Andreas Otto Weber, Jesko Graf zu Dohna:
Die Geschichte des fränkischen Weinbaus. Von den Anfängen bis 1800.

Weinrecht und Verbraucherschutz

Volk Verlag, München 2012. 408 Seiten.
ISBN 978-3-86222-028-1. EUR 29,90


Ein angesehenes Autorenteam unter Leitung der Herausgeber hat sich des sehr dankenswerten Themas der Erforschung der Weinbaugeschichte Frankens angenommen und die umfangreichen Forschungsergebnisse, insbesondere für das Mittelalter und die frühe Neuzeit bis hin zur beginnenden Industrialisierung um 1800, im vorliegenden Buch zusammengetragen.
Konnte man zu früheren Zeiten den Beginn des Weinbaus in Franken nicht genau definieren, so wird im ersten Teil des Buches ausgeführt, dass die vorliegenden schriftlichen Quellen „klar auf die Zeit Karls des Großen als Zeit der Etablierung der Weinkultur im Raum des heutigen Frankens“ deuten. Drei wichtige Förderer waren für die Ausbreitung der Weinkultur im frühen Mittelalter die bestimmende Kraft: das Königtum, der Adel und die Kirche/Klöster. Um 1500 wurde Wein in Franken an nahezu allen einigermaßen klimatisch geeigneten Hängen angebaut und war das allgemeine alkoholische Volksgetränk. Es entwickelten sich regelrechte Weinstädte wie Würzburg, Volkach, Kitzingen, Iphofen und andere. Würzburg wird mit seinen bedeutenden Einrichtungen wie fürstbischöflicher Hofkeller, Bürger- und Juliusspital besonders gewürdigt, zumal zu diesen Einrichtungen viele Urkunden existieren.
In weiteren Kapiteln werden die Entwicklung des Weinbaus und der Weinkultur in den verschiedenen fränkischen Regionen und besonders um die Städte dargestellt. Es werden die verschiedenen Rebsorten und die Agrarwirtschaft, die historische Weinbereitung, der ausgeprägte Weinhandel und selbstverständlich auch der Weinkonsum behandelt. Letzteres ließ sich anhand des „Ungeldes“, einer Umsatzsteuer für den Wein und Indikator für die Weinmenge mehr oder weniger präzise bestimmen.
Wein diente nicht nur dem Genuss, er wurde im Mittelalter auch als krisenfestes Kapital und Zahlungsmittel, insbesondere für Klöster und Stifte verstanden, wie gezeigt wird.
Eine Besonderheit stellen kommentierte Einblicke in Originalquellen zur Weingeschichte aus dem Fürstlich-Castell’schen Archiv in Castell dar, die hier erstmals abgedruckt werden.
Die in einem Kapitel aufgeworfene Frage, ob es eine fränkische Weinbauarchitektur gibt, wird eindeutig mit Nein beantwortet. Einen klar definierten Typus Weinbauernhaus gibt es ebenso wenig wie das fränkische Bauernhaus. Die historische Wirklichkeit ist auch beim Hausbau vielfältig und von einer Vielzahl von Faktoren abhängig.
In einem abschließenden Kapitel wird das Brauchtum der Winzer um den Weinheiligen St. Urban und besonders am Sankt-Urban-Tag beleuchtet. Das Buch empfiehlt sich durch die Vielfalt an Beiträgen zur fränkischen Weinbaugeschichte und Weinkultur; viele Fragen werden einer Klärung zugeführt. Es zeigt aber auch noch viele weitere Ansätze für vertieftere Forschungen.

Verfasser: Dr. Gerhard Stumm, Bad Kreuznach
Aus: Mitteilung der GGW 1/2014

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