Kerner, Justinus Andreas Christian von (1786-1862)

Dr. Justinus von Kerner im Jahre 1852
Porträt von 1852 (Quelle: WIKIPEDIA)

Justinus Andreas Christian KERNER
ab 1850: Justinus Andreas Christian von KERNER
– Dr. med., Arzt und Dichter.
* 18.9.1786 in Ludwigsburg;
† 21.2.1862 in Weinsberg.
Vater: Christoph Ludwig Kerner (1744−1799; Oberamtmann);
Mutter: Friederike Luise Stockmayer (1750−1817);
er war der Jüngste von 6 Geschwistern.
28.2.1813: Ehe mit Friederike Ehmann (1786−1854; Professorentochter); 2 Töchter, 1 Sohn.

Er entstammt einer Familie der altwürttembergischen Ehrbarkeit.
Schulbesuch in Ludwigsburg.
Wegen fehlender Mittel durch den frühen Tod seines Vaters konnte der sensible, oft kränkelnde Bub erst nach 4 leidvollen Lehrlingsjahren in verschiedenen Berufen durch Unterstützung guter Freunde 1804−1809 in Tübingen Medizin und Naturwissenschaften studieren; Abschluss mit Promotion zum Dr. med.
Ab 1810 Arzt in Dürrmenz, ab 1811 in Wildbad und ab 1812 in Welzheim.
Ab 1815 Oberamtsarzt in Gaildorf und ab 1819 in dem geschichtsträchtigen Weinstädtchen Weinsberg, wo er bis zu seiner Pensionierung 1851 praktizierte.
Kranke, auch geistig und seelisch Kranke, zu heilen, entsprang einer tiefen Neigung und war ihm Herzenssache. Er litt selbst oft unter Melancholie.
Wissenschaftliche Untersuchungen, insbesondere die Beschäftigung mit parapsychologischen Fragen und medialen Erscheinungen, magnetische Heilungsversuche und mystische Experimente machten ihn über die Medizin hinaus bekannt.
Er versuchte u.a. auch experimentell "die Wirkungen des Rieslings auf das Nervensystem" im Vergleich mit Weinen und Traubenbeeren anderer Rebsorten zu ergründen.
Innige Beziehungen zu den Reben und dem Wein, dem er gerne reichlich huldigte, beflügelten ihn zum Dichter der Romantik, in Poesie und Prosa. Er schrieb viele Gedichte, die vertont zu Volks- und Weinliedern wurden.
Zusammen mit einem unübersehbaren Freundeskreis, dessen geistiger und geselliger Mittelpunkt er war und zu dem u.a. L. Uhland, G. Schwab, E. Mörike, N. Lenau zählten, hätte er gerne aus Weinsberg ein "schwäbisches Weimar" gemacht.
Er war einer der begabtesten, vielseitigsten und originellsten Schwaben seiner Zeit.

Ehrungen:
• 1850: Ernennung zum Ritter des Ordens der Württembergischen Krone und Erhebung in den persönlichen Adelsstand.
• Die Stadt Weinsberg richtete das ehemalige Haus der Familie Kerner zu einem Kerner-Museum ein.
• 1968 erhielt die Kreuzung Trollinger × Riesling, eine Weinsberger Neuzüchtung von August Herold, Sortenschutz unter der Bezeichnung "Kerner".
• Seit 1979 verleiht der Ärzteverband Öffentlicher Gesundheitsdienst Baden-Württemberg die Justinus-Kerner-Medaille.
• Die Stadt Weinsberg stiftete 1986 anlässlich seines 200. Geburtstages den Justinus-Kerner-Preis, der seit 1990 alle drei Jahre verliehen wird.
• In Weinsberg, Ludwigsburg, München, Heilbronn und anderen Städten sind Straßen und Schulen nach ihm benannt worden.

Veröffentlichungen:
• Wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse.
• Gedichte, Balladen, Erzählungen, Märchen, Romane.
• "Geschichte zweyer Somnambulen". 1824.
• "Die Seherin von Prevorst". 1829.
• "Bilderbuch aus meiner Knabenzeit". 1849.

Quellen und weiterführende Literatur:
• Schellenberg; Kreiskott; Schumann; Linsenmaier: Justinus Kerner – Dichter, Arzt und Weinfreund. GGW-Schrift Nr. 78. Wiesbaden 1986.
• Auskunft der Leitung der Stadtbücherei Fellbach.
• Bausinger, H. (Hrsg.): Justinus Kerner - Sinnliches und Übersinnliches. Tübingen 2012.
WIKIPEDIA

Autor:
Dr. agr. Otto Linsenmaier, Fellbach