Hörter, Johannes Joseph (1779 (?) – 1843)
Johannes Joseph Hörter – Weingutsbesitzer und Weinautor
* (6. Mai 1779 ?) in Dieblich, † 17. Juli 1843 in Oberwesel
Vater: Johann Norbert Hürter (Hörter), Mutter: Maria Magdalena Hürter, ⚭ 16.02.1801 mit Lorina geb. Schlösser in St. Martin († 15.5.1835), ⚭ 17.10.1835 mit Anna Philippina von Brenner
Johannes Joseph Hörter ist einer der spannendsten und geheimnisvollsten Persönlichkeiten der Weinkultur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er soll aus Dieblich stammen. Dort findet sich in den Familienbüchern nur ein Johannes Joseph Hürter, geboren am 6. Mai 1779 (und nicht in Dieblich verstorben). Die Vornamen der Eltern von J.J.H., die in den Familienbüchern in Dieblich (Hürter) und Oberwesel (Hörter) angegeben werden, stimmen überein! Laut H. hat er im Dienst der französischen Regierung bei der Aufnahme und Abschätzung der Domänen-Weingüter im Rhein- und Mosel-Département gestanden und so die Übelstände des Weinbaus Rhein, Mosel, Nahe und Ahr kennengelernt. Diese Tätigkeit kann den Ortwechsel erklären.
H. veröffentlichte zwischen 1822 und 1832 mehrere Weinbücher und war Herausgeber einer viel beachteten Weinzeitschrift. 1822 publizierte er sein (vermutlich) erstes Werk: „Der rheinländische Weinbau – nach theoretisch-praktischen Grundsätzen für denkende Oekonomen“. Im ersten Teil dieser Trilogie setzte er sich mit der Weinbaugeschichte sowie mit weinbaulichen Fragen auseinander. Im Zweiten Teil, der 1824 erschien, beschäftigte er sich mit empfehlenswerten Traubensorten, Rebschulen, kellerwirtschaftlichen Fragen, der Gärung und der Behandlung der Weine. Mit dem dritten Teil (1825) wollte Hörter einen „Katechismus“ des Weinbaues für den Unterricht und für die Aus- und Fortbildung der Winzer liefern. Inhaltlich war es eine überarbeitete Fassung der beiden ersten Werke.
In den beiden Jahren 1827 und 1828 gab er das „Journal des Rheinländischen Weinbaues für denkende Ökonomen“ heraus, wie er schrieb „in Verbindung mit den vorzüglichsten Önologen der Nahe, des Rheins, der Mosel und der Aar“ und zwar „in zwanglosen Heften mit litographirten“ Zeichnungen. Aus Geldmangel musste er das Projekt nach zwei Jahren einstellen. 1831 und 1832 publizierte er das zweibändige Werk „Die besten Setzreben im Bezug auf nöthige Reduction der in Deutschland angebauten Traubensorten“. Der Verfasser bezeichnete sich auf dem Buchtitel als „praktischer Weinpflanzer am Rhein, Mitglied mehrerer ökonomischer Gesellschaften“. Es war wohl seine letzte größere Abhandlung über Weinbau, denn inzwischen war er vor allem lokalpolitisch tätig. Von 1829 bis 1842 war er mit Unterbrechungen Bürgermeister zunächst in Wiebelsheim, dann in Oberwesel.
Hörters Werke waren überregional bekannt. Sie wurden in vielen Zeitschriften, Literatur-Zeitungen und Biografien der damaligen Zeit erwähnt bzw. besprochen. Er genoss in der Fachwelt hohes Ansehen: Bronner lobte 1836 „die trefflichen Schriften“ von Hörter. Kölges bezeichnete ihn 1837 als „gefeierten Önologen“. Ludwig Gall erwähnte das „intelligente“ Wirken von J. Hörter, der für seine Weine aus seinen Weinbergen in Damscheid und Perscheid höhere Preise erziele als seine Nachbarn für ihre mühsame Arbeit.
Veröffentlichungen:
„Der rheinländische Weinbau – nach theoretisch-praktischen Grundsätzen für denkende Oekonomen“, Teil 1 in der Gelehrten-Buchhandlung, Koblenz (1822), Teil 2 (1824) und Teil 3 (1825) bei F. A. Gall, Trier
„Journal des Rheinländischen Weinbaues für denkende Ökonomen“, Druckerei Hölscher, Koblenz (192 und 1828)
„Die besten Setzreben im Bezug auf nöthige Reduction der in Deutschland angebauten Traubensorten“, Verlag Hergt, Koblenz, Teil 1 (1831) und Teil 2 (1832)
Quelle:
Nickenig, Rudolf: „Persönlichkeiten der Weinkultur aus Rheinland-Nassau“, DWZ (Dezember 2019), S. 40 – 43
Autor:
Dr. Rudolf Nickenig, Remagen