Bürkle, Willi (1912-1998)
BÜRKLE, Willi, * 26.3.1912 in Esslingen a. N., † 6.7.1998 in Kernen-Rommelshausen. Va.: Adolf Bürkle, Lokführer; Mu.: Katharina, geb. Ziegler. verh. 1939 Käte, geb. Fiencke, 3 Kinder.
Nach Besuch der Wilhelms-Oberrealschule in Stuttgart und Reifeprüfung 1930 studierte B. Geodäsie an der Technischen Hochschule Stuttgart, schloss 1934 sein Studium mit der Großen Staatsprüfung für Vermessungsingenieure ab und wurde 1938 in den Heeresvermessungsdienst übernommen. Bei Kriegsende war er im Generalstab des Heeres. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft trat er 1947 in den Landesdienst. Tatkräftig wirkte er beim Aufbau der Flurbereinigungsverwaltung des Landes als Leiter verschiedener Flurbereinigungsämter mit. 1959 kam er an das Landesamt für Flurbereinigung und Siedlung Baden-Württemberg als Referatsleiter. 1962 erhielt er die Leitung des Referates "Flurbereinigung" im Stuttgarter Landwirtschaftsministerium und von 1967 bis zu seinem Ruhestand 1977 war er Präsident des Landesamtes für Flurbereinigung und Siedlung Baden-Württemberg. Die Flurneuordnung, auch in Verbindung mit der Siedlung, galt nach dem letzten Krieg "als wichtigste Aufgabe praktischer Agrarpolitik und beste Möglichkeit zur Förderung der landwirtschaftlichen Betriebe" (Minister E. Leibfried). Das Gleiche gilt auch für den Weinbau. Allein durch die Rebflurbereinigung konnten in den allermeisten Fällen die unerlässlichen Voraussetzungen für einen rationellen, in der EWG/EU, wettbewerbsfähigen Rebenanbau geschaffen werden. In der zehnjährigen Amtszeit von Präsident B. sind in 637 Verfahren 350.000 ha durch die Flurbereinigung neu geordnet worden. Auf die Rebflurbereinigung entfallen 163 Verfahren mit einer Rebfläche von 5.600 ha. Bis Anfang der 60er Jahre stand die Neuordnung hauptsächlich unter agrarpolitischer Zielsetzung. Danach wurden die Verfahren immer komplexer und schwieriger. Infrastrukturelle Maßnahmen, auch der Landesplanung, Raumordnung und Landschaftsgestaltung unter Berücksichtigung des Landschaftsschutzes und der Landschaftspflege, erhielten einen hohen Stellenwert, vor allem im Weinbau. Es war oft nicht leicht, die ökonomischen Belange mit den ökologischen in Einklang zu bringen. In seiner klugen, ruhigen, sachlichen, besonnenen Art hat B. entscheidend dazu beigetragen, dass in diesem Spannungsfeld die Weichen richtig gestellt und gute Lösungen gefunden worden sind, wie die neu geordnete Rebenkulturlandschaft beweist. Besonders am Herzen lag B. die Ausbildung des Nachwuchses. Mit großer pädagogischer Begabung lehrte er an der Staatsbauschule Stuttgart, heute Fachhochschule. Durch Einführung moderner Aufnahmeverfahren, die Anwendung der Photogrammetrie, den Auf- und Ausbau der Luftbildstelle und die ständige Weiterentwicklung der Vermessungs- und Verrechnungstechnik konnten trotz personeller Engpässe die Leistungen im Vermessungswesen gesteigert werden. Für die Vordringlichkeit der Neuordnung des Rebgeländes, die zur Existenzfrage für viele Weingärtner wurde, hatte er viel Verständnis. B. hat sich um die Flurbereinigung und Siedlung in Baden-Württemberg und das Wohl der Menschen im ländlichen Raum verdient gemacht. Sein Einsatz für die badischen Winzer und württembergischen Weingärtner, für die er unvergessen bleiben wird, wurde vom Württembergischen Weinbauverband durch Verleihung der Ehrenmitgliedschaft und vom Badischen Weinbauverband durch Verleihung der Goldenen Ehrennadel gewürdigt.
Literatur: Personalakte des Landesamtes für Flurneuordnung und Landentwicklung Baden-Württemberg.
Autor: Li.