Steinlein, Bernhard (1925 – 2012)
Bernhard STEINLEIN, Diplomlandwirt, Weinbau-Referatsleiter
* 08. Dezember 1925 in Trier
† 31. Juli 2012 in Niederbachem (Bonn)
Vater: Fritz Steinlein, Kellermeister
Mutter: Katharina Clüßerath
⚭ Gertrud Steinlein (1936 – 2024)
Kinder: ein Sohn und eine Tochter
Bernd Steinlein wurde 1925 in Trier geboren, besuchte Volksschule und Gymnasium. Bevor er sein Abitur ablegen konnte, wurde er mit 18 Jahren 1943 zum Wehrdienst eingezogen. Er geriet 1944 in russische Gefangenschaft, aus der er erst im Dezember 1949 entlassen wurde. In einem Spätheimkehrer-Lehrgang bestand er im Jahr 1950 das Abitur. Eine landwirtschaftliche Praxisausbildung mit Gehilfenprüfung schloss sich an. Von 1952 bis 1955 studierte er an der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Nach dem Diplomexamen ging er 1956 für zwei Jahre nach Geisenheim, um dort seine Weinbaukenntnisse zu vertiefen. Nach einer abgeschlossenen Referendarausbildung an der Landes-Lehranstalt in Trier war er dort in verschiedenen Fachgebieten tätig. Als Nachfolger von Dr. Schrader übernahm er im Jahre 1960 an der Lehranstalt die Leitung der Bodenkunde und war im Gebiet Rheinland-Nassau für die Bodenanalysen zuständig.
Am 1. April 1964 wechselte S. in das Bonner Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BML) und wurde zunächst kommissarisch mit der Leitung des damaligen für Weinbau zuständigen Referats beauftragt, dessen offizielle Leitung er dann im November 1964 als Nachfolger von Dr. Carl-Jost Freiherr von Canstein übernahm. Zum 1. August 1970 wurden im BML die bisher auf zwei Abteilungen verteilten Referate für Weinbau und Weinmarkt in der sog. Marktabteilung zusammengelegt. S. wurde zum Ministerialrat befördert und war von da an nicht nur für Wein, sondern auch für Branntwein, Hopfen, Bier, Mineralwasser, Erfrischungsgetränke und Tee zuständig. Die numerischen Zuordnungen und Namensbezeichnungen seines Referats wurden zwar noch mehrfach geändert, aber sein Aufgabenbereich blieb bis zu seinem Ausscheiden Ende 1990 unverändert. Von seinen Mitarbeitern*innen, aber auch von seinen Vorgesetzten und Kollegen*innen in den Ministerien und Wirtschaftsorganisationen wurde er sehr geschätzt und geachtet. Menschliche Wärme, persönliche Fairness und großen Sachverstand zeichneten ihn aus.
Zu seinen Hauptaufgaben im BML zählte von Anfang an, die deutschen Weininteressen bei den Verhandlungen zur Schaffung einer Europäischen Gemeinsamen Marktorganisation für Wein (kurz EWG-Weinmarktordnung) zu vertreten. Die Beratungen über die erste EWG-Weinmarktordnung (Verordnung (EWG) Nr. 816/70 und 817/70) konnten erst nach achtjähriger Dauer 1970 vorläufig abgeschlossen werden, wurden jedoch anschließend mehrfach geändert.
Eine Besonderheit seiner Amtszeit war, dass die Zuständigkeit für weinrechtliche Fragen innerhalb der Bundesregierung zwischen dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) und dem BML aufgeteilt war. Das galt sowohl für das EU-Recht als auch für das nationale Weinrecht. Für das Weingesetz war das BMG federführend, für das Weinwirtschaftsgesetz das BML, was einen hohen, nicht immer konfliktarmen Abstimmungsbedarf erforderte.
S. nahm zunächst als Delegierter und ab 1975 als Leiter der Deutschen Delegation an den Sitzungen des Exekutivkomitees des Internationalen Amtes für Rebe und Wein (OIV) in Paris teil sowie an zahlreichen Weinbaukongressen der OIV in Europa und Übersee. 1967 war er für die Ausrichtung der 47. Plenartagung des OIV in Mainz und 1979 für den XVI. Internationalen Weinbaukongress der OIV in Stuttgart zuständig.
Von 1964 bis Ende 1990 war S. Vorsitzender des Bundesausschusses für Weinforschung, dem wissenschaftlichen Beirat des BML. In unzähligen Vorträgen in den Winterversammlungen der Weinbaugebiete, auf Weinbaukongressen und anderen Tagungen hielt er Vorträge, um die Auswirkungen des Brüsseler Weinrechts auf die nationale Gesetzgebung und auf die Praxis der Weinbaubetriebe deutlich zu machen.
Eine besondere Freude für S. war der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung zum 3. Oktober 1990. So konnte er noch am Ende seiner Amtszeit erste Kontakte zu den zuständigen Stellen und Unternehmen der Wein- und Branntweinbranche in den neuen Bundesländern knüpfen. In seinem Ruhestand lebte er sehr zurückgezogen, engagierte sich jedoch weiterhin ehrenamtlich in seinem Wohnort Wachtberg-Niederbachem.
Ehrungen und Auszeichnungen:
- 1973 Internationaler Hopfenorden.
- 1980 Bundesverdienstkreuz am Bande.
- 1981 Ernennung zum Chevalier du Mérite Agricole
Quellen:
- DDW (1985), S. 1501.
- DDW (1991), Heft 1, S. 11.
- Mitteilungen der Familie.
- Mitteilungen ehemaliger Mitarbeiter,
- insb. Werner Albrecht.
Bildquelle: Familie Steinlein
Rudolf Nickenig, Remagen, Januar 2025