Huglin, Pierre Edouard Henri (1924–2015)
Pierre HUGLIN – Agrarwissenschaftler, Rebenphysiologe
* 9 März 1924 in Munster (Elsass, département 68 Haut-Rhin)
† 3 August 2015 in Munster
⚭ 1953 Anne-Marie Marthe Braesch
Kinder: Jean-Georges Huglin, Michel Huglin
Pierre Huglin besuchte die Grundschule in Munster und anschließend das Gymnasium in Colmar, das er mit dem Abitur in Naturwissenschaften abschloss. Er studierte Agrarwissenschaften in Montpellier 1945 und erwarb das Diplom als Agraringenieur.. Danach wurde er Mitarbeiter des INRA (Institut national de la recherche agronomique, heute INRAE) in Colmar, wo er sein gesamtes Arbeitsleben verbrachte. Von 1958 bis 1986 war er der Leiter der Station de recherches viticoles et oenologiques, von 1963 bis 1968 sowie von 1975 bis 1978 Institutsleiter.
Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeiten waren die Physiologie, Ökologie und Morphologie der Rebe mit zahlreichen Veröffentlichungen zu diesen Themenbereichen. Die wichtigste Veröffentlichung war sein Lehrbuch „Biologie et écologie de la vigne“, in dem er 1986 die Möglichkeit beschrieb, die Anbaueignung einer Rebsorte für einen bestimmten Standort anhand der Tagesmittel- und Tagesmaximal-Temperaturen zu ermitteln.
Dieser Huglin-Index ist im Prinzip die Summe des arithmetischen Mittels der effektiven Tagesmittel (Temperatur über 10°C) und der effektiven Tagesmaxima im Verlauf der Vegetationsperiode vom 1. April bis zum 30. September. In der Südhemisphäre müssen die Zeitspannen der Vegetationsperiode entsprechend angepasst werden. Je nach optimalem Huglin-Index werden die Rebsorten in verschiedene Kategorien eingeteilt.
Der Huglin-Index erlaubt es, anhand der Temperaturen die Anbaueignung eines Standorts für verschiedene Rebsorten zu ermitteln. Insbesondere in der neuen Weinwelt, wo das Wissen um die Eignung eines Standorts für verschiedene Rebsorten fehlt, ist die Einteilung von H. sehr wichtig und wird sehr häufig verwendet und zitiert. Zudem gewinnt der Huglin-Index aktuell an Bedeutung, da er die Veränderung der Rebsorten-Eignung eines Weinanbaugebiets in Folge des Klimawandels beschreiben kann.
H. war neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit engagiert in der Kirchengemeinde und der Gemeinde Breitenbach bzw. Munster. Von 1977 bis 1981 war er stellvertretender Bürgermeister, von 1981 bis 1983 Ratsmitglied und von 1983 bis 1995 Bürgermeister der Gemeinde Breitenbach.
Ehrungen:
- Chevalier de la Légion d’honneur
- Officier de l’ordre national du Mérite
- Commandeur de l’ordre du Mérite agricole
Veröffentlichungen (Auswahl):
- Recherches sur les bourgeons de la vigne: initiation florale et développement végétatif. Institut national de la recherche agronomique, Paris 1959.
- Le vignoble d’Alsace et ses vins. Comité interprofessionel du vin d’Alsace. Colmar 1975.
- Biologie et écologie de la vigne. Payot, Technique et Documentation Lavoisier, Lausanne et Paris 1986. 2. Auflage in Zusammenarbeit mit Christophe Schneider, Tec & Doc Lavoisier, Paris 1998.
- Zahlreiche weitere Veröffentlichungen zur Physiologie, Ökologie und Morphologie der Reben.
Quellen:
- Plaquette „50 ans de recherche 1946-1996“. INRA Colmar 1996
- Nachruf in : Les Dernières Nouvelles d'Alsace - 12 août 2015
- Gemeinde Munster, Acte de décès 2015, nbo. 68: Pierre HUGLIN (Pierre Edouard Henri HUGLIN) „décédé le 3 août 2015 à l'age de 91 ans et né sur la même commune le 9 mars 1924“. Acte numéro 68 (online https://www.acte-deces.fr/acte-de-deces-munster-68-2015, abgerufen am 22.3.2023
- Über die Auszeichnung Légion d’honneur: Le Monde du 6 avril 1988
Autoren:
Ernst Rühl, Geisenheim und Karoline Knoth, Mersault
Abbildungsnachweis:
Credit INRAE Colmar