Englerth, Sebastian (1804-1880)
Sebastian ENGLERTH – Weinbauer und Weinbaupolitiker.
* 28.9.1804 in Randersacker;
† 15.3.1880 in Randersacker.
Vater: Georg Adam Englerth, Weinbauer, Gastwirt, Weinhändler († 1830);
Mutter: Katharina Rust aus Arnstein.
Er erhielt seine Ausbildung im Weinbau im elterlichen Betrieb. Nebenher besuchte er Fortbildungskurse auf der Zentralschule des Polytechnischen Vereins. Da dies ihm nicht genügte, suchte er Verbindungen zu namhaften Persönlichkeiten, bei denen er sich im Weinbau, der Weinbereitung sowie in der Land- und Volkswirtschaft weiterbildete.
Nach dem Tode seines Vaters widmete er sich ganz dem Weinbau und seiner Verbesserung.
1836 Einrichtung einer eigenen Rebschule, in der er zuvor selektierte Silvaner-, Riesling- und Traminerreben neben Tafeltraubensorten vermehrte. Als fortschrittlicher Weinbauer betätigte er sich auch züchterisch, und zwar durch Auslese nach Vermehrung durch Samen. Auf diese Weise züchtete er (vermutlich 1864) die Bukett-Traube. Sein umfangreiches Rebsortiment umfasste 140 Rebsorten.
Studienreisen in deutsche und ausländische Weinbaugebiete führten zur Prüfung der Eignung von Rotwein. Er kam zu dem Schluss, Rotwein eigne sich nicht für Muschelkalkböden, wohl aber auf Buntsandstein am Untermain.
1856 gelang ihm der Rückkauf des Mönchshofes, wo er seine Kellerei einrichtete.
Seine liebste Beschäftigung war die Phänologie der Rebe. Seine Beobachtungen von 1828−60 fasste er in vier Bänden zusammen, von denen noch 3 erhalten geblieben sind.
1869 übernahm er die Bearbeitung einer internationalen Umfrage der wiss. Gesellschaft von Bordeaux über die Krankheiten des Weinstocks in Franken.
1874 wurde ihm die Berichterstattung über die Reblausverseuchung in Franken angetragen.
1879 vollendete er die Erstellung des ersten fränkischen Weinbaukatasters. In 450 Ortschaften belief sich die Rebfläche auf 13.079 ha. Bereits 1855 wurden von ihm nur ca. 4.000−5.000 ha für weinbauwürdig gehalten.
Umfangreich war sein berufsständisches und weinbaupolitisches Wirken. Bereits 1837 wurde er zum Vertrauensmann der Häcker und Weinhändler in die 1830 gegründete deutsche Gesellschaft für Land- und Forstwirte, Obst- und Weinproduzenten gewählt. In den Zusammenkünften bis 1852 setzte er sich leidenschaftlich für den naturreinen Wein ein sowie gegen die Kunstweinproduktion und Dr. Galls Nassverbesserung. Seine Schrift über Dr. Galls Weinveredlung legt davon Zeugnis ab.
Ebenso setzte er sich 1852/53 für eine Revision der Satzung des Deutschen Zollvereins zum Wohle des heimischen Weinbaus ein.
Er war 1874 Mitbegründer des Deutschen Weinbauvereins in Trier und initiierte 1875 die Gründung des Fränkischen Weinbauvereins.
1857 wurde er für 12 Jahre zum Gemeindevorsteher gewählt.
1874 konnte er im Mönchshof die erste Weinbauschule in Franken eröffnen, die aber nur bis 1877 Bestand hatte. Er war auch der Initiator für eine Weinbauversuchsanstalt und regte die Gründung von Kellereigenossenschaften an.
Ein Höhepunkt in seinem Leben bildete die Besichtigung seiner Versuchsanlagen im Jahre 1878 durch den 4. Weinbaukongress in Würzburg.
Er gehört zu den profiliertesten Weinbauern und Weinbaupolitikern des Frankenlandes, der fränkische Weinbau hat ihm viel zu danken.
Ehrungen:
1873 erhielt er auf der Weltausstellung in Wien für seine ampelographischen Arbeiten die Fortschrittsmedaille und wurde zum Mitglied der neuen ampelographischen Kommission gewählt.
Veröffentlichungen:
• Deutscher Weinbau und Weinhandel, dessen mögliche Konkurrenz mit dem französischen; und die chemische Wein-Verbesserung, vom Standpunkte der Wein-Wissenschaft beleuchtet. Würzburg 1849.
• Denkschrift über die Sondersteuer (Übergangssteuer im Zollverein). 1852.
• Dr. Gall's Weinveredlung und die Ansicht der Chemiker darüber vom praktischen Standpunkte der Weinwissenschaft aus beleuchtet. Würzburg 1855.
• Der deutsche Weinbau und Weinhandel vom Regen in die Traufe. 1879.
Diese und weitere Veröffentlichungen – siehe Weinbibliographie [Schoene3]
Quelle:
Breider, Hans: Sebastian Englerth. Ein Beitrag zur Geschichte des fränkischen Weinbaues. GGW-Schrift Nr. 54, Wiesbaden 1980.
Autoren:
Prof. Dr. Paul Claus, Geisenheim; Dr. Wolfgang Thomann, Ingelheim