Nachruf zum Tod von Dr. rer. nat. Günter Schruft

* 10.3.1936 in Bad Säckingen † 2.3.2025 in Freiburg

 

Die Gesellschaft für Geschichte des Weines (GGW) trauert um ihr Ehrenmitglied Dr. Günter Schruft, Direktor a.D. des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg, der am 2. März 2025 verstorben ist.

Wir verlieren ein engagiertes Mitglied und einen liebenswerten Freund, der von der Weingeschichte begeistert war und viele Jahre aktiv mitarbeitete. Bereits 1976 war er der GGW beigetreten. 2001 wurde er in den Wissenschaftlichen Beirat gewählt, von 2004 bis 2016 war er Mitglied des Vorstands, wo er sich mit großem Engagement einbrachte. 2016 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.

Günter Schruft studierte Naturwissenschaften an der Universität Freiburg. Seine Dissertation führte er am Freiburger Weinbauinstitut durch und wurde 1966 mit dem Thema „Untersuchungen zur Faunistik und Biologie der Milben (Acari) an Kultur-Reben (Vitis spec.)“ promoviert. Anschließend arbeitete er zunächst in Geisenheim am Institut für Pflanzenkrankheiten. 1969 kehrte er als Leiter der Zoologischen Abteilung an das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg zurück. Sein Forschungsschwerpunkt blieb stets der Pflanzenschutz. Früh erkannte er, dass die Schädlinge aufgrund der chemischen Bekämpfung schnell Resistenzen ausbilden können. Deswegen mussten immer wieder neue Substanzen erforscht werden, die Nützlinge schädigen und in das Ökosystem eingreifen konnten, was die Nachhaltigkeit und Effizienz dieses Verfahrens aus seiner Sicht fragwürdig machte. Er plädierte für biotechnologische Pflanzenschutzverfahren, bei denen natürliche Verhaltensweisen von Organismen nachgeahmt und nutzbar gemacht werden. Seit Anfang der 1970er Jahre setzte er sich für den integrierten Pflanzenschutz ein und kann hier als ein wichtiger Vorreiter gelten. Anfang der 1980er Jahre entwickelte er gemeinsam mit der BASF die Pheromon-Verwirrmethode zur Bekämpfung des Traubenwicklers, die heute etabliert ist im integrierten Pflanzenschutz.

1973/74 nahm Günter Schruft eine Gastdozentur mit Forschungsauftrag am Institut für Gartenbau der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Teheran an, aus der mehrere wissenschaftliche Publikationen zu Schädlingen im dortigen Weinbau und zu iranischen Rebsorten hervorgingen. Seit 1985 war Günter Schruft Leiter der Abteilung Biologie und Rebenzüchtung, 1991 wurde er zum Direktor des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg ernannt. Von 1995 bis 2008 war er Herausgeber des Deutschen Weinbaujahrbuchs; er ist zudem Autor mehrerer Standardwerke zum Weinbau und zum Pflanzenschutz.

1999 konnte er sein 40-jähriges Dienstjubiläum feiern, im März 1999 ging er in den Ruhestand. Damit begann für ihn eine neue Phase, in der er sich der Geschichte des Weines widmete. Den Dingen auf den Grund gehen, dafür scheute er keinen Aufwand: So besuchte er Paläographiekurse, um Archivbestände besser auswerten zu können. Für die GGW verfasste er sechs Schriften zur Weingeschichte Badens. Nicht nur die Weinkulturlandschaft und Biographisches zu Adolph Blankenhorn oder Johann Metzger waren dabei seine Themen. In seiner Schrift „Die soziale Lage der Weinbergarbeiter im Laufe der Jahrhunderte“ untersuchte er innovativ sozialhistorische Aspekte. Sein bemerkenswertes kleines Heft zu den Rebhütten fand vielfach Beachtung.

Dabei sind die Schriften für die GGW nur ein kleiner Ausschnitt. An die 50 Beiträge zur Weingeschichte hat er seit 1999 verfasst, darunter Artikel für die Zeitschrift Badische Heimat oder das Alemannische Institut. Lesenswert ist auch eine Bestandsaufnahme, die er 2014 im Weinbaujahrbuch veröffentlichte: „Warum betreiben wir Geschichte des Weines“?

2014 organisierte er die Jahrestagung der GGW in Freiburg. Wir verdanken Günter Schruft im Zuge dessen die grünen Lanyards, die die Teilnehmer bei unseren Tagungen seither zieren und deren Erstausstattung er auch finanzierte. 2016 zog er sich aus dem Vorstand der GGW zurück, nicht zuletzt, um mehr Zeit für die Pflege seiner erkrankten Frau Ruth zu haben. An den Aktivitäten der GGW nahm er weiterhin regen Anteil. Günter Schruft war stets neugierig, aufgeschlossen und dabei völlig uneitel und immer hilfsbereit. Er war jemand, der Neuem Raum geben konnte.

Die Gesellschaft für Geschichte des Weines wird das Andenken an Günter Schruft und sein vielfältiges Engagement stets in Ehren halten. Möge er in Frieden ruhen.

Christine Krämer/Hans Reinhard Seeliger/Jürgen Sigler

 

 

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