüssler, Otiorrhynchus sulcatus F. Die Wein-Wissenschaft 8, 305−334, 1963.
Literatur: Persönlich bekannt.
Autor: Wi.