Bauhin, Jehan (1541-1612)

Jehan/Johann BAUHIN – Arzt, Botaniker, Balneologe

* 12. Februar 1541 in Paris; † 26. Oktober 1612 in Mömpelgard

Vater: Jehan Bauhin (1511-1582), Arzt; Mutter: Jeanne de Fontaine (1517-1582)

Geschwister: Elisabeth (1547-?); Anna (1550-1582); Maria (1553-1632); Caspar Bauhin (1560-1624), Arzt, Botaniker

I ⚭ 1565 mit Denyse Bornard, 11 Kinder. 3 Töchter erlebten das Erw.alter: Geneviève ⚭ Jean-Henri Cherler, Arzt; Elisabeth ⚭ Charles Loris, Arzt; Madeleine ⚭ Thiébault Noblot, Apotheker

II ⚭ 1598 mit Anne Grégoire verw. Ferry-Chambert

 

Der Vater von B. war Arzt am franz. Hof. Die protestant. Familie war gezwungen, Frankreich zu verlassen und übersiedelte nach Basel. B. studierte ab 1558 Medizin in Basel, Montpellier, Tübingen und Padua. Danach Stadtarzt in Lyon, anschließend in Genf. 1570 Lehrstuhl für Rhetorik in Basel, ab 1571 Arzt am Hof der zu Württemberg gehörenden Grafschaft Mömpelgard. Ab 1577 Leibarzt des jungen Prinzen Friedrich (Graf von Mömpelgard 1580-1608, später reg. Herzog von Württemberg 1593-1608). Ab 1578 entstand unter Aufsicht von B. in Mömpelgard ein botanischer Garten, der zu den berühmtesten seiner Zeit zählte und einen Weingarten mit einer Vielzahl von Rebsorten umfasste. B. hatte zudem die Aufsicht über die herrschaftl. Rebflächen in M. und bewirtschaftete einen eigenen Weinberg.

Seit 1565 arbeitete B. an der Herausgabe eines umfassenden Pflanzenwerkes. Seine Historia Plantarum Universalis konnte allerdings erst posthum unter schwierigsten Umständen gedruckt werden – sie erschien 1650/51 in Yverdon. Zwischen 1594 und 1598 hielt sich B. vielfach in Württemberg auf. Hierbei sammelte er Kenntnisse über württ. Rebsorten, die später in seine Historia Plantarum Universalis einflossen. Es entstand ein Katalog mit detaillierten Beschreibungen von 21 Traubensorten, die im 16. Jh. in Württemberg, der Schweiz, im Elsass und im Jura heimisch waren. Im Gegensatz zu anderen Autoren seiner Zeit kompilierte B. hierbei nicht die ältere, insb. röm. Agrarliteratur, sondern stützte sich auf eigene Studien: Er führte die Namen und Synonyme der einzelnen Rebgattungen und ihre Verbreitung auf, erläuterte ihren Geschmack sowie ihre Eignung als Keltertrauben und beschrieb sie morphologisch genau. B. ist daher als ein Vorläufer der modernen Ampelographie zu sehen. Seine Rebsortenbeschreibungen können als die frühesten für den Neckarraum gelten. Sie sind ein Beleg für den Wissenstransfer zwischen Württemberg, dem Elsass, dem Jura und Burgund und dienen bis heute der Identifikation historischer Rebsorten.

  

Veröffentlichungen:

Über 40 wissenschaftliche Abhandlungen, darunter:

Historia Plantarum Universalis, 3 Bde., Yverdon (1650/51) (Hauptwerk Bauhins. Enthält im Bd. 2 den Rebsortenkatalog.)

Historiae Fontis et Balnei admirabilis Bollensis Liber Quartus, Mömpelgard (1598). (Enthält ausführl. Beschreib. von Flora und Mineralien sowie kultivierter Obst- und Gemüsesorten im Neckarraum.)

Quellen:

Christine Krämer: Die "Historia Plantarum Universalis" von Jehan Bauhin (1541-1612) als einzigartige Quelle für die württembergische Weinbaugeschichte, in: Kremer, Joachim/Lorenz, Sönke/Rückert, Peter (Hrsg.): Hofkultur um 1600. Die Hofmusik Herzog Friedrichs I. von Württemberg und ihr kulturelles Umfeld, (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte; 15), Ostfildern (2010), S. 95-114.

Hans-Peter Fuchs-Eckert: Die Familie Bauhin in Basel, in: Bauhinia 6/1-8/3, (1977-86).

Autor:

Dr. Christine Krämer, Stuttgart

Abbildungsnachweis:

Jehan Bauhin im Alter von 50 Jahren, Holzschnitt, Inventarnr. Dd 133.2-4 © Universitätsbibliothek Tübingen

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