Loeb, Sigmund (1859-1950)

Sigmund LOEB – Weinhändler, Weinkommissionär

* 2. Dezember 1859 in Sohren, † 15. Mai 1950 in England

 

Das Weinhandelshaus Loeb in Trier existierte bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mehrere Familienmitglieder sind als wichtige jüdische Weinhändler bekannt. Darunter ist insbesondere Sigmund Loeb, der 1912 den Verband der Weinkommissionäre an der Mosel mitbegründete. Außerdem war er Vorsitzender des „puristischen“ Weinhändlervereins mit Sitz in Trier. Er setzte sich gemeinsam mit Dr. Breucker, dem Vorsitzenden des zweiten Weinhändlervereins an der Mosel mit Sitz in Traben-Trarbach, erfolgreich für eine Fusion der beiden Vereine ein. L. führte fortan gemeinsam mit Dr. Breucker den neuen „Weinhändlerverein für Mosel, Saar und Ruwer“ in schwierigen wirtschaftlichen Jahren der Weimarer Zeit. 1921 wurde er außerdem noch zum Vorsitzenden der Handelskammer gewählt. Im gleichen Jahr regte er auf dem 29. Deutschen Weinbaukongress eine gemeinsame Kommission von Weinbau und Weinhandel an, um die Entwürfe einer Weinpropagandastelle zu erörtern. Es dauerte bis 1926, bis der Propagandaverband preußischer Weinbaugebiete gegründet wurde. L. war in diesem Gremium der Hauptvertreter des Weinhandels der Mosel.

Als 1930 der 36. Deutsche Weinbaukongress, der sog. Befreiungskongress, in Trier stattfand, war L. bei der Organisation des Weinbaukongresses sehr engagiert. Er war sowohl Mitglied im Haupt- als auch im Weinkostprobenausschuss sowie im Ausschuss für besondere Veranstaltungen. Außerdem referierte er auf der vierten Kongresssitzung über die Typisierung von Weinen als Beitrag für die Gesundung der Weinbranche.

Kurze Zeit später, mit der Machtübernahme der Nazis wurden die jüdischen Weinhändler zunächst schleichend ausgegrenzt und dann wie alle anderen Juden verfolgt. L. erging es nicht besser, obwohl er sich über viele Jahre für sein Vaterland für die Weinbranche engagiert hatte. Er flüchtete 1938 mit seiner amerikanischen Ehefrau Nelly in die USA und dann in die Niederlande. Dort fielen sie nach dem deutschen Überfall doch noch in die Hände der Nazis, wurden aber, nach einer zeitweisen Internierung im Lager Westerbrock, vermutlich wegen Nelly´s amerikanischer Staatsangehörigkeit, nicht deportiert. Sie überlebten in einem Lager in Vittel (Vogesen), das unter dem Schutz des Internationalen Roten Kreuzes stand. 1946 emigrierten sie nach England.

Quelle:

Offizielle Festschrift 36. Deutscher Weinbaukongress 1930 in Trier

Meyer, Felix: „Weinbau und Weinhandel an Mosel, Saar und Ruwer“, Görres-Druckerei Koblenz (1926)

Monz, Heinz (Hrsg.): „Trierer Biographisches Lexikon“, Trier (2000)

Rheingauer Weinzeitung Jahrgang 1930

Rheinland-Pfälzische Personendatenbank

 

Autor:

Dr. Rudolf Nickenig, Remagen

Abbildungsnachweis:

Werbeanzeige in der Rheingauer Weinzeitung (1911), S. 62

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