Stettener Brotwasser

Andreas Udo Fitzel:
Stettener Brotwasser.
Geschichte(n) eines legendären Weines.
Von starkem Wein, starken Frauen und höfischem Glanz im Remstal.

Remshalden: Bärenfelser & BAG Verlag 2019.
100 Seiten mit 47 farbigen Abbildungen.
ISBN 978-3-86372-052-0. EUR 14,-

Seit Jahrhunderten zählt Stettener Brotwasser zu den berühmtesten Weinen in Württemberg. Die Lage befindet sich im Alleinbesitz des Weinguts Herzog von Württemberg. Eine wissenschaftlich fundierte Studie zur Geschichte des Stettener Brotwassers fehlte freilich bislang. Dem widmete sich nun der Kulturwissenschaftler Andreas Fitzel.
Dabei hatte er eine ganze Reihe an Fragen zu beantworten: Seit wann existiert Stettener Brotwasser und wie kam es zur Namensgebung? Handelte es sich dabei um eine Lage oder vielmehr eine Weinsorte? Aus welchen Rebsorten wurde Stettener Brotwasser erzeugt? Wie entstand sein Ruf als Spitzenwein? Um es gleich vorweg zu sagen: Andreas Fitzel hat das Thema akribisch anhand sämtlicher verfügbarer Primärquellen recherchiert und auf all diese Fragen überzeugende Antworten gefunden. Ihm gelingt es, komplexe Themen verständlich darzustellen. Es ist überdies ein überaus spannend geschriebenes Buch entstanden, in dem es um „Mätressen und Intrigen, Schlösser und Feste, Krieg und Frieden, Liebe und Macht“ geht.
In fünf schlüssig aufgebauten Kapiteln nähert sich der Autor dem Thema. Im Kapitel „Das Brotwasser – Lage, Sage und Geschichte“ beleuchtet Andreas Fitzel die Legende, nach der die Bezeichnung Stettener Brotwasser von einer List herrührt, mit der eine Hofdame im 17. Jahrhundert ihren Weinkonsum vor der Öffentlichkeit versteckte, indem sie sich Wein in den Wasserkrug einschenken ließ und ihr Brot dort hineintunkte. Im nächsten Kapitel erörtert Andreas Fitzel die Beschaffenheit des berühmten Weins und kommt zum Ergebnis, dass er anfangs aus weißem Traminer, später aus Grauburgunder und Muskateller erzeugt wurde. Aufgrund seiner Stärke war der kräftig gefärbte Wein zu einem gesuchten Gewächs geworden. Wilhelmine Grävenitz, die berühmte Mätresse des württembergischen Herzogs, liebte das Brotwasser und zweigte erhebliche Mengen davon ab, um verdeckt damit zu handeln – „vom Modewein am Hof zum Politikum“, so die Überschrift des Kapitels. War der Wein zunächst beim Adel beliebt, so begann er im Laufe des 18. Jahrhunderts überregional bekannt zu werden und taucht nun in einschlägigen Weinbüchern und Reiseführern auf. Geschützte Herkunftsbezeichnungen und eingetragene Markennamen gab es damals noch nicht, so dass es im 19. Jahrhundert zunächst zu einer Verwässerung der Qualitätsstufe kam, indem auch weniger hochwertige Weine unter dem berühmten Namen in den Handel gelangten. Als die Hofkammer ab etwa 1830 auf Riesling setzte, begann die Renaissance des Stettener Brotwassers als Monopol der Hofkammer. Andreas Fitzel zeichnet dies im letzten Abschnitt eindrücklich nach, indem er alte Handelsbezeichnungen und Etiketten analysiert. So ist die Geschichte des Stettener Brotwassers darüber hinaus ein fesselndes Stück Marketinggeschichte.
Das Buch ist nicht nur für alle lesenswert, die sich mit der württembergischen Weingeschichte befassen. Es sei auch all denjenigen empfohlen, die sich für die Geschichte der Weinlagen und des Weinbezeichnungsrechts interessieren.

Verfasserin: Dr. Christine Krämer, Stuttgart

Aus: Mitteilung der GGW 2/2019

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