Neue Führung und neuer Elan in der Gesellschaft für Geschichte des Weines
Coronabedingt hatte die Gesellschaft ihre Mitgliederversammlung mehrfach verschieben müssen. Nun konnte sie endlich am 18. September 2021 in der Aula des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinpfalz coronaregelkonform durchgeführt werden. Hausherr Dr. Günter Hoos begrüßte die zahlreichen Mitglieder und erläuterte die historischen Entwicklungen und aktuellen Aufgabenstellungen der Lehr- und Forschungsanstalt. Auch Dr. Andreas Kortekamp, Leiter des Instituts für Phytomedizin am DLR Rheinpfalz, begeisterte mit seinem historisch und fachlich fundierten, teils launigen Vortrag „Von Zaubermitteln zum integrierten Pflanzenschutz im Weinbau“.
Neben weinhistorischen Fragen standen Wahlen im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung. Die Gesellschaft wählte Prof. Dr. Andreas Otto Weber zu ihrem neuen Präsidenten. Er löst Prof. Dr. Hans Reinhard Seeliger ab, der zehn Jahre den Verein erfolgreich geleitet hatte. Weber hat an der Universität Erlangen-Nürnberg eine Professur für Bayerische und Fränkische Landesgeschichte und ist Direktor des Hauses des Deutschen Ostens in München. Seeliger war Ordinarius für alte Kirchengeschichte, Patrologie und Christliche Archäologie an der Universität Tübingen. In seinem Rückblick konnte er mit Zufriedenheit feststellen, dass die Gesellschaft in seiner Amtszeit dreizehn wissenschaftliche Tagungen durchführte und dreißig weinhistorische Schriften herausgab. Zu den schwierigsten Aufgaben in seiner Amtszeit gehörte, der Bibliographie zur Geschichte und Kultur des Weines, der umfangreichsten Dokumentation der deutschsprachigen Weinliteratur, eine zeitgemäße Organisations- und Publikationsform zu geben. Seit November 2018 fungiert das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz als Herausgeber und führt „BiblioVino“ als Online-Datenbank mit Unterstützung der Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V. fort. Eine einmalige Fundgrube für alle Studenten und Autoren, die sich mit Weinkultur und Weingeschichte beschäftigen!
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Gesellschaft, so Seeliger, ist ihre digitale Informationsplattform auf dieser Internetseite. Es ist das Verdienst von Dr. Christine Krämer, dass ein umfassender Relaunch der Webseite gelang. Die Besucher der Webseite finden dort aktuelle Informationen, weiterführende Hinweise, unter anderem zu Weinbiographien oder zur Weinliteratur – und können sich selbst in einen Informationsaustausch einbringen. Krämer wurde in ihrem Amt als Vizepräsidentin wiedergewählt. Beim Vorsitz des Wissenschaftlichen Beirates wurde ein Wechsel eingeleitet. Dr. Gerhard Stumm, der seit 2003 diese Aufgabe erfolgreich ausgeübt hatte, trat nicht mehr zur Vorstandswahl an und hatte als seinen Nachfolger Dr. Rudolf Nickenig, den langjährigen Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbandes (DWV), vorgeschlagen und mit ihm bereits ein Jahr lang die Aufgaben geteilt. Nickenig hat eine Erweiterung der Weinbiographien sowie eine neue Aufgabenorganisation im Beirat auf den Weg gebracht. Auch im Wissenschaftlichen Beirat gab es personelle Wechsel. Neu dabei sind: Karoline Knoth (Ethnologin, Beaune), Dr. Hermann Kolesch (Präsident i.R., LWG Veitshöchheim), Benjamin Merkler (Rheinland-Pfälzische Landesbibliothek, Koblenz), Otto Schätzel (LD i.R., DLR Oppenheim) und Dr. Jürgen Sigler (AL i.R. Önologie, Staatl. Weinbauinstitut Freiburg). Sie tragen wesentlich dazu bei, dass das fachliche Spektrum des Beirates gestärkt und erweitert wird. Der Vorstand der Gesellschaft setzt sich zurzeit aus Prof. Dr. Andreas Otto Weber (Präsident), Dr. Christine Krämer (Vizepräsidentin), Dr. Rudolf Nickenig, Prof. Dr. Hans Reinhard Seeliger sowie Ursula Baumann (Schatzmeisterin) zusammen. In Anerkennung ihrer außerordentlichen Verdienste um die Gesellschaft wurden Dr. Gerhard Stumm und Dr. Fritz Schumann zu Ehrenmitgliedern gewählt, wobei Schumann, langjähriger Vorsitzender der Gesellschaft, der Titel Ehrenpräsident zuerkannt wurde.
Der neue Präsident plant für Ende Mai 2022 eine Wissenschaftliche Tagung der Gesellschaft in Retz (Österreich) zur Geschichte und Gegenwart des Weinbaus im Weinviertel und in den Nachbarregionen in Ost-Mitteleuropa durchzuführen. Die neue Führung hofft, mit den eingeführten modernen Kommunikations- und Informationsverfahren auch und insbesondere die jüngere Generation der Weinliebhaber und Weinfachleute für die Arbeit der Gesellschaft und damit für die deutsche Weinkultur und Weingeschichte interessieren und zum Mitwirken begeistern zu können.
Bilder: © Dr. Adolf Suchy