Bilfinger, Georg Bernhard (1693-1750)

Georg Bernhard BILFINGER – Theologe, Philosoph, Mathematiker, Festungsingenieur

* 23. Januar 1693 in Cannstatt; † 18. Februar 1750 in Stuttgart

Vater: Johann Wendelin Bilfinger (1647-1722), Dekan in Cannstatt, später ev. Abt von Lorch

Mutter: Anna Kunigunde geb. Manz (1666-1742), gebürtig aus Worms

6 Geschwister, 2 Halbgeschwister

ledig

 

Mitte des 18. Jh. legte B. einen Versuchsweinberg an, der großen Einfluss auf die Weinkultur in Württemberg hatte. Die Familie B. gehörte der württ. Ehrbarkeit an. Obwohl B. gerne einen handwerklichen Beruf erlernt hätte, durchlief er daher eine akademische Ausbildung. Er studierte ab 1709 am Tübinger Stift, 1711 M.A., anschließend Studium der Theologie. Zunächst Vikar in Blaubeuren und Bebenhausen, ab 1721 a.o. Prof. der Philosophie in Tübingen, 1724 zusätzlich Professur für Philosophie und Mathematik am Collegium Illustre in Tübingen. B. war einer der frühen Vertreter der aufklärerischen Leibniz-Wolffschen Philosophie und wurde in Tü. stark angefeindet. 1725 durch die Vermittlung Wolffs Forschungsprofessur an der neu gegründeten St. Petersburger Akademie. 1728 Preis der Pariser Akademie der Wissenschaften für seine Abhandlung über die Schwerkraft. 1731 Rückkehr nach Württemberg, o. Prof. für Theologie in Tübingen und Prof. der Mathematik am Collegium Illustre. Aufgrund seiner Arbeiten im Bereich des Festungsbaus erfolgte 1734 die Berufung zum Geheimen Rat der württ. Regierung durch Herzog Carl Alexander. Nach dessen Tod 1737 wichtigstes Mitglied der vormundschaftlichen Regierung des minderjährigen Herzogs Carl Eugen. Seit 1739 Direktor der Kirchenleitung, 1743 Ausarbeitung des Pietismus-Reskripts.

In seiner Freizeit Hobby-Weingärtner. Ab 1746 auf eigene Kosten Anlage eines 6 Morgen großen Versuchsweinbergs bei Cannstatt mit ausländischen Rebsorten. Die Initiative sollte der Verbesserung des württ. Weinbaus und damit dem Gemeinwesen dienen. Nach B.'s Tod 1750 übernahm die württ. Herrschaft den Musterweinberg. Er wuchs unter der Aufsicht von Gartenbauinspektor Alexander Wilhelm Martini (1702-1781) auf 144 verschiedene Rebsorten an, die u.a. dem Weinfachmann Balthasar Sprenger (1724-1791) als Grundlage für seine Abhandlung über den Weinbau dienten und Vorlage waren für die Ampelographie des Johann Simon von Kerner (1755-1830). Aus B.'s Sammlung entstand zudem die bedeutende Rebschule von Johann Michael Sommer (1745-1794). Der Bilfingersche Musterweinberg war nicht nur der erste seiner Art in Württemberg, er prägte die württ. Weinkultur maßgeblich und trug zur Verbreitung einer Vielzahl von Rebsorten in ganz Südwestdeutschland bei.

 

Quellen:

Christine Krämer: Der Versuchsweinberg von Georg Bernhard Bilfinger (1693-1750) und seine Bedeutung für die Entwicklung des württembergischen Weinbaus, in: Schwäbische Heimat, Zeitschrift für Regionalgeschichte, württembergische Landeskultur, Naturschutz und Denkmalpflege, hg. vom Schwäbischen Heimatbund e.V. (2018), 3, Seite 272-280.

Balthasar Sprenger: Vollständige Abhandlung des gesamten Weinbaues, Frankfurt/Leipzig (1766), Bd. 1, S. 296-380.

Autor:

Dr. Christine Krämer, Stuttgart

Abbildungsnachweis:

Schabkunstblatt von Johann Jacob Haid, © Universitätsbibliothek Tübingen