Bieser, Karl Ludwig Dr. (1934 – 2015)
Dr. Karl-Ludwig BIESER – Weinfachmann, Repräsentant der Winzergenossenschaften
* 16.01.1934 in Darmstadt
† 19.01.2015 in Niederbachem
⚭ Ingrid Bieser, geb. Voß (1937 – 2022)
2 Söhne
Seine Mutter stammte aus einem Weinbaubetrieb in Ingelheim, wo er auch aufwuchs und das Gymnasium besuchte. Nach einem zweijährigen weinbaulichen Praktikum studierte er von 1955 bis 1958 Agrarwissenschaft in Gießen. Nach einem einjährigen weinbaulichen Auslandsstudium in Frankreich schloss er sein Studium als Diplom-Landwirt und begann eine Dissertationsarbeit am Institut für landwirtschaftliche Betriebslehre Gießen und Betriebs- und Wirtschaftslehre der Hessischen Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst und Gartenbau Geisenheim, die er 1962 erfolgreich abschloss. Von 1959 bis Ende 1964 war er Geschäftsführer des Weinbauverbandes Rheinhessen, ehe er als Leiter der Abteilung Weinwirtschaft zum Deutschen Raiffeisenverband nach Bonn wechselte. Seine Aufgabe war, die Interessen der deutschen Winzergenossenschaften zu koordinieren und gegenüber den Bonner Ministerien, den Brüsseler Behörden und anderen Organisationen und Institutionen zu vertreten. Von Beginn an war er im Vorstand des Deutschen Weinbauverbandes aktiv und ein wichtiger Koordinator der Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Weinbauverband und dem Deutschen Raiffeisenverband. Es lag in der Natur der Sache und der organisatorischen Konstellation, dass es im Tagesgeschäft zwischen den beiden Geschäftsstellen auch mal knirschte, aber in den großen Linien war es eine harmonische Zusammenarbeit.
Karl-Ludwig Bieser engagierte sich während seines gesamten Berufslebens für einen Zusammenschluss der Winzergenossenschaften im Absatz, insbesondere auch im Weinexport. Im Jahre 1972 wurde er Vorsitzender der Weinabsatzzentrale Deutscher Winzergenossenschaften, die in Bonn auch ein Fachhandelsgeschäft betrieb. Die Einzelinteressen der großen Winzergenossenschaften waren jedoch zu divergierend, so dass die Zentrale nicht den erhofften Erfolg brachte und schließlich geschlossen wurde.
Als langjähriges Mitglied des Aufsichtsrates des Deutschen Weinfonds, der Gremien des Deutschen Weininstituts und der Deutschen Weinsiegel GmbH sowie Mitglied des Vorstandes und Direktionsausschusses des Verbandes Deutscher Weinexporteure hatte er erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der weinrechtlichen und weinwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der deutschen Weinbranche. Gemeinsam mit der Führung des Deutschen Weinbauverbandes vertrat er die Interessen der Deutschen Weinerzeuger, insbesondere ihrer Genossenschaften, auf der europäischen Ebene im Weinausschuss von COPA-COGECA sowie im Beratenden Ausschuss für Wein bei der EG-Kommission. Auf der internationalen Ebene wirkte er in der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) als deutscher Sachverständiger mit.
B. galt als anerkannter Fachmann in vielen Belangen der Weinwirtschaft. In vorbildlicher Weise organisierte er Fachausschüsse, um die Meinungsbildung mit internen und externen Experten voran zu bringen. Seine außerordentliche Sachkenntnis hatte ihm auch Respekt bei den Vertretern der Weinwirtschaft eingebracht, die mit seinen weinbaupolitischen Positionen nicht einverstanden waren. Er liebte das sachliche Streitgespräch und vertrat dabei aufgrund seiner Erfahrung gerne traditionelle bzw. einmal beschlossene berufsständische Positionen, nicht zuletzt um dem Zeitgeist in der Weinwirtschaft auf den Zahn zu fühlen. Er war ein Mann mit Profil, aber auch mit Ecken und Kanten. Neben dem Weinbau hatte er vielerlei Interessen, politisch, kulturell vielseitig interessiert und gebildet, liebte insbesondere klassische Musik, war vielbelesen, sportlich aktiv und interessiert, so dass er stets ein kenntnisreicher und spannender Gesprächspartner war.
Veröffentlichungen:
Quellen:
Autor:
Dr. Rudolf Nickenig, Remagen
Abbildungsnachweis:
Deutscher Weinbauverband e.V.