Herbert Haas:
Mittelalterlicher Weinbau in der 'villa Randersacker' und dem südlichen Maindreieck. Historische Streiflichter aus dem Herzen Weinfrankens.

Mittelalterlicher Weinbau in der 'villa Randersacker' und dem südlichen Maindreieck

Verlag Könighausen und Neumann, Würzburg 2009. 128 Seiten.
ISBN 978-3-8260-4012-2. EUR 12,80

Herbert Haas hatte als Architekt ein Faible für seine Hobbys, für Denkmalpflege und Heimatkultur. In dieser Eigenschaft hat er sich auch dem größten Kulturgut seiner Heimatgemeinde Randersacker gewidmet und seine Studien in diesem in 2. Auflage erschienenen und lesenswerten und mit Liebe zum Detail verfassten Buch festgehalten. Er schildert den mittelalterlichen Weinbau des südlichen Maindreiecks im Allgemeinen und Randersackerer Begebenheiten im Besonderen.
Die wechselvolle Geschichte des fränkischen Weinbaus beginnt in der Zeit Karls des Großen und findet ihren Höhepunkt mit einer maximalen Ausdehnung auf etwa 40.000 Hektar im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts, der Ära Julius Echters von Mespelbrunn. Die ersten urkundlichen Erwähnungen von Weinbergen in Randersacker datieren aus dem Jahre 779, zeitgleich mit Beurkundungen in Würzburg.
Flächenausdehnung und gleichzeitige Intensivierung bildeten gute Voraussetzungen für eine zügige Dorfentwicklung. Die Weinbergsarbeit, verbunden mit einem unaufhörlichen Kampf gegen Unkraut und Schädlinge, verengten jedoch als negative Folge die Vielfalt im Lebensraum Weingarten. Das 16. Jahrhundert markiert eine gewaltige Zeitenwende. Die Entwertung des bürgerlichen und bäuerlichen Besitzes und die Aufspaltung in Grund und Nutzeigentum ist das eigentliche Phänomen in der Entwicklung des fränkischen Weinbaus. Klöster und Adelige saugten den Grundbesitz auf, die Häcker verarmten. Realteilung, Bauernkrieg, Augsburger Religionsfrieden und die damit verbundene Zweiteilung Randersackers führten mit der beginnenden und ca. 300 Jahre währenden „Kaltzeit“ zum Niedergang des Weinbaus.
„Das südliche Maindreieck mit seinen hochkarätigen Weinlagen verkam nach 1820 zum dritten unterfränkischen Notstandsgebiet nach Rhön und Spessart.“
Erst nach 1980, nach Abschluss der Wiederaufrebung, stabilisierte sich der Weinbau Frankens auf einer Rebfläche von ca. 6.000 Hektar.

Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 1/2015