Nachruf zum Tod von Prof. Dr. habil. Karl-Diether Gussek

17. August 1929 – 31. Dezember 2022

Ein kämpferisches Leben ist zu Ende gegangen. Am letzten Tag des Jahres 2022 verstarb das langjährige Mitglied der Gesellschaft für Geschichte des Weines Prof. Dr. habil. Karl-Diether Gussek. Er gehörte der Gesellschaft von 1989 bis 2020 an. Sein publizistisches Wirken spiegelt sich vor allem in Büchern zur Kulturgeschichte des Weines und zur landwirtschaftlichen Betriebsführung wider.

Als ostpreußischer Junge wuchs er in der freien Natur auf und lernte durch die gute, bodenständige Küche seiner Mutter, die Genüsse des Lebens zu schätzen. Als es ihn nach dem Zweiten Weltkrieg nach Norddeutschland verschlug, begann er dort, sich als diplomierter Landwirt intensiv mit der landwirtschaftlichen Betriebsführung auseinanderzusetzen. Nach seiner Promotion wurde er 1967 als Professor an die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin berufen und wirkte seit 1968 an dem Lehrstuhl für Sozialistische Landwirtschaftliche Betriebsführung in Halle. Bis 1991 stand er dieser Fakultät an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vor und war schlechthin deren Wegbereiter.

Er war zeitlebens offen für Neues und konnte ebenso andere für seine Ideen und Interessen begeistern. Durch ihn wurde ich mit der Gesellschaft für Geschichte des Weines bekannt und wie viele andere zu einem Beitritt ermuntert. Vor allem seit 1990 hat er sich verstärkt weinkulturgeschichtlichen Themen zugewandt. Er besaß genügend Interessen und Substanz, um außerhalb des gewählten Berufsweges nach seiner „Abwicklung/Entlassung“ neu und schöpferisch zu beginnen. Gemäß seiner Maxime, alle 10 bis 15 Jahre neue Wege zu beschreiten, inspirierten ihn seine umfangreichen Sammlungen und Bekanntschaften zu vielfältigen Veröffentlichungen.

Gussek war Herausgeber des BI-Lexikons „Der Wein“ und publizierte wiederholt über ihn bekannte Künstler und den Wein, aber auch zu Kunst, Literatur und den Freuden des Lebens. Karl-Diether Gussek veröffentlichte neben wissenschaftlichen Beiträgen, Forschungen und Aufzeichnungen insgesamt 15 Bücher. Nimmermüde hielt er fesselnde Vorträge und war in mehreren Vereinen aktiv.

Mit ihm verlieren wir einen ausgesprochenen Kenner der Agrar- und Weingeschichte, der unermüdlich interdisziplinär gewirkt und geforscht hat.

Eine von seinen Anschauungen bleibt in guter Erinnerung: „Mit Wein wird mir, ebenso wie mit schöner Literatur, Musik, Theater und mit bildender Kunst, das Leben reicher.“

Kordula Ebert, Naumburg