Göriz, Karl Wilhelm (1802-1853)

Karl Wilhelm Göriz – Agrarwissenschaftler, Professor für Landwirtschaft 

* 3. November 1802 in Stuttgart;
† 5. Februar 1853 in Tübingen
unverheiratet
Vater: Carl Wilhelm G. (1776-1851), Hauptpostamtskassierer in Stuttgart
Mutter: Friedericke geb. Seeger
11 Geschwister, 3 erreichten das Erwachsenenalter

 

Göriz wuchs in Stuttgart auf. Ab 1819 Studium der Landwirtschaft an der neu gegründeten landwirtsch. Anstalt Hohenheim, danach Botanik, Agrikulturchemie und Forstwissenschaft in Tübingen. Anschließend mehrjährige Studienreisen in Deutschland, in der Schweiz und nach Frankreich. 1826 Rückkehr nach Stuttgart. G. war dort zunächst als Sekretär bei der Weinverbesserungsgesellschaft tätig. Ab 1828 Gutsverwalter in Hohenlohe, 1830 bis 1831 Assessor in der Domänenkanzlei Amorbach. Ab 1831 Professur für Landwirtschaft in Hohenheim; hier war G. u.a. verantwortlich für die Vorlesungen in Weinbau und Weinbereitung. 1845 Ruf nach Tübingen als ordentlicher Professor der Land- und Forstwirtschaft. Regelmäßig nahm G. an den Versammlungen der deutschen Wein- und Obstproduzenten sowie der deutschen Land- und Forstwirte teil. G. war bei seinen Studenten wie bei Kollegen außerordentlich beliebt. Seine Schriften fanden starke Verbreitung, seine mehrbändige Betriebslehre der Landwirtschaft wurde zudem ins Französische übersetzt und mehrfach in Paris und Brüssel herausgegeben. G. hatte schon länger mit einem Lungenleiden zu kämpfen und starb bereits 1853 im Alter von nur 51 Jahren an einem Herzinfarkt.

Für den Weinbau war sein Wirken in mehrerlei Hinsicht bedeutsam: In seiner 1828 erschienenen Schrift beleuchtete er, unter welchen Bedingungen der Riesling, den er als Deutschlands größten Trumpf ansah, in Württemberg erfolgreich angebaut werden könnte. In der Folge entstanden mehr und mehr reinsortige Rieslinganlagen in Württemberg. Darüber hinaus kann G. neben Immanuel Dornfeld (1796-1869) als Vordenker der ersten Weinbauschule in Deutschland gelten. Bereits 1851 postulierte G., dass eine landwirtschaftliche Anstalt wie Hohenheim allein nicht geeignet sei, 1) um uns wissenschaftlich gebildete, dabei praktisch geübte Weinbauer und Weinhändler zu verschaffen, 2) um Jahr für Jahr eine grössere Anzahl junger Weingärtner von Profession in einem besseren Weinbau und einer besseren Herbstbehandlung des Weins einzuüben, und 3) um tüchtige Küfer für die Kellerbehandlung des Weins nachzuziehen. Nirgendwo in Europa gebe es eine solche Weinbauschule. G. erarbeitete daher einen Vorschlag für eine höhere theoretisch-praktische Lehranstalt für den Weinbau und die Weinbereitung, bestehend aus Lehrbetrieb und Musteranstalt, wo in drei Klassen wissenschaftlich ausgebildete Führungskräfte, Weingärtner und Küfer unterrichtet werden sollten. Bis zur Realisierung sollte es indes noch einige Jahre dauern – die Weinbauschule wurde 1868 in Weinsberg gegründet.

 

Veröffentlichungen:

  • Der kleine Riesling, ein Beitrag zur Kenntnis des Weinbaues, mit besonderer Rücksicht auf Württemberg, Stuttgart 1828.
  • Beiträge zur Kenntnis der württembergischen Landwirthschaft. Unter Mitwirkung mehrerer vaterländischer Landwirthe, Stuttgart 1841.
  • Beschreibung der Modellsammlung des Königlich Württembergischen land- und forstwirthschaftlichen Instituts Hohenheim, Stuttgart 1845.
  • Die im Königreich Württemberg üblichen Feldsysteme und Fruchtfolgen, Tübingen 1848.
  • Cours d’Economie rurale professé à l’institut de Hohenheim par M. Goeriz, traduit sur le manuscrit allemand par Julius Rieffel, 2 Tomes, Paris 1850.
  • Die landwirtschaftliche Betriebslehre, 3 Bde, Stuttgart 1853.
  • Über das Bedürfniss und die Einrichtung einer Lehranstalt für Weinbau. Mit besonderer Rücksicht auf Württemberg, in: ZgS (1851) Bd. 7, H. 4, S. 666-686.
  • u.a. 18 Aufsätze im Correspondenzblatt des württ. landwirthsch. Vereins; über 50 Aufsätze im Hohenheimer Wochenblatt; Mitherausgeber der Tübinger Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft (ZgS).

 

Quellen:

Akten im Staatsarchiv Ludwigsburg, im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, dem Universitätsarchiv Tübingen und in der Württ. Landesbibliothek Stuttgart

William Löbe: Art. Göriz, Karl Wilhelm Friedrich, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 9, Leipzig 1879, S. 375 f.

 

Autor:

Dr. Christine Krämer

 

Abbildungsnachweis:

Lithographie von Friedrich Federer nach einer Zeichnung von J. Speth, UB Tübingen, Inventar-Nr./Signatur Dd 133.2-3

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